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Dune 02: Der Herr des Wüstenplaneten

Dune 02: Der Herr des Wüstenplaneten

Titel: Dune 02: Der Herr des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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sie den Schlauch aus ihrer Kehle gleiten, eine schimmernde, glatte Schlange. Der Arzt richtete sich auf, nahm eine Injektionsspritze aus seiner Tasche und setzte eine Ampulle ein. Er beäugte Hayt mißtrauisch.
    »Die Spritze wird ihr zu einem gesunden Schlaf verhelfen«, sagte er. »Ich werde eine ihrer Dienerinnen kommen lassen, damit sie hier ...«
    »Ich werde bei ihr bleiben«, sagte Hayt.
    »Das ist unmöglich«, antwortete der Arzt. »Es schickt sich nicht.«
    »Bleiben Sie ...«, wisperte Alia und sah den Ghola an.
    Er drückte ihre Hand zum Zeichen, daß er verstanden hatte.
    Der Arzt gab ihr die Spritze. »Gnädige Herrin«, sagte er, »es wäre besser, wenn ...«
    »Sagen Sie mir nicht, was am besten ist«, krächzte sie. Ihre Kehle schmerzte mit jeder Silbe.
    »Gnädige Herrin«, sagte der Arzt mit vorwurfsvoller Stimme, »Sie müßten die Gefahren übermäßigen Melangegenusses kennen. An dieser Dosis wären Sie sehr wahrscheinlich gestorben. Ich kann nur annehmen, daß ein anderer sie Ihnen gab, ohne ...«
    »Sie sind ein Dummkopf!« krächzte Alia. »Wollen Sie mir meine Visionen verweigern? Ich weiß, was ich genommen habe, und warum.« Sie griff sich an die Kehle und verzog schmerzlich das Gesicht. »Lassen Sie uns jetzt allein.«
    Der Arzt schloß seine Tasche, seufzte und nickte seinen Assistenten zu. Von der Tür aus warf er dem Ghola einen unheilvollen Blick zu und sagte: »Ich werde ihren Bruder verständigen.«
    Sie sah ihn gehen und richtete ihre Aufmerksamkeit nach innen. Die Vision lag jetzt klar in ihrem Bewußtsein, ein Medium, in dem die Gegenwart nach außen wuchs. Sie sah die Bewegungen des Ghola in diesem Spiel der Zeit, nicht mehr geheim, sondern vor einem erkennbaren Hintergrund.
    Er ist die Feuerprobe, dachte sie. Er ist Gefahr und Erlösung zugleich.
    Und sie schauderte in der Erkenntnis, daß sie die Vision ihres Bruders gesehen hatte. Tränen brannten in ihren Augen. Sie schüttelte den Kopf. Nur keine Tränen! Sie verschleierten die harten Konturen der Vision. Paul mußte zurückgehalten werden! Einmal, nur einmal, hatte sie die Zeit überbrückt, um ihre Stimme aufzustellen, wo er vorüberkommen mußte. Aber das war hier nicht möglich. Die Vernetzungen der Zeit passierten jetzt durch ihren Bruder wie Lichtstrahlen durch eine Linse. Er stand im Brennpunkt, und er wußte es. Er hatte alle Linien an sich gezogen und würde nicht zulassen, daß sie sich veränderten oder ihm entglitten.
    »Warum?« murmelte sie. »Ist es Haß? Will er auf die Zeit selbst einschlagen, weil sie ihm Schmerz zugefügt hat? Ist es das ... Haß?«
    »Wie bitte?« fragte Hayt.
    »Wenn ich diese Dinge nur aus meinem Bewußtsein ausbrennen könnte!« stöhnte sie. »Ich wollte nicht anders sein.«
    »Bitte, Alia«, murmelte er begütigend. »Schlafen Sie jetzt lieber.«
    »Ich wollte lachen können«, flüsterte sie, während Tränen über ihre Wangen rannen. »Aber ich bin die Schwester eines Mannes, der als Gott verehrt wird. Die Menschen fürchten mich. Ich wollte nie gefürchtet sein.«
    »Sie haben gemacht, daß die Menschen Sie fürchten.«
    Sie wischte die Tränen von ihrem Gesicht. »Ich will keine historische Figur sein. Ich möchte einfach geliebt sein ... und lieben.«
    »Sie werden geliebt«, sagte er.
    »Ah, der loyale, treue Hayt.« Sie seufzte und schloß die Augen. »Loyalität ist ein mit Recht geschätzter Gebrauchsartikel. Er kann verkauft werden ... nicht gekauft, aber verkauft kann er werden.«
    »Ihr Zynismus gefällt mir nicht«, sagte er.
    »Mir mißfällt Ihre Logik. Übrigens ist es wahr.«
    »Schlafen Sie.«
    »Lieben Sie mich?« fragte sie mit einem Augenaufschlag.
    »Ja.«
    »Ist das eine von diesen Lügen, die leichter zu glauben sind als die Wahrheit?« fragte sie. »Warum fürchte ich mich, Ihnen zu glauben?«
    »Sie fürchten meine Verschiedenheit, wie Sie Ihre eigene fürchten.«
    »Seien Sie ein Mann, nicht ein Mentat!« forderte sie.
    »Ich bin ein Mentat und ein Mann.«
    »Wollen Sie mich dann zur Frau machen?«
    »Ich werde tun, was die Liebe fordert.«
    »Und die Loyalität?«
    »Auch das.«
    »Das ist der Punkt, wo Sie gefährlich sind«, sagte sie.
    Ihre Worte gaben ihm zu denken. Kein Zeichen davon kam in sein Gesicht, aber sie merkte es. Die Erinnerung an ihre Vision machte die Beunruhigung deutlich. Sie fühlte aber auch, daß ein Teil der Vision fehlte, daß sie sich an noch etwas anderes aus der Zukunft erinnern sollte. Es gab eine weitere Form der Wahrnehmung,

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