Duft der Unschuld - Tennington (German Edition)
mir mit jedem Tag in seiner Gegenwart mehr so vor, als wären wir beide nur geboren worden, um zusammen zu sein.
Ich wusste ziemlich sicher, dass weder mein Vater noch seine Gentechniker das geplant hatten. Meine Seele hatten sie nie beeinflussen können, auch nicht meine Gefühle. Und schon gar nicht, zu welchem Geschlecht ich mich hingezogen fühlen würde.
Wie schön er war … ihm allein gehörte mein Leben. Er begann sich zu regen und ich blieb lächelnd an ihn gekuschelt liegen.
Er hob den Kopf und seine Lippen legten sich an meine Stirn.
„Guten Morgen“, murmelte er und sein um mich geschlungener Arm drückte mich an ihn.
„Guten Morgen, mon cher . “ Ich hob den Kopf und küsste ihn, ließ meine Hand in seinen Nacken gleiten und hielt ihn fest.
„Haben wir heute schulfrei?“, fragte er und ich starrte erst ihn, dann den Wecker an.
Sacrebleu ! Ich hatte ihn so lange angestarrt und mich in meinen Gedanken verloren, dass ich ganz vergessen hatte, wie spät es war!
Uns blieben genau zehn Minuten, um uns anzuziehen, zu frühstücken und in der ersten Unterrichtsstunde zu erscheinen.
Alarmstart nach einer solchen durchgefühlten Nacht war wirklich das Letzte, worauf ich Lust hatte, dennoch sprangen wir auf und schafften es – ohne Frühstück! – in das Klassenzimmer, bevor unser Französischlehrer erschien.
Der Tag verging nach der frühmorgendlichen Hetzjagd doch recht angenehm und ruhig, abends trafen wir uns mit Frank, Gregorio und William zu einer Partie Playstation im Wohnzimmer. Es war lustig, albern, zotig, eben ganz wie immer. Und neben jeder Menge Chips und Flips verköstigten wir ausnahmsweise Bier. Das taten wir wirklich nicht oft, zumal wir es nicht so ohne weiteres im Laden kaufen konnten.
Die Stimmung war wirklich gut und niemanden störte es, dass ich zwischendurch um Etiennes Hals fiel und ihn knutschte.
Erst spät kamen wir ins Bett und diesmal achtete ich peinlichst darauf, den Wecker zu stellen. Ich liebte es viel zu sehr, in Ruhe frühstücken zu können. Das würde mir sicher nicht noch einmal passieren!
~*~
„Es geht doch nichts über ein ausgedehntes Frühstück“, sagte ich und rieb mir den Bauch. Etienne lachte und zog die Augenbraue mit einem bezeichnenden Blick auf meine Körpermitte hoch.
„Du wirst wirklich noch fett, alter Fresssack!“, maulte er.
„Tja, dann kommst du ums Bodybuilding wohl nicht herum“, schoss ich zurück und kicherte.
Wir machten uns auf den Weg in den Mathematikunterricht und irgendwann im Laufe des Vormittags merkten auch unsere Lehrer, dass so kurz vor den Ferien keiner mehr Lust auf den Unterrichtsstoff hatte.
Der Lunch verging und aus dem ruhigen, beschaulichen Tag wurde ein wahrer Alptraum, als Zachary bleich wie ein Leichentuch in den Klassenraum von Mister Xander platzte.
„Etienne!“, brüllte Zac und ich ergriff reflexartig die Hand meines Freundes, als er aufstand. Mir war furchtbar egal, ob das irgendjemand sah, ich folgte ihm nach vorn und Mister Xander schob uns allesamt aus dem Raum.
„Was ist hier los?“, fragte er streng und Zachary rang die Hände.
„Es tut mir leid, ich muss Etienne abholen. Jetzt sofort!“
Ich spürte, wie sich Etiennes Griff an meiner Hand verstärkte. Irgendetwas war hier ganz und gar nicht in Ordnung.
„Gehen Sie mit ihm zum Dekan. Und Sie, Mister MacMillan, zurück in die Klasse!“, wandte sich Mister Xander erst an Zac, dann an mich.
Bevor ich auch nur den Mund öffnen konnte, schaltete Etienne sich ein. „Yves kommt mit.“ Sein Ton ließ keinen Widerspruch zu, das schien auch Mister Xander zu merken. Er nickte nur und wandte sich zur Tür.
„Was ist passiert?!“, fragte Etienne und wir starrten Zachary an.
„Sie haben dich gefunden, sie kennen deinen neuen Namen!“
„Was?!“, brüllten Etienne und ich zeitgleich.
„Wir müssen zu Stephen, los, kommt!“
Was blieb uns anderes übrig, als hinter Zachary her durch die Flure zu rennen, bis wir das Büro des Dekans erreichten?
Zac klopfte nicht einmal, er stürmte einfach in das Zimmer und wir folgten ihm. Ich schloss die Tür und bekam deshalb nur das Gesprochene mit.
„Was ist los?“, wollte Stephen wissen.
„Ich habe eben das hier in der Post gefunden“, erklärte Zachary und er raschelte an seiner Hosentasche herum, bis er einen Briefumschlag auf den Schreibtisch legte.
Wir traten näher und Stephen las laut vor.
„Wir wissen, dass Sie keinen Sohn haben. Wer ist der Junge, der Ihren Namen trägt?“
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