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Duft der Unschuld - Tennington (German Edition)

Duft der Unschuld - Tennington (German Edition)

Titel: Duft der Unschuld - Tennington (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nathan Jaeger
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schleppte.
    Natürlich hätte ich das selbst tun können, ich war stark, stärker als jemand mit meiner schmalen Statur sein dürfte. Und trotzdem schlich sich ein hämisches Grinsen auf meine Züge, während ich mir vorstellte, wie der Lakai meines Vaters sich damit abmühen würde.
    Mein Blick fiel auf meinen Schreibtisch. Dort lag meine Umhängetasche. Ich hatte meinen Ebook-Reader durchaus in Gebrauch, aber das hatte mich nicht davon abgehalten, möglichst viele, besonders schwere Druckbücher in meinem Gepäck unterzubringen. Ich wusste nicht, ob ich überhaupt Zeit dazu haben würde, sie zu lesen, aber man wusste bei meinem Vater schließlich nie …
    Das Klopfen an meiner Tür ließ das unwillige, fast panische Kribbeln in meinem Bauch wieder die Oberhand gewinnen. Alle Häme war verschwunden.
    Ich öffnete die Tür, ließ den Fahrer eintreten und deutete wortlos auf den Koffer.
    „Guten Tag, Master Yves. Bitte folgen Sie mir.“
    Oh ja, fein ausdrücken konnten sie sich alle, die Marionetten, die in schwarzen Anzügen und mit bierernsten Mienen jeden Befehl meines Vaters ausführten. Ich brachte ihnen jedoch selten mehr als Verachtung entgegen. Dabei waren sie mir im Grunde egal.
    Vielleicht lag es an meinem Supergehirn, dass mich ihr blinder Gehorsam so abstieß, aber auch das war mir egal.
    Interessant – und grauenerregend! – war für mich nur die Frage, was ich im Labor sollte.
    Ich stieg mit mürrischem Gesicht in den Fond der Limousine, als der Chauffeur mir die Tür aufhielt, dann kramte ich meinen Ebook-Reader heraus und stöpselte die Kopfhörer an. Ich wollte nicht lesen, lieber ein Hörspiel hören. Durch die schwarz getönte Trennscheibe zum Fahrersitz sah ich, dass der Mann nicht allein gekommen war. Ich fragte mich, wozu der Ersatzfahrer gut sein sollte. Normalerweise flogen sie mich mit einem Privatjet zum Labor …
    Müßig, darüber nachzudenken. Ich fand tausende Möglichkeiten und keine erschien mir einleuchtend oder tatsächlich plausibel. Ich würde einfach abwarten.
    Im Warten war ich schließlich Weltmeister, deshalb schloss ich die Augen, kuschelte mich in das weiche Leder der Rückbank und lauschte dem Hörspiel.

    ~*~

    Ein nicht allzu sanftes Rütteln an meiner Schulter weckte mich, begleitet von halblaut gezischelten Worten: „Master Yves, kommen Sie, wir sind da!“
    Ich riss die Augen auf und erkannte den Fahrer. Mit schnellen Bewegungen stieg ich aus und sah mich um. Wie lange hatte ich geschlafen? Wir waren tatsächlich am Ziel. Vor mir im Hafengebiet von Wilhelmshaven lag die weiße, unscheinbare Halle von MacMillan Genetics . Links davon, der Straße näher, stand das alt wirkende Herrenhaus, in dem ich wohnen würde, solange ich hier war. Gewohnheitsmäßig steuerte ich es an, doch ein Räuspern lenkte meine Aufmerksamkeit ab.
    „Master Yves, Sie sollen sofort ins Labor kommen. Gérôme bringt Ihren Koffer derweil in die Villa. Bitte folgen Sie mir.“
    Ganz kurz flackerte Trotz in mir auf und meine Hände ballten sich zu Fäusten. Ich wollte wenigstens in Ruhe auspacken!
    Doch was nutzte es? Jede Minute mehr bedeutete doch am Ende nur eine Verzögerung meiner Heimreise nach Tennington. Ich seufzte vernehmlich und änderte die Richtung, um eine normalgroße, dunkelblaue Metalltür an der Stirnseite des Genlabors zu erreichen.
    Als ich davor stand und die Hand nach der Klinke ausstreckte, wurde die Tür von innen geöffnet und mein Vater stand darin.
    „Yves, da bist du ja.“ Ich rollte die Augen über diesen Scharfsinn meines Erzeugers.
    „Deine Augen scheinen noch zu funktionieren“, befand ich knurrend.
    Er wollte mich an sich ziehen, eine lästige, mir nicht besonders willkommene Geste, die ich mürrisch abwehrte. Das versuchte er sonst nie!
    „Was soll das?! Ich sollte herkommen, ich bin hier, also was?“
    Mein Vater presste die Lippen aufeinander, dann trat er nickend beiseite und ließ mich ein. Ich ging vor ihm her durch einen der langen, schneeweiß gestrichenen Gänge, während er mich zutextete.
    „Es gibt Anomalien in deinen letzten Messergebnissen. Die Tests wirken beunruhigend.“ So, in den letzten Ergebnissen also? Das konnte nur an Etienne liegen, daran, dass ich den Einen bereits gefunden hatte. Ich behielt diese Schlussfolgerung für mich.
    Er sagte noch mehr, aber ich hob abwehrend die Hand über meine Schulter und schwenkte vor dem Hauptlabor nach rechts.
    „Wohin willst du?“, fragte er und ich sah zu ihm zurück. Er hielt bereits eine

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