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Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition)

Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition)

Titel: Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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die Steigbügel, verlagerte sachte mein Gewicht. Lucky reagierte sofort und machte einen Schritt nach vorne rein in die Balance, und dann gingen wir in einem raumgreifenden Schritt quer über den Platz, um die Hindernisse herum. Ein paar Runden auf der rechten Hand, ein paar Runden auf der linken Hand. Lucky reagierte erstaunlich feinfühlig auf jede meiner Gewichtsverlagerungen. Enge Volten rechtsherum, linksherum. Meine Anspannung aus dem Körper wich mehr und mehr. Ich brauchte die Zügel gar nicht aufzunehmen, so sensibel war unsere Verbindung. Ich wechselte in den Trab. Seine Tritte unter mir waren weich und federnd. Er besaß wunderschöne Gänge, mit viel Kraft. Er trat ganz tief unter seinen Körper, machte seinen Rücken rund, sodass ich fühlte, wie seine Muskeln unter mir spielten. Alles in mir rückte an den richtigen Platz. Die zwei Veras in mir vereinten sich. Tränen vor lauter Glück traten mir in die Augen, wie sehr hatte ich das Reiten vermisst! Nur über meine Gedanken wechselten wir in einen Galopp, der mich hin und her wiegte wie in einem Schaukelstuhl. Ich lachte laut auf, was Lucky erschrocken mit einem kleinen Hopser kommentierte. Ich nahm die Zügel auf, machte ein elastisches Band daraus, das uns beide in der Bewegung verband. Der Wind ging mir durch das Gesicht. Ich parierte ihn durch, sprang ab, öffnete das Tor von dem Platz, und dann ritt ich in den Wald.
    Der Wald duftete nach Regen und Frühling. Die Vögel zwitscherten aufgeregt, wenn ich an ihnen vorbeikam. Unter mir prustet Lucky, ich spürte seine Aufgeregtheit in mir. Das war Freiheit und Abenteuer zugleich. Das gefiel ihm, genau wie mir. Es gab eine schöne Galoppstrecke, auf sandigem Boden den Berg hoch, absolut ideal für unsere Stimmung. Ich gab ihm mehr Zügel, verlagerte mein Gewicht, und schon galoppierten wir den Hang hoch. Woran ich nicht gedacht hatte, war der Baumstamm, der am Ende der Strecke lag, als der Weg abflachte. Bevor ich einen klaren Gedanken fassen konnte, sprangen wir bereits darüber. Keuchend parierte ich Lucky durch. Ich war gesprungen, ich war zum ersten Mal nach meinem Unfall wieder gesprungen. Am liebsten hätte ich laut geschrien, doch in Anbetracht des Pferdes blieb ich äußerlich stumm. An dem Hals von Lucky bildete sich Schaum. Er schüttelte sich unter mir und biss mich übermütig in den Stiefel. Ich massierte lächelnd seinen Mähnenkamm. In einem ruhigeren Tempo ritt ich wieder mit ihm zurück. Als ich aus dem Wald kam, sah ich Duke in der Ecke seines Paddocks stehen, dort, wo er den besten Blick auf den Waldweg hatte. Wie er dort so stand, schwor ich ihm, dass eines Tages wir beide diesen Weg entlangreiten würden.

    Bei der Suche nach dem Brief von der FEI stellte ich das ganze Haus auf den Kopf. Ich konnte nichts finden. Selbst in der Akte von Flying High fehlte jeder Hinweis auf den Unfall. Noch nicht mal einen Zeitungsausschnitt gab es. Die Recherche im Internet gab ebenso wenig her. Mir kam es vor, als hätte jeder von dem anderen abgeschrieben. Die durchgängige Meinung war, dass Fly das erste Hindernis vom Doppelsprung gerissen haben sollte und die Stangen unglücklich zwischen die Beine bekam.
    Bei der Suche nach Unterlagen im Haus fiel mir die Visitenkarte von Irene Westfeld in die Hände. Das erinnerte mich erstens daran, dass ich die Stuten mit den Fohlen wieder zurückholen wollte, und zweitens, dass sie als Richterin auf dem Turnier dabei gewesen war. Doch außer ihrem Anrufbeantworter und später einer Angestellten, die freundlicherweise anbot, einen Rückruf zu veranlassen, erreichte ich nichts. Zurückgerufen werden wollte ich nicht. Also erklärte ich, dass ich es später wieder versuchen würde.
    Ich ging zurück in den Stall. Thomas hatte den Entscheidungsritt von Melanie und Lady auf den Donnerstag vorverlegt, da sie freitags in der Schule war. Sie trainierte bereits mit Lady, wie immer in der Halle.
    „Komm, lass uns rausgehen.“
    „Ich weiß nicht.“ Melanie fürchtete sich vor dem Außenplatz.
    „Wenn du auf dem Turnier startest, bist du auch draußen, also los.“
    Ich ging voran, und sie folgte mir zu Fuß mit Lady an der Hand. Das Pferd fing laut an zu wiehern, als ihr die frische Luft um die Nase wehte. Der Schweif ging hoch, und sie trabte neben Melanie her. Ich schloss sicherheitshalber das Tor vom Platz.
    „Oh, Hilfe, sie ist total aufgeregt.“ Melanie stand die Besorgnis ins Gesicht geschrieben.
    „Genau, darum geht es, Melanie, gegenseitiges Vertrauen.

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