Duft des Mörders
Chefkoch Schritt für Schritt durch die Zubereitung geführt.“
Jenna hatte sich vorgenommen, irgendwann einmal die Probe aufs Exempel zu machen, doch bislang hatte sie nicht den nötigen Mut aufbringen können.
Sie ging die bunten Plastikhüllen durch, zog die mit der Aufschrift ‚Coq au Vin‘ heraus, ersetzte die CD durch die Fotos und steckte die Hülle zurück. Man musste schon sehr genau hinsehen, um zu erkennen, dass sich in der durchsichtigen bunten Plastikhülle keine CD mehr, sondern die Fotos befanden.
Während sie die Rezeptbox an ihren angestammten Platz zurückstellte, musste Jenna vor Nervosität lachen. Wovor fürchtete sie sich? Dass jemand mitten in der Nacht in ihr Apartment eindrang, um die Fotos zu stehlen? Wer sollte wissen, dass sie diese Fotos hatte? Da hätte man sie schon auf Schritt und Tritt beobachten müssen, und auch wenn Jenna nicht Sherlock Holmes war, ihr wäre aufgefallen, wenn jemand sie verfolgt hätte.
10. KAPITEL
„W as ist passiert? Sind Sie plötzlich Mike Hammer geworden?“
Frank saß an seinem Schreibtisch, blickte auf und sah Tanya in der Tür zu seinem Büro stehen, eine Hand in die Hüfte gestützt. „Mike – wer?“
„Mike Hammer. Der berühmte Privatdetektiv aus Roman und Kino.“
„Du sprichst mal wieder in Rätseln, Tanya. Vergiss es. Ich bin nicht in der Stimmung.“
Seine Worte schienen sie nicht zu beeindrucken. „Willst du damit sagen, ich soll eine potenzielle Klientin einfach wieder wegschicken?“
„Nein, um Himmels willen!“ Frank griff hastig nach seinem Jackett, das er über die Sessellehne gehängt hatte. „Wer ist es?“
„Eine Kombination aus Cindy Crawford und Jennifer Lopez. Darum meine Anspielung auf Mike Hammer. Zwei schöne Frauen an zwei Tagen! Wenn du so weitermachst, wird noch ein Hollywood-Produzent dein Leben verfilmen wollen.“
„Hat die Klientin auch einen Namen?“
„Amber Lear.“
Frank versteifte. „Adams Frau?“
„Adams Witwe, um genau zu sein. Sie trägt Schwarz, aber der Tod ihres Mannes scheint sie nicht sehr mitzunehmen. Nun, vielleicht meint sie auch, sie müsse nicht in aller Öffentlichkeit trauern.“
„Ist das alles?“
„Willst du noch mehr hören?“
„Nein, den Rest kann ich selbst beurteilen.“ Er strich seine Krawatte glatt. „Gut, dann schick sie rein.“
Tanya hatte nicht übertrieben. Selbst in ihrem schlichten schwarzen Kostüm und ihren dezenten schwarzen Pumps strahlte Amber Lear eine exotische, schwüle Sinnlichkeit aus, die auch dann wahrnehmbar gewesen wäre, hätte sie sich in Lumpen gekleidet.
Sie wirkte nervös und unsicher, was durchaus verständlich war. Einen Privatdetektiv aufzusuchen, kurz nachdem der eigene Ehemann ermordet worden war, war nichts Alltägliches.
„Mr. Renaldi?“ Ihre Stimme war samtweich.
„Der bin ich.“ Er ging um den Schreibtisch herum und kam ihr entgegen, um ihre zierliche Hand zu ergreifen. „Ich möchte Ihnen mein Beileid aussprechen. Der Tod Ihres Mannes hat mich tief getroffen.“
„Danke.“
Er nahm den Zeitungsstapel vom Besucherstuhl und legte ihn an einer anderen Stelle ab. „Nehmen Sie doch bitte Platz.“
Sie war eine von diesen Frauen, die eine Staatsaktion daraus machten, wenn sie sich nur hinsetzten. Sie schlug das eine lange, wohlgeformte Bein langsam über das andere, wobei der Saum ihres Rocks einige Zentimeter weit über das Knie rutschte. Tanya hatte Recht, diese Frau hätte einem Mike-Hammer-Roman entsprungen sein können.
Mit ihren grünen Augen betrachtete sie ihn kühl. „Sie und Adam waren alte Freunde, nicht wahr?“
„Hat er Ihnen das gesagt?“
„Er sprach öfters von Ihnen, allerdings hat er nie erwähnt, dass Sie Privatdetektiv sind.“
„Bis vor ein paar Tagen wusste er das auch noch nicht.“
„Sie meinen, bis er Sie vor ein paar Tagen aufsuchte, richtig?“ Sie wartete darauf, dass er ihre Worte bestätigte. Als er nicht reagierte, lächelte sie. „Ich weiß, dass er hier war, Mr. Renaldi. Ich sah Ihren Namen in seinem Terminkalender und habe im Telefonbuch Ihre Adresse herausgesucht. Da sah ich, dass Sie Privatermittler sind.“
„Und was kann ich für Sie tun, Mrs. Lear?“ Die Frage war eine reine Formalität, denn er kannte längst den Grund für ihren Besuch.
„Ich möchte wissen, warum mein Mann hier war.“
„Wir waren alte Freunde.“
„Wenn es ein Freundschaftsbesuch gewesen wäre, dann hätte er mir den nicht verschwiegen. Also nehme ich an, dass er Ihre Dienste als
Weitere Kostenlose Bücher