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Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition)

Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition)

Titel: Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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Untersuchung.
    „Hm“, murmelte er, „ist wirklich warm. Sei so lieb und mach schon mal den Verband ab.“
    Während er hinausging und in seiner Tasche kramte, hob ich das Bein von Duke an, stützte es mit meinem Bein und wickelte den Verband ab. Die Wunde sah sauber aus. Dr. Brenner kam, sah sich alles genau an, drückte mal an der, mal an einer anderen Stelle, bewegte das Fesselgelenk. Sein Schweigen machte mich verrückt, doch ich wusste, es hatte keinen Sinn, ihn zu treiben. Sorgfältig versorgte er die Wunde. Säuberte sie mit einer klaren Flüssigkeit, machte eine antibiotische Salbe darauf, deckte alles mit einer weißen Creme ab. Polsterte die Stelle und legte einen neuen Verband an.
    „Meinst du, du kannst das Mittel Duke ins Maul geben?“ Er reichte mir eine Spritze mit einer klaren Flüssigkeit. Ich sah ihn fragend an.
    „Es ist ein homöopathisches Mittel, das den Heilungsprozess unterstützt. Ich kann es im Notfall auch spritzen, aber dann ist es nicht so wirksam.“
    Ich nahm die Spritze, und bevor Duke mitbekam, wie ihm geschah, war die Flüssigkeit in seinem Mund. Er riss sein Maul auf, verdrehte die Augen, schüttelte sich.
    „Du kannst ihn losmachen.“ Der Tierarzt war aus der Box geflüchtet, als ich dem Pferd das Mittel verabreichte. Ich nahm Duke das Halfter ab, beleidigt verzog er sich in eine Ecke und drehte mir das Hinterteil zu. Er war ein altes Sensibelchen, ich musste über ihn grinsen. Dr. Brenner hingegen schüttelte den Kopf.
    „Es ist unglaublich. Wäre ich gestern nicht selbst hier gewesen, ich würde nicht denken, dass er das gleiche Pferd ist.“
    Ich zögerte mit meiner nächsten Frage. „Denken Sie, das gibt sich wieder? Kann er je wieder Vertrauen zu anderen Menschen fassen?“
    „Ich weiß es nicht, Vera. Wenn ich das Tier mit dir sehe, kommt er mir völlig normal vor. Aber er ist verletzt, ich meine nicht nur äußerlich, sondern innerlich.“
    „Kann eine schlechte Erfahrung so eine Auswirkung haben?“, die Frage spukte mir schon länger im Kopf herum.
    „Nun ja, Pferde merken sich Schlechtes immer besser als etwas Gutes. Sie sind Fluchttiere, und daher ist das ein wichtiger Instinkt. Aber ich denke, bei Duke sitzt es tiefer. Er hat sich schon in den letzten Jahren verändert. Ich glaube, er und Thomas kommen nicht besonders gut miteinander aus.“ Wir schwiegen. Am Rande meines Unterbewusstseins lösten die Worte des Tierarztes etwas in mir aus, das ich nicht fassen konnte. Es war etwas, was ganz tief in mir ruhte, eine Art Bild, mit einem Gefühl versehen. Ich runzelte die Stirn, versuchte es angestrengt zu greifen. Dr. Brenner drehte sich zu mir um und drückte mir eine Dose mit Pulver in die Hand.
    „Mische das ab morgen in sein Futter, am besten dreimal pro Tag. Ich komme nächste Woche wieder vorbei. Sollte dir etwas auffallen, ruf mich an.“

16

    Am nächsten Tag fiel bei meiner Mutter die Entscheidung. Ich hatte morgens den Stall gemacht, und weil es Duke so gut ging, noch einen kleinen Spaziergang gewagt. Über den Verband zog ich sicherheitshalber den Hufschuh. Es war die schönste halbe Stunde des ganzen Tages gewesen. Die Wiesen waren feucht von dem Regen in der Nacht, ein einzelner Sonnenstrahl, der sich mühselig durch die dicke Wolkendecke arbeitete. Duke, der pausenlos schnaubend langsam neben mir her ging. Ich konnte ihn so gut verstehen. Die klare Luft, das frische helle Grün. Als ich ihn wieder zurück in den Stall brachte, blieb er an der Schwelle stehen. Er wollte nicht rein. Aber ich wagte es nicht, ihn auf die Wiese zu lassen. Zum einen wegen seinem Bein, obwohl es wieder normale Temperatur hatte. Doch der andere Grund wog schwerer. Was, wenn er auf die verrückte Idee kam, über den Zaun sprang und jemanden angriff? Ein lächerlicher Gedanken, schließlich war er ein Pferd, kein Hund. Aber ich konnte den Gedanken nicht loswerden. Nein, so leid es mir tat, er musste in den Stall. Er schenkte mir einen missmutigen Blick, gab aber nach. Zur Belohnung mischte ich ein wenig anderes Futter zum Diätfutter, packte frische Äpfel und Möhren dazu. Danach begann ich fröhlich pfeifend, den Stall zu machen.
    Erst gegen acht Uhr war Melanie verschlafen aufgetaucht. Als sie Ginger Ale aus der Box nehmen wollte, schüttelte ich den Kopf. „Nimm erst mal dein Lieblingspferd.“ Sofort erhellte sich das Gesicht von Melanie. Ich schaute kurz zu, korrigierte ein wenig und ließ dann Lady mit dem Mädchen allein. Das Lernen würde Zeit brauchen, aber

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