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Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Titel: Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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hervor.
›Die unendliche Prüfung‹,
aus der ›Panoplia Prophetica‹
     
     
    Letos Bewußtsein floß in einem Strom aromatischer Gerüche dahin. Er erkannte das schwere Aroma von Zimt und Melange, die Schweißausdünstungen hart arbeitender menschlicher Körper, den ätzenden Duft einer unverschlossenen Totendestille und verschiedene Arten von Staub und Feuerstein. Die Gerüche formierten sich zu einer Spur durch den Sand seiner Träume, erschufen Nebel in einem toten Land. Ihm war klar, daß sie ihm etwas zu sagen hatten, aber noch war er unfähig, ihnen zuzuhören.
    Geisterhafte Gedanken flossen durch sein Bewußtsein: Ich besitze keine mir eigenen Glieder; ich bin die Gesamtheit meiner Vorfahren. Die Sonne, die auf den Sand herabscheint, scheint in meine Seele. Einst war eine große Menge in mir, aber das hat aufgehört. Ich bin ein Fremen und werde mein Ende wie einer der ihren hinnehmen. Der Goldene Pfad ist zu Ende, bevor er begann. Er war eine Spur, die der Wind geblasen hat. Wir Fremen kennen alle Tricks, uns zu verbergen: Wir lassen weder Gesichter, noch Wasser, noch Spuren zurück ... Sieh zu, wie meine Spur vergeht.
    In der Nähe seines Ohrs sagte eine männliche Stimme: »Ich könnte dich umbringen, Atreides. Ich könnte dich umbringen, Atreides.« Es wiederholte sich wieder und wieder, bis es seine Bedeutung verlor und zu einer sinnlosen Ansammlung von Worten wurde, eine Art Litanei: »Ich könnte dich umbringen, Atreides.«
    Leto räusperte sich und stellte fest, daß diese einfache Reaktion seine Sinne aufrüttelte. Röchelnd sagte er: »Wer ...?«
    Die Stimme neben ihm erwiderte: »Ich bin ein ausgebildeter Fremen und habe noch immer mein Opfer bekommen. Ihr habt uns unsere Götter genommen, Atreides. Was kümmert uns euer verrotteter Muad'dib? Eure Götter sind tot!«
    War das wirklich die Stimme eines Ourbaba, oder gehörte auch das zu seinem Traum? Leto öffnete die Augen und stellte fest, daß er ungefesselt auf einer harten Couch lag. Er blickte nach oben, sah eine felsige Decke, gedämpfte Leuchtgloben und ein unmaskiertes Gesicht, das sich ihm so nahe befand, daß er den Atem des Mannes riechen konnte, der darauf hinwies, daß man auch hier die Nahrung verwendete, die in einem Sietch üblich war. Es war das Gesicht eines Fremen, von dunkler Farbe, mit scharfen Zügen und wettergegerbter Haut. Dies war kein aufgeschwemmter Stadtbewohner, sondern ein Wüstenbewohner.
    »Ich bin Namri, der Vater Jarvids«, sagte der Fremen. »Erkennst du mich jetzt, Atreides?«
    »Ich kenne Jarvid«, keuchte Leto.
    »Ja, deine Familie kennt meinen Sohn sehr gut. Ich bin stolz auf ihn. Aber ihr Atreides werdet ihn recht bald noch besser kennenlernen.«
    »Was ...«
    »Ich bin einer deiner Lehrer, Atreides. Ich habe nur eine Funktion: Ich bin derjenige, der dich umbringen kann. Ich würde es mit Freuden tun. In dieser Schule besteht man seine Prüfungen, denn sie sind gleichbedeutend mit dem Leben. Wer versagt, wird mir übergeben. Ich bin der Tod.«
    Leto hörte eine unerbittliche Sicherheit in diesen Worten. Die Stimme ließ ihn frösteln. Sie war ein menschliches Gom Jabbar, ein nicht zu unterschätzender Gegner, der sein Recht, sich zu den Menschen zu zählen, auf eine harte Probe stellte. Er spürte hinter alldem die Hand seiner Großmutter, während sich hinter ihr wiederum die gesichtslosen Massen der Bene Gesserit drängten. Bei dem Gedanken krümmte er sich zusammen.
    »Deine Erziehung beginnt durch mich«, sagte Namri. »Das ist gerecht. Und der Sache angemessen. Denn sie könnte auch durch mich enden. Hör mir jetzt aufmerksam zu. Jedes Wort, das ich dir sage, könnte ebenso deinem Leben wie auch deinem Tod förderlich sein.«
    Letos Blick raste durch den Raum. Er sah Felswände. Sonst gab es nur diese Couch, die matt leuchtenden Globen und einen dunklen Gang hinter Namris Rücken.
    »Du wirst nicht an mir vorbeikommen«, sagte Namri, und Leto glaubte ihm.
    »Warum tust du das?« fragte er.
    »Das ist bereits erklärt worden. Denk an die Pläne in deinem Kopf! Du bist hier und kannst in deinem derzeitigen Zustand auf keine Zukunft hoffen. Das Jetzt und die Zukunft passen nicht zusammen. Aber wenn du deine Vergangenheit wirklich kennst, wenn du auf sie zurückblickst und erkennst, was du einmal warst, gibt es vielleicht noch eine Möglichkeit. Wenn nicht, wirst du sterben.«
    Leto stellte fest, daß Namris Tonfall keinesfalls unfreundlich war, auch wenn er keine Anstalten machte, die darin enthaltene

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