Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Titel: Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
Vom Netzwerk:
›vorsichtige Ermittlungen‹ nicht.
Einschätzung der Ixianer
Bene Gesserit-Archiv
     
     
    Hedley Tuek, der Hohepriester und Titularherrscher von Rakis, fühlte sich der Forderung, die man gerade an ihn gestellt hatte, nicht gewachsen.
    Eine staubige und neblige Nacht hüllte die Stadt Keen ein, aber hier, in seinem privaten Audienzsaal, löste die Helligkeit zahlreicher Leuchtgloben die Schatten auf. Sogar hier, im Herzen des Tempels, konnte man jedoch den Wind hören. Es war ein fernes Geraune, eine Marter, die den Planeten periodisch heimsuchte.
    Der Audienzsaal war ein unregelmäßig geformter Raum. Er war sieben Meter lang und maß an seiner breitesten Stelle vier. Das ihm gegenüberliegende Ende war fast unmerklich schmaler. Auch die Decke machte eine schwache Biegung in diese Richtung. Wandbehänge aus Gewürzfaser sowie hellgelbe und graue Vorhänge verbargen diese Unregelmäßigkeiten. Einer der Wandbehänge verbarg ein genau ausgerichtetes Horn, das sogar den leisesten Laut zu etwaigen Lauschern hinübertrug, die sich außerhalb des Raums befanden.
    Nur Darwi Odrade, die neue Kommandantin der Bene Gesserit-Festung von Rakis, war zusammen mit Tuek im Audienzsaal. Die beiden saßen einander gegenüber. Nur ein kleiner Raum trennte sie; er war abgegrenzt durch weiche, grüne Kissen.
    Tuek versuchte, seine Züge im Zaum zu halten, aber die Anstrengung verzerrte sein normalerweise würdig blickendes Gesicht zu einer vielsagenden Maske. Er hatte sich mit größter Sorgfalt auf die Begegnung dieses Abends vorbereitet. Ankleider hatten das Gewand, das seine hochgewachsene, eher stämmige Gestalt bedeckte, glattgestrichen. An seinen großen Füßen trug er goldene Sandalen. Der Destillanzug, den er unter der Robe trug, war nur ein Schaustück. Er enthielt weder Pumpen noch Fangtaschen und wies nichts auf, was eine übermäßig lange Ankleidezeit erforderte. Er trug das seidige graue Haar schulterlang heruntergekämmt, so daß es einen kleidsamen Rahmen für sein viereckiges Gesicht, den breiten Mund und das kantige Kinn bildete. Sein Blick nahm plötzlich einen wohlwollenden Ausdruck an – eine Pose, die er seinem Großvater abgeschaut hatte. Mit diesem Blick hatte er den Audienzsaal betreten, um sich mit Odrade zu treffen. Er hatte sich zu diesem Zeitpunkt ziemlich eindrucksvoll gefühlt, aber jetzt kam er sich plötzlich nackt und verwirrt vor.
    Er ist wirklich ein Hohlkopf, dachte Odrade.
    Und Tuek dachte: Ich kann dieses entsetzliche Manifest nicht mit ihr diskutieren! Nicht, wenn ein Tleilaxu-Meister und diese Gestaltwandler im Nebenzimmer mithören. Was hat mich geritten, als ich das zuließ?
    »Es ist Ketzerei, nichts anderes«, sagte Tuek.
    »Aber eure Religion ist nur eine unter vielen«, konterte Odrade. »Und mit der Rückkehr der Leute aus der Diaspora nimmt die Anzahl der Schismen und abweichenden Religionen ...«
    »Wir haben den einzig wahren Glauben!« sagte Tuek.
    Odrade unterdrückte ein Lächeln. Als hätte ich ihm ein Stichwort gegeben. Waff hat ihn sicher gehört. Tuek war äußerst einfach zu führen. Wenn die Schwesternschaft in bezug auf Waff recht hatte, würden Tueks Worte den Tleilaxu-Meister zur Weißglut treiben.
    In einem tiefen und unheimlich klingenden Tonfall sagte Odrade: »Das Manifest wirft Fragen auf, die alle angehen müssen, Gläubige und Ungläubige gleichermaßen.«
    »Was hat das alles mit dem Heiligen Kind zu tun?« wollte Tuek wissen. »Sie haben gesagt, wir müßten uns treffen, um etwas zu besprechen, das ...«
    »Das stimmt! Versuchen Sie nicht abzustreiten, daß Sie wissen, wie viele Menschen inzwischen Sheeana anbeten. Das Manifest impliziert ...«
    »Das Manifest! Das Manifest! Es ist ein ketzerisches Dokument, das man auslöschen wird. Und was Sheeana angeht, so muß sie wieder allein unserer Aufsicht unterstellt werden!«
    »Nein.« Odrade blieb leise.
    Wie aufgebracht Tuek war, dachte sie. Sein steifer Hals bewegte sich kaum, wenn er von einer Seite zur anderen sah. Wenn er sich dem Wandteppich auf ihrer Rechten zuwandte, erschien es ihr, als würde Tueks Kopf einen leuchtenden Strahl aussenden. Welch ein durchsichtiger Mensch, dieser Hohepriester. Genausogut hätte er öffentlich verkünden können, daß Waff irgendwo hinter dem Wandteppich ihr Gespräch belauschte.
    »Demnächst werden Sie sie noch von Rakis wegzaubern«, sagte Tuek.
    »Sie bleibt hier«, sagte Odrade. »Wie wir es versprochen haben.«
    »Aber warum kann sie nicht ...?«
    »Ich muß doch

Weitere Kostenlose Bücher