Duft der Unschuld - Tennington (German Edition)
sonst?“
„Na ja, du hast mich schon vorher für eine Schlampe und eine Hure gehalten.“
Autsch, das stimmte. Wie sollte ich das angesichts der zahlreichen Gerüche an ihm auch anders gesehen haben?
„Weißt du“, begann ich nun mit etwas festerer Stimme, „meine glorreiche Idee, die Verbindung einzugehen, ist an allem schuld. Ich wusste, dass das hier passieren konnte, dass wir uns trennen und trotzdem ein Leben lang nur noch miteinander Spaß haben können. Ich habe viel riskiert und dir damit etwas genommen. Das tut mir sehr leid.“
„Mir nicht.“
Ich schnaubte aufgebracht. „Dir nicht?!“
„Nein. Ich wusste, was ich tat, und ich wollte es. Das will ich noch immer. Ich will es, weil ich dich liebe, Etienne. Eine Tatsache, die mittlerweile wohl keinerlei Bedeutung mehr hat.“
„Du denkst, mir ist das egal?“
„Was? Meine Gefühle für dich? Nein, sicher nicht. Aber die letzte Woche hat eindrucksvoll bewiesen, dass du mir nicht mehr vertraust.“
„Stimmt. Aber das ist nebensächlich. Alle Gefühle sind jetzt nebensächlich. Das Einzige, was bleibt, ist zu klären, wie wir mit der Situation umgehen wollen.“
Ein Laut wie ein hartes, ironisches Auflachen drang über den Tisch zu mir. „Du meinst, Termine zum Ficken?!“
Ja, genau das meinte ich, aber wie er es nun laut aussprach, und mir ganz nebenbei ein weiteres Mal bewies, wie sehr er alles durchschauen konnte, kam mir mein Vorschlag echt dämlich vor. Was sollte ich denn machen? Vertrauen zu ihm herbeizaubern?
„Ich hätte es anders ausgedrückt, aber ja, wir müssen eine Regelung finden.“
Er sagte nichts, starrte mich nur an. Ausdruckslos, vielleicht auch fassungslos, ich war momentan nicht der Beste darin, das zu analysieren.
„Es tut mir so leid, dich in diese Situation gebracht zu haben, Yves. Ich war kurzsichtig.“
„Du leidest doch mindestens genauso darunter – eher mehr, weil du mir nicht mehr vertrauen kannst.“
„Hör auf damit. Bitte! Wenn ich mich wie zu Anfang geplant, von dir ferngehalten hätte, wäre das alles nicht passiert. Ich habe dir, na ja, uns, das angetan. Deshalb gibt es nur diese Lösung.“
Er schniefte. „Ja, ich weiß. Ich hatte nur gehofft, dass wir einen anderen Weg finden werden.“
„Den gibt es nicht“, sagte ich fest und der Schmerz in seinem Blick versetzte mir einen tiefen Stich. „Ich kann dir Befriedigung geben, aber nicht Vertrauen.“
„Ich weiß“, wiederholte er und seufzte. „Also, wie sollen wir das hinkriegen?“
„Na ja, wir treffen uns, vögeln und gehen danach wieder unserer getrennten Wege.“ Klang doch echt einfach, nicht wahr? Ich hätte an meinen Worten ersticken mögen. Und doch wusste ich, dass das der einzige Weg war. Liebe gab es natürlich noch in mir, aber Hingabe beruhte auf Vertrauen. Und ohne dieses war Sex einfach nur eine auszuführende Tätigkeit.
„Ich sollte dich hassen für diesen Vorschlag“, murmelte er. „Aber das werde ich niemals können.“
„Es tut mir leid.“
„Was? Dass ich dich liebe? Dass ich niemals wollte, dass du mir misstraust? Denkst du wirklich, dass ich dich nur wegen der Verbindung will?!“
„Das habe ich nie behauptet. Ich … kann dir nicht mehr vertrauen. Und das tut mir leid.“
„Ich will das nicht, Etienne!“ Er klang jetzt beinahe weinerlich und ich sah, wie sich seine Augen mit Tränen füllten. „Ich will dich nicht benutzen müssen, um der Verbindung genüge zu tun! Ich will dich lieben!“
„Das geht nicht. Nicht mehr. Bitte verzeih.“
„Ich soll dir DAS verzeihen? Während du mir nicht verzeihen kannst, dass ich dich schonen wollte? Dass ich dir nichts gesagt habe, weil nichts passiert war? Sacrebleu , Etienne!“ Ich blinzelte, weil er aufsprang und bereits durch die Tür war. „Wir sehen uns dann zum Ficken!“
Die Außentür schlug laut hinter ihm zu, ich zuckte zusammen und fühlte mich einfach nur hundeelend.
Ich blieb dort sitzen und starrte vor mich hin. Die Tees dampften schon eine Weile nicht mehr. Irgendwann kam Zachary in die Küche. Ich hatte keine Ahnung, ob Minuten, nur Sekunden oder bereits Stunden vergangen waren, seitdem Yves abgehauen war.
Er seufzte leise und setzte sich neben mich. „Ihr macht es euch wirklich nicht leicht, was?“
Ich schwieg, was sollte ich auch sagen?
„Etienne, du musst tun, was das Richtige ist. Ich werde ganz sicher nicht darüber urteilen. Ich möchte dich aber fragen, ob du ihm wirklich so weh tun willst.“
„Nein“, brachte ich
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