Duncans Lady
Mit sanften und verführerischen Bewegungen streichelte sie seinen Nacken. „Keine Ausreden und keine Versprechungen“, sagte sie. „Nur einen Augenblick nach dem anderen. Ein Wimpernschlag, und dann der nächste.“
„Das kann ich dir geben.“
„Aye, wenn du willst.“ Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihn zu küssen. Sein Mund senkte sich hungrig auf ihre Lippen.
Sie brauchten mehr als einen Augenblick.
Duncan wusste nicht, ob er schon einmal verliebt gewesen war. Als junger Mann war er von Lisa wie betört gewesen. Sie hatten schnell geheiratet, ehe sie einen Blick hinter die Leidenschaft werfen konnten um herauszufinden, was sie sonst noch gemeinsam hatten. Schließlich war ihm klar geworden, dass Leidenschaft allein nicht ausreichte, und dass sie in Wahrheit nicht einmal mehr das miteinander teilten. Er versuchte, eine gemeinsame Grundlage für ihre Ehe zu schaffen.
Aber er hatte sich nicht genug Mühe gegeben, da er zu sehr mit seiner Karriere beschäftigt gewesen war. Während ihrer endlosen Suche nach dem Sinn des Lebens wurde Lisa schwanger. Daraufhin hatte er noch härter gearbeitet, um seine größer werdende Familie zu unterstützen. Lisa wiederum sah sich woanders nach den Antworten auf die Rätsel des Lebens um. Es war ein Teufelskreis, der eines Tages unausweichlich mit der Scheidung endete. Wenn sie sich jemals geliebt hatten, so waren ihre Gefühle füreinander gestorben, ehe sie die Chance hatten, zu wachsen.
Seit der Scheidung hatte er nur wenig Zeit gehabt, um sich über die Zukunft Gedanken zu machen. Er saß da mit seiner Tochter, die all seine Aufmerksamkeit brauchte. Sein Vertrauen in seine Fähigkeiten als Ehemann hatte einen erheblichen Dämpfer erlitten. Er war immer noch verbittert über den Schaden, den Lisa angerichtet hatte, und achtete argwöhnisch darauf, ja niemanden näher an sich heranzulassen.
Doch heute war Mara MacTavish bei ihm. Er hatte sie so nahe an sich herangelassen, wie schon seit Jahren keinen Menschen mehr. Sie hatte Probleme, die es durchaus mit denen von Lisa aufnehmen konnten, aber ihr Herz war vollkommen anders.
„Bitte, Mr. Burton“, sagte sie gerade. Sie zählte die Pfund und Pennys ab und lächelte höflich. „Ihr Wechselgeld und die Sandwiches. Und hier sind noch ein paar Chips für hinterher.“
Duncan beobachtete, wie Carlyle Burton, keinen Tag jünger als fünfundsiebzig, sich in ihrem Lächeln sonnte. Das Pfeifen eines halben Dutzends Dudelsäcke und das Dröhnen von ebenso vielen Trommeln auf der anderen Seite des Dorfangers übertönte Carlyles Antwort, aber aus den Augenwinkeln sah er, wie Mara errötete.
„Frecher alter Kerl“, sage sie, nachdem Carlyle gegangen war.
„Ich glaube, du gefällst ihm.“
„Gib’s zu, du hast mich um Hilfe gebeten, um das Geschäft anzukurbeln.“
Sie war in der Tat gut fürs Geschäft, aber nicht nur, weil Männer wie Carlyle ihrem Charme erlagen. Duncan hatte die Gesichter der Dorfbewohner gesehen. Die meisten von ihnen hatten eine Entschuldigung gefunden, um an dem Stand Halt zu machen. Mara war wie ein Lebewesen unterm Mikroskop und wurde von den Ängstlichen misstrauisch beäugt, während die Mutigeren es wagten, mit ihr zu sprechen. Im Gegenzug begegnete sie selbst den ablehnendsten Kunden mit einer perfekten Mischung aus Zurückhaltung und Herzlichkeit. Doch auch als der Morgen voranschritt, wurde das Misstrauen nicht weniger. Mara war eine unbekannte Größe; eine Fremde, die für sich blieb und allein in einem primitiven Cottage lebte, das sie mit ihren eigenen Händen aufgebaut hatte. Warum sollte eine Frau so leben wie sie es tat, wenn sie nichts zu verbergen hatte?
„Es ist wichtig, dass die Leute dich kennenlernen“, sagte er. „Wie sonst sollen sie merken, dass du genauso bist wie sie?“
„Bin ich das? Bin ich so wie sie?“
„Ja“, sagte er fest. „Vielleicht bist du etwas sensibler, was deine Umgebung angeht. Aber das ist alles. Ich glaube, dass dir Hinweise auffallen, die den meisten Menschen entgehen.“
„Und so willst du mein ganzes bisheriges Leben erklären?“
„Ja.“
„So rechtfertigst du also dein Interesse an mir vor dir selbst?“
Er war nicht vollkommen unempfänglich für leise Untertöne und hörte die Enttäuschung und die Trauer in ihrer Stimme. „Ich weiß nicht, was du meinst.“
„Was gibt es daran nicht zu verstehen? Du brauchst irgendeine Erklärung, was mit mir los ist. Wenn du keine findest, kannst du auch dein eigenes Handeln
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