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Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Titel: Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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wußten, daß ein Entio während der großen Zensunni-Wanderung einen Stammesführer dargestellt hatte. Vor der Ära des Wüstenplaneten. Was war das? Welche uralten Erinnerungen hatten die Tleilaxu lebendig erhalten?
    Sheeana brach ihr Schweigen. »Shaitan wird langsamer.«
    Bruchstücke des alten Walls blockierten ihren Weg. Der Wall überragte die höchsten Dünen um mindestens fünfzig Meter. Der Wurm wandte sich leicht nach rechts und schob sich zwischen zwei gewaltige Quader, die sich über ihnen auftürmten. Dann hielt er an. Sein langer, schartiger Leib lag parallel zu einem größtenteils intakten Mauerabschnitt.
    Sheeana stand auf und begutachtete die Barriere.
    »Wo sind wir?« fragte Waff. Seine Stimme übertönte die Geräusche, die die über ihnen kreisenden Thopter erzeugten.
    Odrade löste den ermüdeten Griff ihrer Hand und bewegte die Finger. Sie gab ihre kniende Stellung nicht auf, während sie die Umgebung in Augenschein nahm. Die Schatten, die die herumliegenden Quader warfen, zogen harte Linien über den Sand und die kleineren Schuttberge. Aus der Nähe betrachtet – sie waren kaum zwanzig Meter von ihr entfernt – zeigte die Mauer Sprünge, Risse und finstere Öffnungen, die in ihr uraltes Fundament hinabführten.
    Waff stand auf und massierte seine Hände.
    »Warum sind wir hier?« fragte er. Seine Stimme klang schwach und kläglich.
    Der Wurm zuckte.
    »Shaitan will, daß wir absteigen«, sagte Sheeana.
    Woher weiß sie das? fragte sich Odrade. Die Bewegung des Wurms hatte nicht einmal ausgereicht, um das Gleichgewicht zu verlieren. Nach dieser langen Reise hätte es auch ein gewöhnlicher körperlicher Reflex sein können.
    Aber Sheeana musterte das Fundament der alten Mauer, setzte sich auf den gebogenen Wurmrücken und rutschte hinunter. Geduckt fiel sie in den weichen Sand.
    Odrade und Waff beobachteten fasziniert, wie Sheeana sich durch den Sand arbeitete und dem Vorderteil des Geschöpfs näherte. Dort blieb sie stehen, preßte beide Hände gegen ihre Hüften und musterte das klaffende Maul. Unsichtbare Flammen warfen orangefarbene Lichtstreifen über ihr junges Gesicht.
    »Shaitan, warum sind wir hier?« fragte sie mit Nachdruck.
    Der Wurm zuckte erneut.
    »Er möchte, daß ihr auch runterkommt«, rief Sheeana.
    Waff schaute Odrade an. »Wenn Gott will, daß du stirbst, lenkt er deine Schritte dorthin, wo dich der Tod ereilt.«
    Odrade antwortete ihm mit einem Satz aus den Shariat-Sprüchen: »Gehorche Gottes Boten in allen Dingen!«
    Waff seufzte. Die Zweifel standen ihm ins Gesicht geschrieben. Aber dann wandte er sich um und sprang als erster ab. Er erreichte den Boden knapp vor Odrade. Sheeanas Beispiel folgend, begaben sie sich zum Vorderteil der Kreatur. Odrade, nun äußerst wachsam, ließ Sheeana nicht aus den Augen.
    Direkt vor dem klaffenden Maul war es viel heißer. Das vertraute Gewürzaroma von Melange erfüllte die Luft.
    »Hier sind wir, Gott«, sagte Waff.
    Odrade, die der religiösen Ehrfurcht Waffs allmählich überdrüssig wurde, warf einen kurzen Blick auf die Umgebung – die verstreuten Felsen, die erodierte Mauer, die sich in den dämmerigen Himmel erhob, den Sand, der sich vor den von der Zeit zernagten Steinen angesammelt hatte, und der träge Atem der inneren Feuer des Wurms.
    Wo sind wir hier? fragte sich Odrade. Was ist so besonderes an diesem Ort, daß der Wurm ihn zum Ziel gewählt hat?
    Vier der Beobachtungsthopter flogen nebeneinander über ihnen dahin. Einen Moment lang übertönten das Geräusch ihrer Fächerschwingen und das Zischen ihrer Düsen das leise Grollen des Wurms.
    Soll ich sie rufen? fragte sich Odrade. Sie brauchte nur ein Handzeichen zu geben. Statt dessen jedoch hob sie beide Hände, um den Beobachtern zu signalisieren, daß sie in der Schwebe bleiben sollten.
    Nun breitete sich die abendliche Kühle über der Wüste aus. Odrade fröstelte und paßte ihren Metabolismus an die neuen Gegebenheiten an. Sie war voller Zuversicht, daß der Wurm sie nicht verschlang, solange Sheeana neben ihnen stand.
    Sheeana wandte dem Wurm ihren Rücken zu. »Er will, daß wir hierbleiben«, sagte sie.
    Als wären ihre Worte ein Kommando, drehte der Wurm den Kopf von ihnen weg und glitt durch die gewaltige Quaderansammlung davon. Man konnte hören, daß er mit rasender Schnelligkeit wieder in der Wüste verschwand.
    Odrade musterte das Fundament der alten Mauer. Bald würde es dunkel werden, aber noch herrschte in der langen Wüstendämmerung genug

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