Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition)
noch fertig machen.“
„Du hast so schön geschlafen. Fest wie ein kleines Baby. Bis auf das Schnarchen.“
„Kannst du mal aufhören, mich zu ärgern?“, fuhr ich ihn an.
„Klar.“ Er stand auf. „Alles, was du möchtest.“ Es verunsicherte mich, wie er da vor mir stand, die Hände ausgebreitet. Ich ging einen Schritt zurück, drehte mich um. Mein Gehirn war vom Schlafen noch auf langsamen Modus gestellt. Henning stellte sich hinter mich und zeigte mit der Hand über meine Schulter auf den Zaun. Er war fertig.
„Hab ohne dich weitergemacht. Was nicht heißen soll, dass wir morgen nichts zu tun hätten. Oder wolltest du dich doch lieber in einem Sonnenstuhl auf die Terrasse setzen, weil du die körperliche Arbeit nicht mehr gewohnt bis?“
Mein Gefühl schwankte zwischen Beleidigtsein und Ignorieren. Nach seiner seltsamen Antwort von davor entschied ich mich fürs Ignorieren. In keinem Fall würde ich klein beigeben. Obwohl mir sehr bewusst war, dass er mich mit dem Spielchen genau dorthin brachte, wo er mich haben wollte.
Wir gingen zum Auto zurück. Ich zog die Handschuhe aus und warf sie ihm zu: „Morgen, gleiche Zeit, gleicher Ort.“ Ich sah mich um und korrigierte mich. „Neuer Ort, wollen mal sehen, wie lange du durchhältst.“
Henning grinste breit. Wir verstauten alles im Auto, stiegen ein und fuhren zurück.
5
Ich schloss die Haustür auf.
„Mama?“
Keine Antwort. Ich sah in der Küche nach. Kein Zettel, nichts. Ich ging die Treppe hoch, aber auch hier war sie nicht. Etwas ratlos stand ich im Flur, dann stieg mir mein eigener Geruch in die Nase. Ich hatte kräftig geschwitzt. Bis ich geduscht war, würde Mama schon auftauchen. Zwanzig Minuten später stand ich fertig für das Krankenhaus in der Küche, ratlos. Von Mama noch immer keine Spur. Ich sah auf die Uhr, schon halb fünf. Sollte ich bei den Sanders anrufen? Mein Blick schweifte von der Uhr zum Telefon und wieder zurück. Nein, zehn Minuten würde ich noch warten. Die Minuten verstrichen. Zögernd näherte ich mich dem Telefon.
Es klingelte an der Tür, bevor ich das Telefon abheben konnte. Hatte Mama etwa ihre Schlüssel vergessen? Es klingelte erneut, und ich ging an die Tür.
„Hey.“ Verwundert starrte ich Henning an. Frisch geduscht, in schwarzer Hose, weißem Hemd und einem grünen Pullover stand er da und lachte mich fröhlich an.
„Was ist los?“
„Junge Frauen sollte man nicht alleine lassen.“ Anscheinend sah ich genauso verständnislos aus, wie ich mich fühlte. Sein Grinsen wurde stärker, dann versuchte er ernsthaft auszusehen. „Deine Mama ist vor zwei Stunden ins Krankenhaus gefahren.“ Er zog sein Handy aus der Tasche. „Sie hat versucht, mich zu erreichen, aber ich hatte vergessen, dass wir bei der Wiese in einem Funkloch sind. Und da sie sich nicht sicher war, ob du überhaupt bei mir bist, ist sie schon losgefahren.“
Der Boden wankte vor meinen Augen, meine Knie sackten ein. Er ist tot, schoss es mir durch den Kopf. Henning fing mich auf.
„Hey, langsam. Was denkst du? Dass ich grinsend vor dir stehe, wenn etwas Schlimmes passiert wäre?“
Er half mir vorsichtig, auf der Treppe niederzusitzen. Ich schüttelte den Kopf. Henning legte den Arm um mich, und das war zu viel für mich. Die Tränen kullerten aus meinen Augen, ich kam mir ziemlich blöd vor. Ich heulte seinen schönen Pullover nass, und er ließ mich einfach. Irgendwann zog er ein Taschentuch aus der Hosentasche und reichte es mir. Ich schniefte es voll.
„Besser?“
Ich versuchte zu lächeln, doch mir gelang nur eine Grimasse.
„Ein bisschen viel für dich“, stellte er fest.
„Es geht schon wieder. Nur...“, ich setzte mich gerade, sah hoch und schaute genau auf den Reitplatz. Jemand sprang mit einem Pferd über ein Hindernis. Das Pferd war gut, richtig gut, wie ich sofort erkannte. Mir stockte zum zweiten Mal das Herz. Ich wandte meinen Blick schnell Henning zu. Mit einer Armbewegung umfasste ich alles rund um mich herum. „Hier zu sein fällt mir schwerer, als ich gedacht habe. Und dann liegt auch noch Papa im Krankenhaus.“
Er nickte.
„Weshalb ist Mama denn jetzt ins Krankenhaus gefahren?“
„Die Ergebnisse von der Untersuchung sind da, und der behandelnde Arzt wollte mit Marianne das weitere Vorgehen besprechen.“
Das war längst nicht so beruhigend, wie ich es erhofft hatte.
„Möchtest du ins Krankenhaus? Ich muss noch ins Büro. Ich könnte dich mitnehmen.“
Ich nickte. „Das wäre total nett
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