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Duft der Unschuld - Tennington (German Edition)

Duft der Unschuld - Tennington (German Edition)

Titel: Duft der Unschuld - Tennington (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nathan Jaeger
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Hälfte der Doppelschwingtür zum Kernraum des Komplexes geöffnet.
    „Ich war ’ne Weile unterwegs, vielleicht verwundert es dich zu erfahren, dass ich über einen durchaus normalen Stoffwechsel verfüge und schlicht mal zur Toilette muss!“, erwiderte ich und verschwand hinter der entsprechenden Tür. Das fehlte noch, mir hier vorschreiben zu wollen, wann ich wohin ging!
    Ich ließ mir – voll kindisch – viel mehr Zeit als nötig und sah mich eine ganze Weile im Spiegel über dem Waschbecken an. Absurderweise überlegte ich, während meine Blicke die Konturen meines Körpers entlangfuhren, was Etienne an mir fand. War das nicht vollkommen egal? Ich grinste dämlich und wandte mich mit einem Ruck ab. Es waren seine Empfindungen, die mich für ihn zu etwas Besonderem machten, da spielte es keine Rolle, was ich sah.
    Ich trat mit zögernden Schritten in das Kernlabor und versuchte, die zahlreichen Computerplätze an den Wänden des saalartigen Raumes ebenso zu ignorieren wie den – ausgesprochen bequemen – Liegesessel unter einer zur Zeit nach oben gezogenen Glaskuppel.
    Ich schluckte trocken. Die Angst war wieder da. Irrational und furchtbar real zuckte sie durch meine Eingeweide und ließ Horrorbilder in meinem Kopf aufsteigen.
    Auch das war irrational. Bis auf die Operationen für die künstlichen Gelenke war bislang kein einziger Eingriff schmerzhaft gewesen. Aber dieses kleine Wörtchen ‚bisher‘ ließ für mein gut vernetztes Hirn jederzeit die Möglichkeit offen, dass sich das ändern konnte.
    „Nimm bitte Platz, Yves.“ Mein Vater stand plötzlich neben mir und deutete auf das Zentrum des Raumes. Ich machte mich schweren Herzens auf den Weg.
    „Was genau war denn nicht in Ordnung an den Messwerten?“, fragte ich, während ich mich auf dem Liegestuhl niederließ und die Beine hochlegte.
    Doktor Jenkins, der schon am Stuhl unter der Kuppel auf mich gewartet hatte, lächelte mich an, als er neben mich trat.
    Ich richtete mich auf und zog Pullover und Longsleeve über den Kopf. Hier drin war es warm genug, außerdem würden in Kürze haufenweise Überwachungsgeräte an meiner Brust und meinen Armen angeschlossen werden. Jenkins begann damit, Blutdruck- und Pulsmesser zu platzieren.
    „Die Ergebnisse der letzten drei Monate zeigen massive Anstiege in der Produktionsmenge deiner biogenen Amide. Sämtliche Neurotransmitter kletterten im September auf schier unglaubliche Werte“, erklärte Jenkins. „Danach fielen sie etwas ab, hielten aber seitdem einen Level, der selbst für deine Hirnaktivität noch ungewöhnlich hoch ist.“
    Oh, also wirklich. September … ich dachte daran, dass ich mich nach der Verbindung mit Etienne seltsam gefühlt hatte, dass etwas sich verändert und vor allem verbessert hatte. Kein Zweifel, es musste mit Etienne zusammenhängen.
    „Wären solche Werte zu einem bestimmten Zeitpunkt zu erwarten?“, fragte ich, während Jenkins einen dünnen Stirnreif über meinen Kopf streifte. Er rückte daran herum, bis das silberne Band meinen Kopf auf Stirnhöhe umschloss.
    Er musterte mich, sah tief in meine Augen, als hätte er durchschaut, dass meine Frage einen konkreteren Hintergrund hatte, als meine Wortwahl andeutete. „Du weißt, du bist der Prototyp, Yves. Wir wissen zu wenig, um solche Spekulationen zu tätigen.“
    Tja, schon Pech, wenn die Wissenschaftler, die das Superhirn erschufen, selbst nicht einmal halb so schlau waren.
    Ich schnaubte spöttisch. „Ihr alle wisst doch ganz genau, was ihr erwartet. Zum Beispiel, wenn irgendwann der Typ auftaucht, den ich für euch beschützen soll.“
    „Du sollst ihn nicht für uns beschützen, Yves.“ Die Stimme meines Vaters ließ mich den Kopf in seine Richtung drehen. Er stand nun auf der anderen Seite des Stuhls und sah mich ebenso forschend an wie Jenkins es eben getan hatte. Was er sagte, versetzte mich jedoch in hellen Aufruhr.
    „Nicht für euch? Für wen dann?“, hakte ich nach. Seine Information, so unwichtig sie auch klingen mochte, war für mich vollkommen neu.
    „Können wir das besprechen, wenn es so weit ist?“, ruderte mein Vater zurück. Offensichtlich hatte er seinen kleinen Versprecher erkannt.
    „Nein, können wir nicht. Wer steckt hinter all dem hier? Für wessen krankes Hirn ist es so wichtig, dass dieser Kerl beschützt wird und am Leben bleibt?“ Ich spielte meine übliche Rolle. Den wütenden, sich total ungerecht behandelt fühlenden jungen Mann, der einfach nur normal sein wollte. Hundertfach

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