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Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Titel: Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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den Fußabdrücken eines Wurms«, sagte Leto und benutzte damit eine religiöse Phrase, die besagte, daß er sich auf dem Hadj nach seiner Umma – seiner persönlichen Offenbarung – befand.
    »Jemand, der so jung ist?« fragte Muriz verwundert. Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, was ich mit dir anfangen soll. Du hast uns gesehen.«
    »Was habe ich gesehen?« fragte Leto. »Ich sprach von Jacurutu, ohne daß du darauf eingegangen bist.«
    »Rätselspiele«, sagte Muriz. »Was, glaubst du, ist das da?« Er deutete mit einer Kopfbewegung auf den alleinstehenden Berg.
    »Nur Shuloch«, erwiderte Leto und erinnerte sich an seine Vision.
    Muriz versteifte sich. Leto fühlte, wie sich sein Pulsschlag erhöhte.
    Während der nun entstehenden Stille sah Leto ganz deutlich, wie es hinter der Stirn des Mannes arbeitete. Er formulierte Erwiderungen und verwarf sie. Shuloch! In den stillen Stunden nach dem Mittagessen, wenn die beste Zeit zum Geschichtenerzählen war, konnte man manche Berichte über diese Karawanserei hören. Die Zuhörer glaubten im allgemeinen, daß Shuloch nichts als ein Mythos war, ein erfundener Ort, der lediglich dazu herhalten mußte, spannende oder rätselhafte Geschichten zu schmücken. An eine dieser Erzählungen erinnerte Leto sich: Man hatte am Rande der Wüste ein elternloses Kind gefunden und in einen Sietch gebracht. Zunächst weigerte sich das Kind, auf die Fragen seiner Retter Antwort zu geben, und als es schließlich sprach, verstand niemand seine Worte. Die Tage vergingen, und noch immer zeigte das Kind keinerlei Bereitschaft zur Kommunikation, weigerte sich, sich selbst anzuziehen oder in irgendeiner Art Gemeinschaftsgeist zu zeigen. Jedesmal, wenn man es allein ließ, machte es unverständliche Handbewegungen. Man rief alle Spezialisten des Sietchs zusammen, aber auch sie konnten sich über das rätselhafte Verhalten des Kindes nicht klarwerden. Dann ging eine sehr alte Frau am Raum des Kindes vorbei, sah die Handbewegungen und lachte. »Es imitiert nur seinen Vater, der aus Gewürzfasern ein Seil herstellt«, erklärte sie. »So tun sie es in Shuloch. Es hat nichts anderes versucht, als sich weniger einsam zu fühlen.« Und die Moral war: ›In den alten Sitten von Shuloch zeigt sich die sichere Gewißheit, Bestandteil des goldenen Lebensfadens zu sein.‹
    Da Muriz weiterhin schwieg, sagte Leto: »Ich bin das verlorene Kind von Shuloch, das nur weiß, wie man die Hände bewegt.«
    An der schnellen Kopfbewegung des Mannes erkannte er, daß auch Muriz diese Geschichte kannte. Langsam, mit tiefer und bedrohlich wirkender Stimme fragte der Mann: »Bist du ein Mensch?«
    »Ein Mensch wie du«, erwiderte Leto.
    »Du sprichst sehr seltsam für ein Kind. Ich erinnere dich daran, daß ich ein Richter bin und auf die Taqwa eingehen kann.«
    Ah, ja, dachte Leto. Im Mund eines solchen Richters konnte die Taqwa nichts anderes als unmittelbaren Verrat bedeuten. Taqwa stellte die Furcht dar, die einen während der Anwesenheit eines Dämons beschlich; ein immer noch weitverbreiteter Glaube unter älteren Fremen. Der Arifa war derjenige, der diesen Dämon zu bannen wußte, denn er besaß die Fähigkeit, unbarmherzig zu sein, ohne grausam zu werden, und wußte, ab wann Freundlichkeit dazu diente, nur noch mehr Grausamkeiten zu erzeugen.
    Aber da Leto mit dem bisherigen Verlauf der Unterhaltung zufrieden war, sagte er: »Ich kann mich einem Mashhad unterwerfen.«
    »Ich werde der Richter jeder geistigen Prüfung sein«, sagte Muriz. »Bist du damit einverstanden?«
    »Bi-lal kaifa«, sagte Leto. Ohne Einschränkung.
    Ein listiger Ausdruck erschien auf Muriz' Gesicht. Er sagte: »Ich weiß gar nicht, warum ich mich dazu bereiterkläre. Am besten wäre es, ich würde dich mit einer Hand umbringen. Aber du bist nichts als ein kleiner Batigh – und ich hatte einmal einen Sohn, der gestorben ist. Komm, wir werden nach Shuloch gehen. Ich werde den Isnad zusammenrufen, damit er eine Entscheidung über dich trifft.«
    Leto, der bemerkte, daß jede der Bewegungen des Mannes eine tödliche Entscheidung verriet, fragte sich, wie jemand auf seine Versprechungen hereinfallen konnte. Deswegen sagte er: »Ich weiß, daß Shuloch das Ahl as-sunna wal-jamas ist.«
    »Was weiß schon ein Kind von der realen Welt?« fragte Muriz und kam auf Leto zu, um ihn zum Thopter zu führen.
    Leto gehorchte ihm, aber er lauschte vorsichtig jedem Geräusch, das die Füße des hinter ihm gehenden Mannes erzeugten. »Der beste

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