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Dune 01: Der Wüstenplanet

Dune 01: Der Wüstenplanet

Titel: Dune 01: Der Wüstenplanet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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Wandbehängen ausgestattet. Leuchtgloben beschienen die Szenerie mit gelbem Licht. Und auch hier spürte sie all die Gerüche, die die Unterkünfte der Fremen kennzeichneten; sie signalisierten beinahe Geborgenheit.
    Trotzdem wußte sie, daß das Gefühl, sich an einem fremden Ort aufzuhalten, sie nicht loslassen würde. Und daran war hauptsächlich die Herbheit schuld, die die Vorhänge und Teppiche ausstrahlten.
    Ein leises Klingelgeräusch, von Trommeln untermalt, drang zu ihr herein. Jessica brachte es mit einer Geburtszeremonie in Zusammenhang, möglicherweise der, die Subiay erwartete, denn ihre Zeit war gekommen. Und Jessica wußte, daß sie bald das Baby sehen würde – einen blauäugigen Engel, den man der Ehrwürdigen Mutter präsentierte, damit sie ihn segnete. Und sie wußte auch, daß ihre Tochter Alia der Zeremonie beiwohnen und später einen Bericht liefern würde.
    Aber noch war nicht die Zeit für das nächtliche Gebet der Teilung. Es war undenkbar, daß man eine Geburtszeremonie zum gleichen Zeitpunkt ansetzte wie das allgemeine Gedenken an die Sklavenabschlachtungen von Poritrin, Bela Tegeuse, Rossak oder Harmonthep.
    Jessica seufzte. Ihr wurde klar, daß sie mit diesen Gedanken lediglich die Sorgen um ihren Sohn zu verdrängen versuchte, der in diesem Augenblick möglicherweise einer tödlichen Gefahr ins Auge blickte – den Fallgruben, in denen vergiftete Pfeile auf einen Unvorsichtigen warteten, oder plötzlichen Harkonnen-Überfällen, obwohl die letzteren seltener wurden, seit die Fremen sich besser im Luftverkehr auskannten und Pauls neue Kampfmethoden einsetzten. Aber es gab außerdem noch die natürlichen Gefahren der Wüste – die Bringer, den Durst und die Sandklüfte.
    Sie überlegte sich, ob sie nach Kaffee rufen sollte, und mit diesem Gedanken kam sie zu dem immerwährenden Paradox der Wachsamkeit, unter dem die Fremen lebten: es ging ihnen, verglichen mit jenen, die den Graben bevölkerten, gut; trotz allem, was sie unter der ständigen Präsenz der Harkonnen-Söldner zu ertragen hatten.
    Eine dunkelhäutige Hand schob sich durch einen Vorhang neben Jessica, setzte eine Tasse auf dem Tisch ab und zog sich zurück. Das Aroma des Gewürzgetränks war stark.
    Eine Aufmerksamkeit der Teilnehmer der Geburtszeremonie, dachte Jessica.
    Sie nahm die Tasse an sich, trank einen Schluck und lächelte. In welcher anderen Gesellschaft unseres Universums, dachte sie, könnte eine Person meines Status' ein anonymes Geschenk so einfach annehmen und trinken, ohne dabei Angst zu haben? Natürlich wäre es leicht für mich, jedes Gift wirkungslos zu machen, aber davon weiß der anonyme Schenker nichts.
    Sie trank jetzt mit großen Schlucken und fühlte heiß und schmackhaft die Energie und Erhebungskraft des Tasseninhalts in sich hineinströmen.
    Und sie fragte sich weiterhin, welche andere Gesellschaft Individuen hervorbringen konnte, die zwar ein Geschenk brachten, aber dennoch darauf verzichteten, den Beschenkten in seinen Meditationen zu stören. Respekt und Liebe waren für das Geschenk verantwortlich – und nur ganz am Rande ein klein wenig Ehrfurcht.
    Ein weiteres Element der Gegenwart drängte sich in Jessicas Bewußtsein: Sie hatte an Kaffee gedacht, und er war plötzlich dagewesen. Natürlich hatte das nichts mit Telepathie zu tun, sondern war auf das Tau zurückzuführen, das Einssein einer Sietch-Gemeinschaft, einer Verhaltensweise, die durch die ihnen allen eigene Gewürzdiät hervorgerufen wurde. Die große Masse der Leute konnte nicht verstehen, welche Art der Erleuchtung das Gewürz gerade Jessica brachte; sie waren weder dazu ausgebildet, noch darauf vorbereitet worden. Ihr Bewußtsein lehnte unverständliche Dinge in der Regel ab. Und dennoch fühlten und reagierten sie manchmal wie ein einziger Organismus.
    Ohne es zu bemerken.
    Ob Paul die Prüfung des Sandes schon überstanden hat? fragte sich Jessica. Er ist fähig, aber der Zufall kann auch den Fähigsten zum Straucheln bringen.
    Das Warten.
    Es ist die Einsamkeit, dachte sie. Man kann lange aushalten und warten. Bis die Einsamkeit einen überkommt.
    Das ganze Leben schien nur aus Warten zu bestehen.
    Wir sind jetzt schon seit über zwei Jahren hier, dachte sie, und es wird mindestens noch doppelt so lange dauern, bis wir daran denken können, Arrakis von diesem Gouverneur von Harkonnens Gnaden zu befreien. Mudir Nahya. Rabban, das Ungeheuer.
    »Ehrwürdige Mutter?«
    Die Stimme, die von außen durch den Vorhang drang,

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