Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition)
Cremeschnitten für dich gemacht.“
Vorsichtig lüpfte ich die Alufolie von dem Teller. Unwillkürlich musste ich schnurren. Allein der Geruch der Cremeschnitten ließ mir das Wasser im Munde zusammenlaufen. Mama lachte laut und stellte mir einen großen Becher Kaffee vor die Nase. Ich liebte Cremeschnitte über alles.
„Aber eine ist für mich.“ Mama drohte mir mit dem Finger. Schnell zählte ich die Stücke ab. Es waren vier.
„Eins reicht dir?“, fragte ich sicherheitshalber.
Mama schüttelte den Kopf. „Wie kann man nur so verrückt nach Kuchen sein. Ja, eine reicht mir, iss dich satt.“
Ich grinste Mama an, nahm ein kleines Stück auf die Gabel, steckte es mir in den Mund und ließ es darin langsam schmelzen. Die Cremeschnitten waren viel besser als in meiner Erinnerung. Wir genossen gemeinsam den Kuchen. Mama trank den letzten Schluck aus ihrem Kaffeebecher. Sie behielt ihn in der Hand und beobachtete mich, wie ich mir das dritte Stück einverleibte.
„Ich habe heute ein Gespräch mit Julia gehabt.“
Langsam legte ich die Gabel beiseite und sah Mama an, die mit nachdenklichem Blick den Grund der Tasse erforschte.
„Ich fahre morgen zu Papa.“
Mein Atem stockte. Sie hatte sich tatsächlich für Papa entschieden.
„Julia ist darüber ziemlich unglücklich.“ Mama seufzte tief. „Aber letztlich hat sie es verstanden.“
Als ich schnaubte, sah sie mich an.
„Das ist alles nicht so einfach für sie.“
„Klar. Hilfe, meine Geburtstagsparty!“
„Vera!“
Ich hob beschwichtigend die Hände. „Schon gut. Ich konnte es mir einfach nicht verkneifen. Ich bin froh, dass du dich dafür entschieden hast.“
„Ja, aber das heißt, dass du die Party managen musst, zusätzlich zum Stall, und das wiederum bedeutet, du kannst am Wochenende nicht mit zu Papa.“
Ich runzelte die Stirn, darüber hatte ich noch gar nicht nachgedacht. „Weiß Julia, dass ich für dich einspringe?“
Mama nickte. „Ja, ich habe ihr gesagt, es kommt der gleiche Partyservice wie die letzten zehn Jahre, Mathilda macht den Nachtisch und du hilfst ihr dabei. Ich dachte, dass du vielleicht das Tiramisù, Parfait in drei verschiedenen Varianten und die Crème Caramel machen kannst. Was meinst du?“
Mein Gesicht schien meinen Schrecken widerzuspiegeln, Mamas besorgtem Blick war das anzusehen. Ich grinste schnell tapfer. „Klar geht das in Ordnung.“ Ich hatte ja Mathilda noch in der Hinterhand. Auf keinen Fall wollte ich, dass Mama hier blieb.
„Bist du dir wirklich sicher, dass du das schaffst?“ Aber es war schon keine wirkliche Frage mehr. Im Grunde war für sie die Entscheidung gefallen, als sie mit Julia gesprochen hatte.
„Ich habe heute mit Henning gesprochen, dass er dich am Freitag unterstützen muss im Stall. Schließlich ist Lasse nicht mehr da und Melanie hat ihren Schultag.“
„Mach dir mal keine Sorgen, ich komme schon die drei Tage alleine klar, dann kommt ja der Neue. Lass Henning mal seinen Job machen.“
„Der Neue?“
Ich schluckte. Wusste Mama womöglich noch gar nichts davon? „Ja, Henning hat jemanden eingestellt, der mir bei der landwirtschaftlichen Arbeit auf dem Hof helfen soll, bis Papa wieder so weit ist.“
„Stimmt, das hatte ich ganz vergessen.“
„Ist es also für Frau Sander in Ordnung, dass ich mich um die Party kümmere?“
Mamas Augen versenkten sich in die leeren Tiefen ihres Kaffeebechers, bevor sie leise erwiderte: „In Ordnung ist vielleicht nicht der richtige Ausdruck. Aber sie ist damit einverstanden, wie ich schon sagte.“ Ich ergriff Mamas Hand. Sie hatte einen großen Schritt gemacht, und ich wollte ihr die Sicherheit geben, dass es die richtige Entscheidung war.
„Mama, ich schwöre dir, wir sind an dem Abend so gut, dass sie traurig ist, wenn ich gehe.“ Ich sah Mama so tief und ernst in die Augen, wie es Lucky beim Training mit mir gemacht hatte. „Ehrlich, versprochen“, wiederholte ich. Sie lächelte wieder leicht.
„Ich weiß, mein Spatz, dass du dein Bestes gibst.“ Sie zog mich in ihre Arme. Aber du bist dir nicht sicher, ob es reicht, ergänzte ich leicht traurig für mich.
Ich beobachtete von der Küche aus den Parkplatz vor der Halle. Es war gegen sieben, als Thomas auf den Hof fuhr und ausstieg. Eine Stunde blieb mir für die Vorbereitung des Gesprächs. Mama packte die Koffer und hörte dabei Musik. Wir hatten davor gemeinsam mit Papa telefoniert. Seine Freude sprühte förmlich durch das Telefon. Obwohl er ein wenig traurig war,
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