Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition)
Duke wegbringe.“ Ihre Stimme zerbrach. „ Er ist nicht stark. Überhaupt nicht.“
„Mama, ich habe Thomas eine geknallt.“ Ich wusste nicht, warum ich ihr das ausgerechnet in diesem Moment und so sagte. Vielleicht hatte ich Angst vor dem, was sie mir noch sagen könnte.
„Was hast du?“ Sie sah mich entsetzt an. „Aber wieso?“
Ich zuckte mit den Achseln „Es hat sich so ergeben.“ Ihre Augen waren immer noch weit aufgerissen, schnell sprach ich weiter. „Er wusste noch nicht mal, dass Papa eine Herz-OP hatte“, versuchte ich mich zu verteidigen. Mit dem zeitlichen Abstand kam mir meine Reaktion inzwischen übertrieben vor. Mama stöhnte und rieb sich mit der Hand durch das Gesicht.
„Nein, wusste er nicht. Weil Henning erst alles regeln wollte, bevor er ihm davon erzählte. Ach, Vera, musst du dich eigentlich überall einmischen?“
„Was will Henning regeln?“, fragte ich misstrauisch und setzte mich auf. Ich dachte an das Gefühl, dass mich überkommen hatte, als ich mit Thomas sprach. Traf ich wirklich meine eigenen Entscheidungen?
Sie warf mir einen langen Blick zu. „Es ist schon spät und ich bin müde.“ Ohne eine weitere Erklärung, stand meine Mutter auf und verschwand aus meinem Zimmer. Ich ließ mich wieder zurückfallen. Es hatte keinen Zweck, ihr hinterherzulaufen, sie würde nichts mehr sagen.
Der nächste Tag begann für mich sehr früh. Ich hatte schlecht geschlafen. Meine Angst um Duke zerfraß mich fast. Wie konnte ich sicherstellen, dass Thomas Duke nicht einschläfern ließ? Ich war in das Büro meines Vaters gegangen. Die Kombination unseres Wandsafes hatte sich nicht verändert. Hier lagen alle Besitzurkunden der Pferde. Dukes war auch dabei, überrascht zog ich die Luft ein, als ich den eingetragenen Besitzer las: Henning Sander. Ich setzte mich auf den Stuhl, prüfte alles ein zweites Mal. Nein, es war kein Fehler, Duke gehörte Henning. Nun, das löste schon mal mein dringendstes Problem. Ohne das Einverständnis von Henning konnte Thomas Duke nicht einschläfern. Gleichzeitig warfen sich neue Fragen für mich auf. Wieso um alles in der Welt besaß Henning ein Pferd, wo er nicht ritt? Und warum ausgerechnet Duke?
Arbeit war das beste Mittel, wenn sich meine Gedanken überschlugen. Ich ging in den Stall und begann mit dem Füttern der Pferde. Beim Misten begann ich mit der Box von Duke. Ich kontrollierte sein verletztes Bein, es schien alles in Ordnung zu sein. Als Lasse auf den Hof gefahren kam, erzählte ich ihm, was gestern vorgefallen war. Er versprach mir, nicht in die Nähe von Duke zu gehen. Erst dann ging ich rüber zum Frühstücken. Ich hatte mir für heute vorgenommen, die zwei Wiesen hinter dem Wald von den Winterschäden zu befreien. Vielleicht konnten wir so die Mutterstuten mit den Fohlen zu uns zurückholen. Das bedeutete zwar noch mehr Arbeit, andererseits würde es eine Menge Geld sparen.
Ich schwang mich auf den großen Traktor, als Lasse mit Dawinja auf den Platz kam. Eine Drehung am Zündschlüssel, das satte Geräusch des Traktors durchbrach die Stille auf dem Hof und die Vibration der Motoren versetzte meinen Sitz in eine gleichmäßige Schwingung. Es fühlte sich an wie in alten Zeiten. Dawinja ließ sich von den lauten Geräuschen nicht im Mindesten stören. Unter Lasse ging sie wie ein Lämmchen, was mich nicht wunderte. Lasse war immer ruhig, besaß eine weiche Hand und strahlte eine Autorität aus, die Pferde sofort anerkannten. Nie hatte ich erlebt, dass er ein Pferd anschrie oder gar seine Wut an ihm ausließ. Aus diesem Grund war Thomas zweimal aus seinem Training geflogen. Daraufhin verlor Lasse seinen Job als Jugendtrainer.
Ich winkte ihm kurz zu und legte den Gang ein. Ja, es war fast so wie in alten Zeiten, allerdings hatte ich so einiges im Umgang mit dem Traktor verlernt. Ich brauchte den ganzen Vormittag, bis ich wieder mit allem vertraut war. Im ersten Arbeitsgang schleppte ich die Wiesen ab, sodass die Flächen wieder eben waren. Dann mulchte ich die Stücke. Für den Rand stieg ich ab und arbeitete alles mit der Motorsense nach. Gegen elf Uhr setzte ein Nieselregen ein, der sich in kurzer Zeit in einen richtigen Regenschauer verwandelte. Aprilwetter, es half nichts, damit war meine Arbeit auf den Wiesen beendet. Ich wollte nicht riskieren, dass ich die Grasnarbe beschädigte. Also fuhr ich zurück zum Stall. Duke begrüßte mich mit einem leisen Wiehern. Ich holte ihn heraus, bürstete ihn leicht über, machte die Hufe,
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