Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Titel: Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
Vom Netzwerk:
Sandkriecher direkt vor Ihnen stammt aus der Atreides-Ära. Um ihn herum gruppiert, im Uhrzeigersinn, links von Ihnen beginnend, sehen Sie einen kleinen Ernter, einen Carryall, eine primitive Gewürzfabrik nebst den dazugehörenden Ausrüstungsgegenständen. Sämtliche Teile sind separat gekennzeichnet. Beachten Sie das Leuchtschriftzitat über den Ausstellungsstücken: »DENN SIE SOLLEN SICH LABEN AM ÜBERFLUSS DER MEERE UND DEN SCHÄTZEN DER WÜSTE.« Dieses uralte religiöse Zitat wurde oft von dem berühmten Gurney Halleck ausgesprochen.
Führer durch das Museum von Dar-es-Balat
     
     
    Erst als die Dämmerung einsetzte, verlangsamte der Wurm sein unerbittlich durchgehaltenes Tempo. Bis dahin hatte Odrade alle Fragen, die sie hatte, durchgespielt. Aber sie hatte immer noch keine Antworten. Wie kontrollierte Sheeana die Würmer? Das Mädchen behauptete, es habe nichts damit zu tun, daß Shaitan diese Richtung einschlug. Welche geheimnisvolle Art der Verständigung war es, auf die das Wüstenungeheuer reagierte? Odrade wußte, daß die sie bewachenden Schwestern an Bord der mit ihnen Schritt haltenden Thopter sich die gleiche Frage bis zur Erschöpfung gestellt hatten. Und noch eine mehr. Warum ließ sie dies alles mit sich geschehen?
    Möglicherweise hegten sie auch ein paar Vermutungen: Sie ruft uns nicht an, weil dies das Ungeheuer verwirren könnte. Sie traut es uns nicht zu, daß wir sie und die anderen problemlos an Bord holen können.
    Die Wahrheit war viel einfacher: Neugierde.
    Der sich zischend voranbewegende Leib des Wurms hatte Ähnlichkeit mit einem Wellenberge durchpflügenden Schiff. Das trockene, versengt riechende Aroma des überhitzten Sandes, den der Fahrtwind an ihnen vorbeifliegen ließ, strafte diese Vorstellung jedoch Lügen. Rings um sie herum breitete sich nun nur noch offene Wüste aus. Kilometerlange Sanddünen beherrschten das Bild. Sie tauchten so regelmäßig auf wie Meereswellen.
    Waff hatte seit geraumer Zeit nichts mehr gesagt. Er hockte auf dem Rücken des Wurms wie eine Miniaturausgabe Odrades, deren Stellung er imitierte. Seine Aufmerksamkeit galt der Landschaft voraus. Sein Gesicht wies einen leeren Ausdruck auf. Seine letzten Worte waren gewesen: »Gott, wappne die Gläubigen in der Stunde ihrer Prüfung!«
    Für Odrade war er ein lebender Beweis dafür, daß ein stark genug ausgeprägter Fanatismus ganze Zeitalter überdauern konnte, und daß die alten Zensunni und Sufis in den Tleilaxu überlebt hatten. Es war wie eine tödliche Mikrobe, die Jahrtausende im Tiefschlaf überstanden hatte und auf den passenden Wirtskörper wartete, um sich daran gütlich zu tun.
    Welches Resultat wird das ›Virus‹ zeitigen, das ich der rakisianischen Priesterschaft untergeschoben habe? fragte sie sich. Die Heilige Sheeana war eine Gewißheit.
    Sheeana saß auf einem Ringsegment ihres Shaitans. Sie hatte ihr Gewand hochgezogen, so daß man ihre dünnen Schenkel sah, und hielt sich mit beiden Händen fest.
    Sie hatte erzählt, daß ihr erster Ritt auf einem Wurm sie direkt nach Keen geführt hatte. Warum gerade dorthin? Hatte der Wurm sie einfach nur zu Wesen ihrer Art bringen wollen?
    Der Wurm, auf dessen Rücken sie jetzt saßen, hatte mit Bestimmtheit ein anderes Ziel. Sheeana stellte keine Fragen mehr, aber schließlich hatte Odrade ihr auch aufgetragen, den Mund zu halten und die Niedrigtrance zu üben. Dies würde wenigstens sicherstellen, daß man später alle Einzelheiten dieser Reise wieder aus ihrer Erinnerung hervorholen konnte. Wenn es eine geheime Verständigung zwischen Sheeana und dem Wurm gab, würde man ihr später auf die Spur kommen.
    Odrade peilte den Horizont an. Die Überreste des alten Walls, der einst die Sareer umgeben hatte, lag wenige Kilometer vor ihnen. Das Mauerwerk warf lange Schatten über die Dünen, woraus Odrade ersah, daß es höher war, als sie ursprünglich vermutet hatte. Der Wall war nur noch eine geborstene Linie; dort, wo er den Boden berührte, wimmelte es von verstreut herumliegenden Steinquadern. Die Kluft – jene Stelle, an der der Tyrann von der Brücke in den Idaho-Fluß gefallen war – lag ein gutes Stück rechts von ihnen, etwa drei Kilometer vom Kurs des Wurms entfernt. Den Fluß gab es nicht mehr.
    Waff rührte sich neben ihr. »Ich erwarte deinen Ruf, Gott«, sagte er. »Ich bin Waff von den Entio, und ich bete in deinem geheiligten Reich.«
    Odrade warf ihm einen Blick zu, ohne den Kopf zu bewegen. Entio? Ihre Weitergehenden Erinnerungen

Weitere Kostenlose Bücher