Duft der Unschuld - Tennington (German Edition)
ewig so liegenbleiben“, setzte er hinzu.
„Wir könnten aber auch …“, begann ich und dann drehte sich alles. Yves und ich rollten Arm in Arm den Hügel hinab durch den Schnee und erlitten bei unserer Ankunft am Fuß einen fürchterlichen Lachkrampf.
„Sag mal“, sagte er und sah sich um. „Ist Giacomo eigentlich abgehauen?“
Gute Frage, darauf hatte ich in der Panik um Yves nun wirklich nicht geachtet. Ich brachte es fertig, mich auf die Knie zu erheben und spürte Yves’ Hand an meinem Oberarm. Er zog mich mit einer einzigen Bewegung, in der er selbst sich ebenso erhob, auf die Füße und klopfte mir den Schnee ab. Ich tat das Gleiche für ihn und wir machten uns auf den Weg bergan, um nach den Tieren zu sehen.
Drent stand an einer Stelle nicht weit von der Hügelkuppe, aber Giacomos cremefarbenes Fell entdeckten wir erst in einiger Entfernung an einem großen, blattlosen Strauch. Yves pfiff nach ihm, aber das beeindruckte Giacomo nicht übermäßig.
„Hier, fang ihn ein“, sagte ich und reichte ihm Drents Zügel. Er saß auf und ritt auf seinen Wallach zu.
Ich wartete. Durch den Schnee zu latschen, nachdem ich schon ellenlang hindurch gerollt war, widerstrebte mir.
Yves schaffte es und fing Giacomo ein, der sich wohl überlegt hatte, dass er zu faul war zur Flucht. Er kehrte mit Drent zu mir zurück und ich saß ebenfalls auf.
„Wollen wir schon nach Hause?“, fragte ich und er hob die Schultern.
„Wenn dir zu kalt ist, ja, aber wenn du es aushältst, lass uns weiterreiten. Ich finde übrigens sehr praktisch, dass du nicht krank werden kannst.“
„Weil?“
„Na ja, es erspart mir, dich gesundpflegen zu müssen!“ Er versetzte Drent einen Klapps, der sofort losschoss. Ich ließ ihn galoppieren und sah, dass Yves mir folgte. Offensichtlich wollte er Giacomo noch ein bisschen auf Trab bringen – im Jagdgalopp.
Ich lachte und genoss es irrsinnig, mir den Wind um die Nase wehen zu lassen. Ich liebte Schnee und alles, was damit zu tun hatte. Und ich wollte nicht darüber nachdenken, dass ich in knappen anderthalb Wochen ohne Yves in die USA fliegen würde.
~*~
Irgendwann spürte ich die nasskalte Kleidung nicht mehr, vielleicht begann sie auch zu trocknen. Trotzdem kehrten wir nach zwei Stunden zur Burg zurück und versorgten die Pferde, bevor wir uns zu einer heißen Dusche im Badezimmer unserer Wohneinheit einfanden.
Heiß war nicht nur das Wasser und wir genossen es beide sehr.
Wir zogen uns unsere Bademäntel an und gingen zurück in unsere Zimmer. Später wollte ich zu ihm rübergehen und wir würden vermutlich innerhalb weniger Augenblicke einschlafen. Immerhin hatten wir die ganze vergangene Nacht kein Auge zubekommen …
Lächelnd zog ich mir einen Pyjama an und betrachtete das von roter Farbe verunstaltete Bild gegenüber dem Schrank. Ich wusste schon, wie ich es verändern würde. Morgen war Samstag, ich würde Dad besuchen und mir Farbe organisieren.
Das neue Bild von Yves sollte ihn so zeigen, wie nur ich ihn sehen konnte.
Kapitel 22
YVES
Es war herrlich, warm und einfach wohltuend, in Etiennes Armen aufzuwachen. Seit ein paar Tagen schliefen wir wieder gemeinsam in einem Bett. Ich drängte mich an ihn, vergrub mein Gesicht in seiner Halsbeuge und atmete die Wärme und die Unschuld ein, die er abstrahlte. Ich liebte es, ihn so nah zu spüren. Und ich hätte nie gedacht, dass ich, den man dazu designt hatte, einen ganz bestimmten Menschen zu beschützen, mich so geborgen fühlen könnte.
Etiennes bloße Anwesenheit gab mir das Gefühl, mich vor nichts fürchten zu müssen. Und das bedeutete mir viel, denn es gab einiges, das mich ängstigte. Zum Beispiel der bevorstehende Besuch im Labor.
Was wollten sie von mir? Noch immer hatte ich darauf keine Antwort gefunden.
Ich konnte einen heftigen Schauder nicht mehr unterdrücken und hoffte, Etienne würde nicht davon geweckt. Im Grunde wusste ich, dass alle Veränderungen mir nur dabei helfen würden, ihn, den Einen, vor Leid zu bewahren.
Das war es wert. ER war es wert.
Ein Lächeln glitt über mein Gesicht, als meine Fingerspitzen über seines wanderten. Mon dieu , wie sehr ich ihn liebte!
Ich war ihm nicht verfallen, nicht hörig, im Gegenteil. Etienne bot mir Geborgenheit und Individualität. Er gab mir eine Form von Freiheit, die ich nie erhofft hatte. Und er gab mir ein Gefühl von Zusammengehörigkeit, von Untrennbarkeit, das ich niemals freiwillig aufgeben würde.
Ich gehörte zu ihm und er zu mir. Es kam
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