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Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Titel: Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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soviel vom Leben.« Und er fing an, einen alten Refrain von Gurney Halleck vor sich hinzusummen: »Seht zurück, Freunde, auf die Heere, die längst vergangen sind ...«
    Aber sein Geist wirbelte in der neuen, reichhaltigen Würze dieser Momente des Wiedergeborenseins in andere Gefilde, und erneut verspürte er die begierige Berührung von etwas Mächtigem; etwas, das tief in ihm vergraben war. Was es auch immer sein mochte – es war stark und betraf Lucilla, die Einprägerin. In seiner Phantasie sah er sie blutüberströmt und tot vor sich liegen.

25
     
Das Volk will stets etwas mehr als unmittelbare Freude, jenes tiefere Gefühl, das man Glücklichsein nennt. Dies ist eins der Geheimnisse, mit denen wir die Erfüllung unserer Pläne vorantreiben. Dieses ›etwas mehr‹ verleiht verstärkte Macht über Menschen, die es nicht benennen können oder – was meistens der Fall ist – sich dessen nicht einmal bewußt sind. Die meisten Menschen reagieren lediglich unbewußt auf verborgene Kräfte dieser Art. Das heißt also, wir brauchen nur ein genau berechnetes ›etwas mehr‹ zu erzeugen, es zu definieren und ihm eine Form zu geben – dann werden die Menschen uns folgen.
Führungsgeheimnisse
der Bene Gesserit
     
     
    Während Waff schweigend zwanzig Schritte vor ihnen ging, bewegten sich Odrade und Sheeana über einen von Sträuchern umsäumten Weg an einem Gewürzlager vorbei. Sie trugen allesamt neue Wüstengewänder und gleißende Destillanzüge. Der graue Nulplaz-Zaun, der den Lagerhof von ihnen trennte, war da und dort mit Grasbüscheln und wolligen Saatstengeln bewachsen. Als Odrade die Saatstengel musterte, kamen sie ihr wie Lebewesen vor, die den Versuch unternahmen, sich gegen die menschliche Intervention zur Wehr zu setzen. Hinter ihnen wurden die eckigen Bauwerke, die sich rings um Dar-es-Balat erhoben hatten, vom Sonnenlicht des frühen Nachmittags gebacken.
    Heiße, trockene Luft versengte ihr die Kehle, wenn sie die Luft zu schnell einatmete. Odrade fühlte sich schwindlig, und in ihrem Innern tobte ein Zwiespalt. Durst peinigte sie. Sie bewegte sich, als ginge es am Rand eines Steilhangs entlang. Die Situation, die sie auf Tarazas Befehl hin hervorgerufen hatte, konnte jeden Moment explodieren.
    Wie zerbrechlich sie ist!
    Es waren drei Mächte im Spiel, und obwohl sie einander nicht unterstützten, einte sie eine Motivation, die sich jeden Augenblick ändern und die gesamte Allianz umkippen lassen konnte. Die von Taraza geschickten Militärs gaben Odrade keine Zuversicht. Wo war Teg? Wo war Burzmali? Und außerdem: Wo steckte der Ghola? Er hätte längst hier sein müssen! Warum hatte man ihr befohlen, die Dinge zu verzögern? Ihr heutiges Unternehmen würde gewiß einiges verzögern! Obwohl Odrade Tarazas Segen erhalten hatte, hielt sie diesen Ausflug in die Wüste der Würmer für einen möglicherweise permanenten Aufschub. Und da war Waff. Wenn er überlebte, konnte er das Spiel dann wieder aufnehmen?
    Trotz der Heilkräfte der besten Wachstumsverstärker der Schwesternschaft behauptete Waff, daß seine Arme dort, wo Odrade sie gebrochen hatte, noch immer schmerzten. Er beschwerte sich nicht, sondern blieb rein sachlich. Und er schien ihre zerbrechliche Allianz ebenso hinzunehmen wie die Modifikationen, die das priesterliche Geheimnis hervorgerufen hatte. Zweifellos beruhigte es ihn, daß statt Tuek nun einer seiner ihm treu ergebenen Gestaltwandler auf dem Thron des Hohepriesters saß. Waff hatte energisch nach den ihm zugesagten ›Zuchtmüttern‹ verlangt, und folgerichtig hielt er seinen Teil des Abkommens erst einmal zurück.
    »Es wird nur zu einer kleinen Verzögerung kommen«, hatte Odrade erklärt. »Die Schwesternschaft muß das neue Abkommen überprüfen. Bis dahin ...«
    Und ›bis dahin‹ war heute.
    Odrade verdrängte ihre bösen Ahnungen und gab sich der Stimmung des gegenwärtigen Unternehmens hin. Waffs Verhalten faszinierte sie, besonders seine Reaktion beim Zusammentreffen mit Sheeana: Er war tatsächlich ängstlich gewesen und sehr, sehr ehrfurchtsvoll.
    Ein Günstling seines Propheten.
    Odrade schaute zur Seite und musterte das Mädchen, das zielstrebig neben ihr herging. Dort befand sich der wahre Hebelansatz, wenn man die Ereignisse dem Plan der Bene Gesserit anpassen wollte.
    Daß die Schwesternschaft die hinter dem Verhalten der Tleilaxu liegende Wirklichkeit durchdrungen hatte, versetzte Odrade in einen Erregungszustand. Waffs fanatischer ›wahrer Glaube‹ nahm mit

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