Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten
sehr bitten! Sheeana hat ihre Wünsche eindeutig artikuliert, und ich bin sicher, daß man Ihnen ihre Worte übermittelt hat. Sie möchte eine Ehrwürdige Mutter werden.«
»Aber sie ist doch schon die ...«
»M'Lord Tuek! Versuchen Sie nicht, mir etwas vorzuheucheln. Sie hat ihre Wünsche ausgedrückt, und wir sind glücklich, ihnen stattgeben zu können. Warum sollten Sie etwas dagegen haben? Die Ehrwürdigen Mütter haben dem Zerlegten Gott schon während der Fremen-Ära gedient? Warum nicht auch jetzt?«
»Ihr Bene Gesserit habt Methoden, den Menschen Dinge in den Mund zu legen, die sie gar nicht sagen wollen«, erwiderte Tuek anklagend. »Wir sollten dies nicht unter uns diskutieren. Meine Berater ...«
»Ihre Berater würden unsere Diskussion lediglich zerreden. Die Implikationen des Atreides-Manifests ...«
»Ich werde nur über Sheeana sprechen!« Tuek riß sich zusammen und nahm die Pose ein, die er der eines unnachgiebigen Priesters für angemessen hielt.
»Wir sprechen doch über sie«, sagte Odrade.
»Dann möchte ich Ihnen klarmachen, daß in ihrem Umfeld mehr von unseren Leuten sein müssen. Sie muß bewacht werden, und zwar um jeden ...«
»Etwa so, wie sie auf dem Dach bewacht wurde?« fragte Odrade.
»Ehrwürdige Mutter Odrade, dies ist der Heilige Planet Rakis! Sie haben hier keine Rechte, die wir nicht garantieren!«
»Rechte? Sheeana ist zu einer Zielscheibe – jawohl, zu einer Zielscheibe! – aller möglichen politischen Ambitionen geworden, und Sie wollen über Rechte diskutieren?«
»Meine Pflichten als Hohepriester sind eindeutig. Die Heilige Kirche des Zerlegten Gottes wird ...«
»M'Lord Tuek! Ich gebe mein Bestes, um die notwendige Höflichkeit aufrechtzuerhalten. Was ich tue, dient sowohl Ihren als auch unseren Plänen. Was wir unternommen haben ...«
»Unternommen? Was haben Sie denn unternommen?« Tuek stieß diese Worte mit einem heiseren Knurren aus. Diese verdammten Bene Gesserit-Hexen! In seinem Nacken saßen die Tleilaxu, und vor ihm eine Ehrwürdige Mutter! Tuek kam sich vor wie ein Ball in einem verhängnisvollen Spiel, der von schrecklichen Kräften hin- und hergeworfen wurde. Der friedliche Planet Rakis, der sichere Ort, an dem er seiner täglichen Routine nachgegangen war – diese Welt war nicht mehr. Und ihn hatte man in eine Arena gestoßen, deren Spielregeln er nicht durchschaute.
»Ich habe nach Bashar Miles Teg geschickt«, sagte Odrade. »Das ist alles. Sein Voraustrupp müßte bald hier ankommen. Wir werden Ihre planetarischen Abwehrsysteme verstärken.«
»Sie wagen es, den Planeten zu überneh...?«
»Wir übernehmen gar nichts. Auf ausdrücklichen Wunsch Ihres Vaters hin haben Tegs Leute die Abwehrsysteme auf den neuesten Stand gebracht. Der Vertrag, der damals abgeschlossen wurde, enthält unter anderem auch die Klausel, daß sie in bestimmten Abständen überprüft werden müssen.«
Tuek saß in lähmendem Schweigen da. Waff, dieser undurchsichtige kleine Tleilaxu, hatte alles gehört. Es würde einen Konflikt geben! Die Tleilaxu wollten ein Geheimabkommen, was die Melangepreise anbetraf. Sie würden nicht zulassen, daß sich die Bene Gesserit einmischten.
Odrade hatte von seinem Vater gesprochen, und jetzt wünschte sich Tuek nichts sehnlicher, als daß sein längst verstorbener Erzeuger hier sitzen würde. Ein harter Mann. Er hätte gewußt, wie man mit diesen sich feindlich gegenüberstehenden Kräften fertig wurde. Er war stets mit den Tleilaxu ausgekommen, und zwar bestens. Tuek erinnerte sich daran, daß er einst – wie im Moment Waff! – einen Tleilaxu-Unterhändler namens Wose belauscht hatte ... und einen namens Pook. Ledden Pook. Welch komische Namen sie hatten.
Tueks verwirrte Gedanken stießen abrupt auf einen weiteren Namen. Odrade hatte ihn gerade erwähnt: Teg! War dieses alte Ungeheuer noch immer aktiv?
Nun ergriff Odrade wieder das Wort. Tuek beugte sich vor. Er schluckte, weil seine Kehle völlig trocken war, und zwang sich zur Aufmerksamkeit.
»Teg wird sich ebenso Ihre Bodenverteidigung ansehen. Nach dem Fiasko auf dem Dachgarten ...«
»Ich verbiete Ihnen offiziell, sich in unsere innenpolitischen Angelegenheiten einzumischen«, sagte Tuek. »Dazu besteht kein Grund. Unsere Priester-Gardisten sind bestens dazu in der Lage ...«
»Bestens?« Odrade schüttelte traurig den Kopf. »Welch unpassendes Wort, wenn man die neuen Umstände in Betracht zieht, die auf Rakis herrschen.«
»Welche neuen Umstände meinen Sie?«
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