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Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Titel: Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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Konditionierung war tief in ihm verankert. Wo die letzten Wurzeln des Codex lagen, fand er niemals heraus. Offensichtlich waren sie mit etwas verbunden, das das Eigentliche seines Menschseins ausmachte. Der Codex schrieb ihm mit enormer Kraft sein Verhalten und die Grenzen des Erlaubten vor – und zwar in bezug auf jeden, mochte er nun in der Pyramide der Hierarchie unter oder über ihm stehen.
    Das Faustpfand des Gebens und Nehmens: Treue.
    Loyalität gab es sowohl oben als auch unten; man fand sie überall, wo man ihrer bedurfte. Und Teg wußte, daß sie ein Bestandteil seiner Existenz war. Er zweifelte nicht im geringsten daran, daß Taraza ihn in jeder Lage unterstützen würde – außer in einer Situation, die verlangte, daß er sich um den Preis des Überlebens der Schwesternschaft opferte. Und das war an sich richtig. Hier war die Treue von ihnen allen festgeschrieben.
    Ich bin Tarazas Bashar. Das sagt mir der Codex.
    Es war der Codex, der Patrin das Leben gekostet hatte.
    Ich hoffe, du hattest keine Schmerzen, alter Freund.
    Erneut legte Teg unter den Bäumen eine Pause ein. Er zog sein Kampfmesser aus der Stiefelscheide und ritzte ein kleines Zeichen in den Baum, vor dem er stand.
    »Was machst du da?« fragte Lucilla.
    »Ein Geheimzeichen«, sagte Teg. »Nur die Leute, die ich ausgebildet habe, kennen es. Und natürlich Taraza.«
    »Aber warum machst du ...?«
    »Erkläre ich dir später.«
    Teg ging weiter und blieb an einem weiteren Baum stehen. Auch hier machte er das winzige Zeichen: einen kleinen Ritzer, den vielleicht ein Tier mit Klauen hinterlassen würde. In der sie umgebenden Wildnis wirkte er völlig natürlich.
    Während er weiterging, wurde Teg klar, daß er in bezug auf Lucilla zu einem Ergebnis gekommen war. Er mußte ihre Pläne, soweit sie Duncan betrafen, vereiteln. Alle Mentatprojektionen, die er bezüglich der Sicherheit und Gesundheit Duncans anstellte, verlangten danach. Der Junge mußte seine Prä-Ghola-Erinnerungen zurückerhalten, bevor Lucilla ihm eine Einprägung verpassen konnte. Teg wußte, es würde nicht einfach sein, sie abzublocken. Wer eine Ehrwürdige Mutter austricksen wollte, mußte ein besserer Lügner sein als er.
    Er mußte es wie einen Zufall hinstellen, als normales Resultat der Umstände. Lucilla durfte nicht einmal eine Opposition wittern. Teg machte sich nur wenig Illusionen, daß er in einem engen Umfeld gegen eine Ehrwürdige Mutter bestehen konnte. Es war besser, er brachte sie um. Dies glaubte er schaffen zu können. Aber die Konsequenzen! Er würde es nie schaffen, Taraza einzureden, ein dermaßen blutiges Vorgehen hätte im Einklang mit ihren Befehlen gestanden.
    Nein, er würde sich in Geduld üben müssen. Er würde warten, beobachten, zuhören.
    Sie gelangten in ein kleines, offenes Gebiet. Vor ihnen erhob sich eine hohe Barriere aus vulkanischem Gestein. Struppige Büsche und niedrige Dornengewächse wuchsen in der Nähe der Felswand, im Sternenlicht wirkten sie wie dunkle Flecke.
    Teg sah die dunklen Umrisse eines Kriechwegs unter den Büschen.
    »Ab hier geht's auf dem Bauch weiter«, sagte er.
    »Es riecht nach Asche«, sagte Lucilla. »Hier hat etwas gebrannt.«
    »Der Lockvogel ist hiergewesen«, sagte Teg. »Er hat zu unserer Linken ein Stück Wiese abgebrannt – um den Eindruck hervorzurufen, hier sei ein Nicht-Schiff gestartet.«
    Lucilla atmete tief und hörbar auf. Welche Dreistigkeit! Sollte es Schwangyu einfallen, einen Sucher mit hellseherischen Fähigkeiten an Duncans Fersen zu heften (weil er der einzige unter ihnen war, dessen Vorfahren kein Siona-Blut in den Adern gehabt hatten, das ihn abschirmte), würden alle Anzeichen darin übereinstimmen, daß sie hiergewesen waren und den Planeten mit einem Nicht-Schiff verlassen hatten ... sofern ...
    »Aber wohin bringst du uns?« fragte sie.
    »Es ist eine Nicht-Kugel der Harkonnens«, sagte Teg. »Es gibt sie seit Jahrtausenden, und jetzt gehört sie uns.«

22
     
Tatsächlich wollen die Träger der Macht ›zügellose‹ Forschungsarbeit unterdrücken. Die uneingeschränkte Suche nach Erkenntnissen ist identisch mit der langen Geschichte der unerwünschten Konkurrenz. Die Mächtigen wollen die ›vorsichtige Ermittlung‹, die nur jene Resultate und Ideen produziert, die man kontrollieren kann und – am allerwichtigsten – den Großteil der Früchte jenen zugänglich macht, die sie finanziert haben. Leider gewährleistet ein Zufallsuniversum voller relativer Variablen derartige

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