Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten
ärgerte ihn, und das wurde auch dem Maskierten, je weiter Farad'n ausholte, deutlich.
Der alte Mann schien unbeteiligt zu bleiben und sagte auch dann noch kein Wort, als Farad'n endete. Lediglich die schwarze Maske schien unter seinem Atem leicht zu vibrieren. Farad'n blieb abwartend stehen. Immer noch schwieg der Maskierte.
Dann sagte Farad'n: »Sehen Sie keinen Sinn darin, meinen Traum zu deuten?«
»Ich habe ihn gedeutet«, sagte der Maskierte. Farad'n hatte den Eindruck, als käme seine Stimme aus weiter Ferne.
»Und?« hörte Farad'n seine eigene Stimme krächzen. Er fühlte deutlich den Druck, der plötzlich auf ihm lastete.
Aber noch immer zog der Alte das Schweigen vor.
»Deuten Sie ihn!« sagte Farad'n. Der Ärger in seiner Stimme war kaum noch zu überhören.
»Ich sagte Ihnen, daß ich Ihren Traum deuten werde«, erwiderte der Maskierte. »Das bedeutet nicht, daß ich Ihnen meine Interpretation auch mitteilen werde.«
Diese Antwort schien sogar Tyekanik zu verblüffen. Er legte die Hände an die Seiten und ballte sie zu Fäusten. »Wie bitte?« stieß er hervor.
»Ich habe Ihnen nie zugesichert, daß ich bereit sei, Ihnen meine Interpretation mitzuteilen«, wiederholte der alte Mann.
»Ist es eine Frage der Bezahlung?« fragte Farad'n.
»Ich habe um keinerlei Bezahlung gebeten, als man mich hierherbrachte«, erwiderte der Maskierte. Der Stolz und die Selbstsicherheit, die in seiner Stimme lagen, kühlten Farad'ns Ärger merklich ab. Gleichgültig, von welchem Gesichtspunkt aus man es betrachtete: Dieser alte Mann hatte Mut. Er widersprach ihm, obwohl er wissen mußte, daß er damit möglicherweise sein eigenes Todesurteil unterschrieb.
»Gestatten Sie, mein Prinz?« fragte Tyekanik und drängte sich, als Farad'n zu einer Entgegnung ansetzen wollte, vor. Zu dem Maskierten gewandt, sagte er: »Wirst du uns erzählen, warum du dich weigerst, uns an deinen Erkenntnissen teilhaben zu lassen?«
»Ja, meine Herren. Alles, was ich aus diesem Traum herauslese, sagt mir, daß es keinen Sinn haben würde, ihn Ihnen darzulegen.«
Jetzt konnte Farad'n sich wirklich nicht mehr zurückhalten. »Bedeutet das, daß ich in meinem Innersten selbst schon weiß, was er zu bedeuten hat?«
»Vielleicht ist das so, Mylord. Aber das ist nicht das, worauf ich hinaus will.«
Tyekanik machte einen Schritt nach vorn und stellte sich neben Farad'n auf. Beide starrten sie nun den alten Mann an. »Erkläre uns das näher«, verlangte der Sardaukar.
»Das würde ich auch vorschlagen«, meinte Farad'n.
»Wenn ich über diesen Traum sprechen würde und das Wasser, den Sand, die Schlange und den Wurm deuten; wenn ich die in Mylords Kopf tanzenden Atome analysieren würde – ah, meine Worte würden Sie lediglich in Verwirrung stürzen und auf falsche Spuren locken.«
»Fürchtest du, deine Erklärung könnte meinen Zorn hervorrufen?« fragte Farad'n ungehalten.
»Mylord«, sagte der Maskierte, »Sie sind bereits zornig.«
»Bedeutet das, daß du uns nicht traust?« fragte Tyekanik.
»Das kommt der Wahrheit schon näher, Mylord. Ich traue keinem von Ihnen beiden, und das liegt daran, daß Sie sich offenbar selbst nicht trauen.«
»Du begibst dich auf einen gefährlichen Pfad«, warf Tyekanik ein. »Es sind bereits Männer gestorben, die sich weniger herausnahmen als du.«
Farad'n nickte und sagte: »Du solltest es vermeiden, uns noch mehr zu reizen.«
»Die fatalen Konsequenzen des Zorns der Corrinos sind allgemein bekannt, Herr von Salusa Secundus«, sagte der alte Mann.
Tyekanik legte seine Hand auf Farad'ns Arm und fragte: »Legst du es darauf an, daß wir dich umbringen lassen?«
Farad'n, der an diese Möglichkeit noch keinen Gedanken verschwendet hatte, sah den Mann plötzlich in einem ganz anderen Licht. War dieser alte Mann, der sich selbst den Prediger nannte ... mehr, als er auf den ersten Blick erschien? Welcher Art würden die Konsequenzen seines Todes sein? Märtyrer hatten zu allen Zeiten gefährliche Schöpfungen dargestellt.
»Ich glaube nicht, daß Sie mich umbringen lassen werden, gleichgültig was ich auch sage, Bashar«, erwiderte der Prediger. »Denn ich weiß, daß Sie wissen, welchen großen Wert ich darstelle. Auch Ihr Prinz beginnt das langsam zu vermuten.«
»Du weigerst dich also, seinen Traum zu deuten?« fragte Tyekanik erneut.
»Ich habe ihn gedeutet.«
»Aber du bist nicht bereit, deine Deutung zu berichten?«
»Tadeln Sie mich dafür, Mylord?«
»Wieso solltest du für mich
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