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Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Titel: Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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uns mit Haut und Haar verschlingen.
    Alternativen boten sich an: Man konnte das Rakis-Mädchen in die Obhut der Schwesternschaft aufnehmen und bis zum Ende seiner Tage auf einem in die Unendlichkeit reisenden Nicht-Schiff gefangenhalten. Ein schändlicher Rückzug.
    Es hing so viel von Teg ab. Ob er etwa doch den kürzeren gezogen hatte? Oder hatte er unerwartet eine Möglichkeit gefunden, den Ghola zu verstecken?
    Ich muß eine Aufschubmöglichkeit finden, dachte Taraza. Wir müssen Teg Zeit geben, damit er mit uns Kontakt aufnehmen kann. Odrade muß das Rakis-Vorhaben in die Länge ziehen.
    Es war gefährlich, aber es führte nichts daran vorbei.
    Mit steifen Gliedern stand Taraza auf und begab sich an das verdunkelte Fenster, das ihr gegenüberlag. Die Domstiftwelt lag in sternenüberschütteter Finsternis. Ein Refugium: die Domstiftwelt. Planeten dieser Art erhielten nicht einmal mehr Namen; sie waren nur Nummern in irgendwelchen Archiven. Dieser Planet wurde seit vierzehnhundert Jahren von den Bene Gesserit bewohnt, aber selbst das mußte man als vorübergehend ansehen. Sie dachte an die über ihr kreisenden Nicht-Schiffe: Tegs ureigenstes Abwehrsystem, bestens durchorganisiert. Trotzdem blieb das Domstift verletzlich.
    Das Problem hatte sogar einen Namen: ›zufällige Entdeckung‹.
    Es war ein ewigwährender Defekt. Draußen in der Diaspora hatte die Menschheit sich beispielhaft ausgebreitet, war in den grenzenlosen Raum hinausgeschwärmt. Endlich war der Goldene Pfad des Tyrannen gesichert. Oder nicht? Zweifellos hatte der Atreides-Wurm mehr geplant als nur das simple Überleben der Spezies.
    Hat er uns etwas getan, das wir noch gar nicht entdeckt haben, selbst nicht nach all diesen Jahrtausenden? Ich glaube, ich weiß, was er getan hat. Auch wenn meine Gegenspieler anders reden.
    Es fiel einer Ehrwürdigen Mutter nie leicht, über die Fesselung nachzudenken, die sie unter Leto II. während der dreitausendfünfhundertjährigen Ausdehnung seines Imperiums erlitten hatten.
    Wenn wir diese Zeit ins Auge fassen, straucheln wir.
    Taraza sah ihr eigenes Abbild auf dem dunklen Plaz des Fensters und nahm sich in Augenschein. Ihr Gesicht wirkte grimmig, und man sah ihr die Erschöpfung deutlich an.
    Und ich habe das Recht, grimmig und müde auszusehen!
    Sie wußte, daß man sie während ihrer Ausbildung absichtlich in ein Negativ-Image gezwängt hatte. Es diente ihrer Abwehr und ihrer Stärke. Sie schien allen menschlichen Regungen gegenüber kalt zu sein und war es auch während der Verführungsprüfung gewesen, die sie vor den Zuchtmeisterinnen hatte ablegen müssen. Taraza war in jeder Lage der Advocatus diaboli, und dies war in der gesamten Schwesternschaft zu einer treibenden Kraft geworden – eine natürliche Konsequenz ihrer Erhöhung zur Mutter Oberin. In einer Umgebung dieser Art entwickelte sich schnell Opposition.
    Wie die Sufis sagten: Die Fäulnis des Kerns drängt allmählich nach außen.
    Aber sie sagten nicht, daß Fäulnis manchmal edel und wertvoll war.
    Sie befaßte sich nun mit verläßlicheren Daten: Die Völkerwanderung in die Diaspora hatte die Lehren des Tyrannen mit hinausgetragen. Die Lehren hatten sich zwar auf noch unbekannte Weise verändert, waren aber in ihrer Grundstruktur noch immer zu erkennen. Und irgendwann würde man eine Methode entdecken, um die Unsichtbarkeit eines Nicht-Schiffes auf Null zu bringen. Taraza glaubte nicht, daß die Völker der Diaspora schon soweit waren – zumindest nicht jene, die nun dorthin zurückkehrten, von wo sie einst aufgebrochen waren.
    Es gab absolut keinen sicheren Kurs durch die Reihen der einander bekämpfenden Kräfte, aber sie glaubte, daß die Schwesternschaft sich nach bestem Wissen und Gewissen gewappnet hatte. Das Problem war vergleichbar mit dem eines Gildennavigators, der sein Schiff durch die Raumfalten führte, ohne daß es dabei zu Kollisionen kam oder man in eine Gravitationsfalle geriet.
    Fallen!
    Sie waren der Schlüssel. Und Odrade stellte gerade die Fallen der Schwesternschaft für die Tleilaxu auf.
    Wenn Taraza über Odrade nachdachte – was in diesen Zeiten des öfteren vorkam –, machte ihre lange Bekanntschaft sie zuversichtlich. Es war, als sähe sie auf einen verblaßten Baldachin, auf dem einige Muster hell geblieben waren. Und am allerhellsten, fußend auf Odrades Stellung, die der der Bene Gesserit-Kommandozentrale äußerst nahe war, war der Punkt, der ihre Fähigkeit symbolisierte, die Einzelheiten zu überblicken

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