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Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Titel: Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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Geister zu erahnen. Er wich mehrere Schritte zurück.
    »Du kannst die Zukunft nicht kontrollieren«, sagte der Prediger leise. Der Klang seiner Stimme ließ ahnen, unter welchem Druck er stand.
    Zwischen ihnen kamen deutliche Dissonanzen auf, Elemente des Universums, an dem Letos gesamtes Leben hing. Bald würde entweder er oder sein Vater gezwungen sein, etwas zu tun, etwas zu unternehmen, sich für eine Vision zu entscheiden. Und der Prediger hatte recht: Der Versuch, eine ultimative Kontrolle über das Universum auszuüben, konnte nur darauf hinauslaufen, Waffen zu erschaffen, die sich letztlich doch gegen einen wandten. Eine Vision auszuwählen und zu steuern erforderte, daß man sich auf die Balance eines einzelnen, dünnen Fadens verließ – und Gott spielte, während man sich auf einem Drahtseil befand, dessen beide Enden nirgendwo hin als in eine kosmische Ödnis führten. Keiner der Streiter konnte sich aus dem Paradoxon zurückziehen. Jeder kannte die Visionen und deren Gesetze. Die alten Illusionen starben. Und sobald sich der eine Streiter bewegte, konnte der andere zu einer Gegenbewegung ansetzen. Die einzig wirkliche Wahrheit, die sie betraf, war jene, die sie von ihrem visionären Hintergrund abhob. Es gab keinen Platz mehr, an dem sie sicher waren, nur einen Wechselfluß innerhalb ihrer Beziehungen, dessen Begrenzungen bei jeder Veränderung seine Auswirkungen zeigte.
    Obwohl jeder von ihnen nur seinen verzweifelten Mut hatte, auf den er sich stützen konnte, besaß Leto zwei entscheidende Vorteile: Er hatte sich freiwillig auf einen Weg begeben, von dem es keine Rückkehr gab, und dessen schreckliche Konsequenzen für sich akzeptiert. Sein Vater hingegen glaubte, daß es immer noch einen Ausweg gäbe und war keine bestimmte Verpflichtung eingegangen.
    »Du darfst nicht! Du darfst nicht!« keuchte der Prediger.
    Er sieht meinen Vorteil, dachte Leto.
    Um zu verhindern, daß sein Vater die Spannung, unter der er litt, erkannte, sagte er mit möglichst normal klingender Stimme: »Ich habe keinen leidenschaftlichen Glauben an irgendwelche Wahrheiten, die nichts mit dem zu tun haben, was ich zu erschaffen gedenke.« Plötzlich fühlte er eine Bewegung zwischen sich und seinem Vater, irgend etwas Charakteristisches, das den leidenschaftlichen Glauben an sich selbst berührte. Es verdeutlichte ihm, daß er die Markierungen des Goldenen Pfades richtig gesetzt hatte. Irgendwann würden sie anderen den Weg zeigen, menschlich zu sein, erschaffen von einem Geschöpf, das dieses Attribut nicht länger für sich in Anspruch nehmen konnte.
    Vorsichtig sog er den Geruch der Luft ein und wartete auf das Zeichen. Und er und sein Vater wußten, daß es kommen mußte. Nur eine Frage war jetzt noch ungeklärt: Würde sein Vater seinen jungen Führer warnen?
    Leto roch plötzlich Ozon; das Element, das auf einen Schild hinwies. Den Befehlen der Ausgestoßenen folgend, versuchte der junge Assan Tarig die beiden gefährlichen Atreides umzubringen, ohne sich bewußt zu sein, welche Schrecken eine solche Tat hervorbringen mußte.
    »Nicht«, flüsterte der Prediger.
    Aber Leto wußte, daß die Anzeichen untrüglich waren. Der Ozongeruch war unverkennbar; dennoch vibrierte in ihrer Umgebung nirgendwo die Luft. Tarig hatte in der Wüste einen Pseudoschild aktiviert, eine Waffe, die exklusiv für Arrakis hergestellt worden war. Der Holtzman-Effekt würde einen Wurm herbeirufen und ihn in den Wahnsinn treiben. Nichts konnte einen solchen Wurm mehr stoppen – weder Wasser, noch die Gegenwart von Sandforellen ... überhaupt nichts. Ja, der Junge hatte dieses Lockmittel unterhalb der Düne placiert und zog sich nun bereits aus der Gefahrenzone zurück.
    Leto sprang auf den Dünenkamm und hörte den Protestschrei seines Vaters. Aber die schreckliche Kraft von Letos verstärkten Muskeln verwandelte seinen Körper in eine Rakete. Eine ausgestreckte Hand packte Tarig am Nacken, während die andere nach der Robe des zum Tode verurteilten Jungen langten. Es knackte dumpf, als sein Genick brach. Leto rollte sich zusammen, stieß sich vom Boden ab und erreichte mit einem einzigen Sprung die Stelle im Sand, wo der Pseudoschild vergraben war. Seine Finger tauchten unter, fanden das Instrument und warfen es mit einer schnellen Bewegung weit nach Süden.
    Dort, wo es hingefallen war, leuchtete es für einen kurzen Augenblick auf, zischte und erlosch. Die Stille kehrte zurück.
    Leto schaute auf die Düne, auf der sein Vater stand. Er wirkte

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