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Duftspur

Duftspur

Titel: Duftspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sinje Beck
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Mann, glaub doch was du willst!« Luca rappelt sich vom Bett auf und macht Anstalten, den Raum zu verlassen. Du hast es vermasselt, schimpft der Advokat. Warts ab, denke ich, der ich neben dem Haufen Geld sitze. Luca stoppt in ihrer Aufbruchbewegung, dreht sich zu mir um, ihre Augen funkeln, sie rafft mit beiden Händen in Amber und Scheine und bewirft mich mit dem Zeug. Schätzungsweise fliegen mir rund 7000 Euro um die Ohren. Während es um mich herum Brocken regnet, schreit sie schrill:
    »Und das! Was ist damit?« Sie hält das Zeug für einen Beweis ihrer Geschichte, sinkt nach dem Wutausbruch auf den Boden, um mit gebrochener Stimme fortzufahren: »Alles umsonst. Aus, vorbei. Vermutlich ist der Rest des Ambers verbrannt. Das hier«, sie zeigt auf das Bett, »das ist das Einzige, was ich genommen habe. Was soll ich denn jetzt machen? Ich kann doch keinem mehr trauen.« Die Frage galt wohl eher dem Allmächtigen, mir jedenfalls nicht. Während der blaue Vulkan tobte, hatte ich mich nicht gerührt. Luca starrt still in das schon fast verlöschende Teelicht. Ich zünde das zweite an und puste das erste aus. Frag sie, so der nüchterne Stratege Advokat, womit Michael die 100 kg Amber transportieren wollte. Doch nicht auf einem Tandem.
    »Wie wollte Michael das Zeug transportieren? Wo aufbewahren? Wer sind die Abnehmer?«
    »Oh Mann, du kannst Fragen stellen«, stöhnt sie.
    Da muss ich ihr recht geben, denn wenn ich was kann, dann fragen.
    »Das war überhaupt der größte Witz. Die grauen Steine waren in den Sitzen eines alten Pandas verteilt und auf dem wiederum prangte ein fettes Greenpeace-Logo – hat Michael mir so erzählt.« Aha, gesehen hatte sie den Wagen also nicht. Sagt sie.
    »Die Abnehmer kenne ich nicht. Ich war immer nur Kurier. Habe die Pakete abgeliefert, manchmal auch versendet, an ein Postfach im Saarland zum Beispiel. Einmal habe ich ein Paket nach Luxemburg gebracht und immer öfter kamen Rumänen an meinen Stand. Denen habe ich dann jedes Mal noch ein bisschen Trödel angedreht. Ha, da gab es mal eine Aktion mit Weihnachtsgeschenken für rumänische Kinderheime. Statt eine Bibel reinzupacken, haben die dort die Steine rein gesteckt und haben das unbehelligt über die Grenzen gebracht. Hat Michael erzählt. Vielleicht üben sich die Leute da im Fälschen edelster Düfte, keine Ahnung. Fachleute sagen, man rieche den Unterschied zwischen echtem und synthetischem Amber.« Ich muss unbedingt im Internet recherchieren, ob das alles sein kann, was Luca mir erzählt. Düfte und Lockstoffe, Sex und Aphrodisiakum, Pheromone und Biber, Geldgeilheit und Dufttests, die Wörter fallen übereinander her. Eigentlich habe ich die Nase voll für heute, bin todmüde. Du musst noch herausfinden, mit wem Luca im Haus war und mit wem sie draußen gerangelt hat, drängelt Kalle. Mein Herz beginnt wieder zu rasen. Die Person im Garten hatte ich schon fast verdrängt. Vielleicht war das die gleiche wie drinnen. Doch wie soll die rausgekommen sein? Vor meinem inneren Auge glänzt schwarz schimmernd eine verkohlte Leiche mit zum Schrei verformtem Mund. Mein Bild gleicht dem Edvard Munchs.
    »Wer war mit dir im Haus?«, frage ich und versuche mein zitterndes Bein unter Kontrolle zu bringen.
    »Niemand.«
    »Du lügst doch. Ich habe Stimmen gehört.«
    »Ich habe vor mich hin geschimpft. Da war niemand!« Zu gerne würde ich das glauben. Kennen Sie das? Man ahnt etwas, doch will es nicht wahr haben. Besser wäre es in so einem Moment, man würde nicht weiter bohren und dumm sterben, statt mit der Erkenntnis einer Schuld oder einer ›vielleicht Mitschuld‹. Setzt sich bei mir etwa schon die Rechtfertigungsmaschinerie in Gang?
    »Mit wem hast du draußen um den Rucksack gekämpft?«, gebe ich trotzdem nicht nach.
    »Scheiße, Mann, ist das hier ein Verhör oder was? Mir brannten die Augen. Ich habe es echt nicht gesehen. Groß und stark war er auf jeden Fall. Könnte Michael gewesen sein oder auch nicht ...«, ihre Stimme wird immer leiser. Ich muss schon fast die Ohren spitzen.
    »Alfons?«
    »Was kommst du mir mit dem? Alfons, der Gute, der weiß doch von überhaupt nix. Der denkt doch, ich wäre auf einem positiven Weg, ein Stück weit. Ist dir mal aufgefallen, dass bei Pädagogen alles ein Stück weit besser wird?«, schreit sie mich plötzlich an. Ich glaube, sie macht eine Fratze während sie jetzt wieder leiser weiterspricht:
    »Ich sehe, du nutzt im Rahmen deiner Möglichkeiten dein sprachliches Potenzial ein

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