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Dune 02: Der Herr des Wüstenplaneten

Dune 02: Der Herr des Wüstenplaneten

Titel: Dune 02: Der Herr des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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er wandte sich wieder seiner Schwester zu. Von allen seinen Beratern und Ministern wagte nur Stilgar in diesem Ton mit ihm zu reden, doch selbst Stilgar machte nicht oft davon Gebrauch.
    »Diese da muß einen Mann haben!« platzte Stilgar heraus. »Es wird Schwierigkeiten geben, wenn sie nicht verheiratet wird, und das bald!«
    Alia wandte sich mit einem Ruck ab. Ihr Gesicht war auf einmal heiß. Wie hat er es gemerkt? fragte sie sich zornig. Die anerzogene Selbstbeherrschung war machtlos, ihre heftige Reaktion zu verbergen. Wie hatte Stilgar sie durchschaut? Sie war enttäuscht und wütend.
    »Hört den großen Stilgar!« sagte sie höhnisch und hielt ihnen den Rücken zugekehrt. »Den Experten für Eheberatung!«
    »Weil ich Ihren Bruder und Sie liebe, muß ich sprechen«, erwiderte Stilgar. »Ich wurde nicht zum Stammesführer gewählt, weil ich etwa blind für das gewesen wäre, was Männer und Frauen zusammenbringt. Dafür braucht man keine übernatürlichen Kräfte.«
    Paul erwog Stilgars Worte im Licht dessen, was er selbst beobachtet hatte. Ja – es war etwas Brünstiges an Alia gewesen, etwas ungezügelt Wollüstiges. Was hatte sie bewogen, nackt in den Übungsraum zu gehen? Und ihr Leben in dieser leichtsinnigen Weise aufs Spiel zu setzen! Zehn Lichter in der Zielpuppe! Für ihn hatte dieser hirnlose Automat alle Aspekte einer altertümlichen Schreckensgestalt. Sein Besitz war ein Erkennungszeichen dieses Zeitalters, aber es hing ihm auch der Ruch alter Unmoral an. Früher waren diese Zielpuppen von Computern gesteuert gewesen. Das war vorbei, aber die Aura aristokratischen Lasters, die solche Geräte umgab, war geblieben.
    Stilgar hatte recht. Sie mußten einen Partner für Alia finden.
    »Ich werde dafür sorgen, Stilgar«, sagte Paul. »Alia und ich werden das Problem später besprechen.«
    Alia drehte sich zögernd um und beobachtete Paul. Sie wußte, wie sein Verstand arbeitete, und es war ihr klar, daß sie Gegenstand der Entscheidung eines Mentaten geworden war, einer computerhaft gründlichen Analyse, und daß seine Entscheidung unkorrigierbar war.
    »Herr«, sagte Stilgar, »vielleicht sollten wir ...«
    »Nicht jetzt«, wehrte Paul ab. »Im Moment haben wir andere Probleme.«
    Alia verzichtete auf den hoffnungslosen Versuch, ihre eigene Logik der ihres Bruders entgegenzusetzen. Sie überging die letzten Minuten und fragte: »Irulan hat dich geschickt?«
    »Indirekt«, antwortete Paul. »Ihre Information bestätigt unseren Verdacht, daß die Gilde Vorbereitungen zur Entführung eines Sandwurms trifft.«
    »Sie werden versuchen, einen kleinen zu fangen und den Gewürzzyklus auf irgendeiner anderen Welt in Gang zu bringen«, erläuterte Stilgar. »Sie müssen also eine Welt gefunden haben, die sie für geeignet halten.«
    »Dieser Plan würde voraussetzen, daß sie unter den Fremen einige Komplizen gewonnen haben«, sagte Alia. »Kein Fremder könnte einen Wurm fangen!«
    »Das versteht sich von selbst«, sagte Stilgar.
    »Nein, das finde ich nicht«, entgegnete Alia. Diese gleichgültige Hinnahme einer Ungeheuerlichkeit entrüstete sie. »Paul, sicherlich hast du ...«
    »Der Zerfall setzt ein«, sagte Paul. »Wir wissen das seit einiger Zeit. Was mich beunruhigt, ist, daß ich diese andere Welt niemals gesehen habe. Wenn sie ...«
    »Das beunruhigt dich?« fragte Alia. »Es bedeutet nur, daß sie die Lage dieser Welt mit Hilfe ihrer Steuerleute vernebelt haben, wie sie es mit ihren Heiligtümern machen.«
    Stilgar öffnete den Mund und schloß ihn wieder, ohne zu sprechen. Er hatte das überwältigende Gefühl, daß die Erörterung solcher herrscherlicher Schwächen an Blasphemie grenze.
    Paul sagte: »Unser unmittelbares Problem hat noch andere Aspekte, zu denen ich deine Meinung hören möchte, Alia. Stilgar schlägt vor, daß wir unsere Wüstenpatrouillen verstärken, ihre Routen neu festlegen und die Zahl der Beobachtungsposten erhöhen. So könnten wir ein Landungsunternehmen rechtzeitig erkennen und verhindern, daß ...«
    »Auch wenn sie von Steuerleuten geführt werden?« fragte Alia.
    »Daran siehst du, wie verzweifelt ernst sie es meinen«, sagte Paul, »obwohl es keinen unmittelbaren Anlaß zu geben scheint. Deshalb bin ich hier.«
    »Was haben sie in der Zukunft gesehen, das wir nicht gesehen haben?« fragte Alia.
    »Das ist genau die Fragestellung.«
    Alia nickte. Sie erinnerte sich ihrer Gedanken über das Tarockspiel und seine plötzliche Verbreitung. Sie erzählte Paul davon und

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