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Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition)

Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition)

Titel: Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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Öse des Halfters einzuhaken. Weiteratmen, ich strich Duke den Hals entlang, kraulte seinen Widerrist, lehnte mich vorsichtig an seinen Körper. Seine Wärme ging auf meinen kühlen Körper über. Ich öffnete mein Herz und ließ seine Nähe einfach nur zu. Alles war so vertraut, so nahe, so richtig. Einfach nur sein, ich sein, er sein, wir beide sein, und das Pferd ließ es zu. In diesem Moment wurde mir klar, dass nicht er mich brauchte, sondern ich ihn. Diese Nähe hatte ich so unendlich vermisst. Der Geruch von meinen Körper, gemischt mit dem ganz eigenen von Duke. Ich atmete alles tief in mich ein, spürte dem allen in mir nach, und zum ersten Mal seit langer Zeit fiel mein Bedürfnis wegzulaufen von mir ab.
    Erst das Geräusch von einer Hängerklappe, die ganz leise geöffnet wurde, holte mich aus meinem Versunkensein in die äußere Welt zurück. Ich drehte mich um. Duke spielte mit den Ohren, doch ich ließ ihn nicht den Kontakt mit mir unterbrechen. Ich blieb bei ihm, gab ihm Fürsorge und Sicherheit, wie eine Leitstute gegenüber seinem Herdenmitglied. Dann öffnete ich die Box. Er folgte mir brav heraus und ging mit mir die Rampe hinauf in den Hänger. Ich wartete, bis Lasse die Stange eingehakt und die Klappe verriegelt hatte und band unterdessen den Führstrick in der Öse des Hängers fest. Der Motor des Autos startete, und erst jetzt ging ich mit einem letzten Kraulen an der Stirn aus der Vordertür und drückte sie sanft zu.
    Als ich auf dem Beifahrersitz saß, fuhr Lasse vorsichtig an. Ich schloss die Augen wieder. In Gedanken war ich bei Duke, fühlte die Bewegungen des Hängers. Die Rechtskurven, die Linkskurven, das langsame Abbremsen vor den Ampeln und das leichte Anziehen, wenn es weiterging. Es war wie das gleichmäßige Fließen eines Stroms, mal ein wenig spritziger über Steine, dann wieder ein ruhiges Dahingleiten. Ich stellte mir vor, wie Duke sich auf seinen drei Beinen ausbalancieren und geschickt die Kurven abfedern würde mit seiner starken, kräftigen Hinterhand. Lasse war wirklich ein sehr geschickter Fahrer. Erst als er anhielt und das Motorgeräusch aufhörte, öffnete ich wieder die Augen.
    Ich machte die Vordertür des Hängers auf. Duke stand umgeben von dem feuchten Dampf seines Körpers, die Anstrengung von der Fahrt, seine seelische Anspannung war zu spüren. Ich ging zu ihm hinein, und Lasse öffnete die Klappe. Ein kurzer Augenkontakt mit mir genügte, dann öffnete er die Stange.
    Duke blieb an der Schulter von mir stehen und schoss nicht aus dem Hänger. Ein kleiner Impuls am Strick, nach jedem Schritt wieder verharrend, während seine Hinterhand sich suchend nach hinten tastete, ging ich mit ihm rückwärts die Rampe hinunter. Die Stalltür und die erste Box standen bereits offen. In einer Ecke war ein kleiner Haufen Stroh, in der anderen Ecke lag Heu. Der Weg nach draußen zum Paddock war mit einer Tür versperrt, die dem Pferd bis zur Brust reichte. Den Plastikvorhang schob ich zur Seite, so konnte Duke auf die Hügel sehen. Ich drehte Duke in der Box, schob die Tür zum Gang halb zu und löste das Halfter vom Kopf. Das Pferd drehte sich wieder zurück und streckte seinen Kopf zum Paddock hinaus. Ein helles trompetendes Wiehern ließ den ganzen Körper des Tieres erzittern. Gleich darauf kamen Erwiderungen aus den anderen Boxen. Ich lächelte, schob die Tür zur Stallgasse komplett zu und machte es mir im Schneidersitz in der Ecke gemütlich.
    Duke musste noch ein paar Mal wiehern, lauschte auf die Antworten mit wachsam aufgerichteten Ohren und ließ die Augen hin und her wandern über das Paddock und die sanften Hügel. Irgendwann hatte er genug gesehen, er untersuchte die beiden Haufen, schnappte sich einen Mundvoll Heu und stellte sich wieder vor die Tür zum Paddock. Kauend beobachtete er erneut die Umgebung. Sein Gewicht hatte er größtenteils auf die Hinterhand und das unverletzte Vorderbein verlagert. Bei seinen Bewegungen achtete er darauf, den Fuß zu schonen.
    Ich saß in der Box, die Ellenbogen auf die Knie gestützt, und beobachtete Duke. Wochenlang hatte ich in der Reha versucht, irgendeine Entspannungstechnik zu üben, damit die Bilder in meinem Kopf verschwanden und ich ohne Tabletten einschlafen konnte. Hier und jetzt war ich vollkommen glücklich. All die Unruhe in mir war weggewischt. Keine Frage war mehr wichtig. Ich musste lachen, als Duke sich umdrehte, mich ansah und vor Schreck fast einen Satz zurück machte. Wie er langsam den Hals nach vorne

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