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Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Titel: Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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bevorstand? Er witterte keinerlei Gewalt. Eher das Gegenteil. Seine verdoppelte Vision ließ ihn Dinge mit extrem sinnlichen Obertönen erkennen. Glaubte sie, man könnte ihn einer Einprägung unterziehen?
    Sie lächelte ihn an. Es war ein wissender Ausdruck in ihrem Gesicht, doch dahinter verbarg sich Kälte.
    »Wird er uns bestens dienen, Muzzafar?«
    »Ich glaube schon, Geehrte Mater.«
    Teg runzelte nachdenklich die Stirn. Irgendwie verkörperte dieses Paar etwas zutiefst Böses. Es wandte sich gegen jede Moral, auf der sein Verhalten basierte. Es war gut, fiel ihm ein, daß keiner der beiden von diesem seltsamen Phänomen wußte, das seine Reaktionen beschleunigte.
    Sie schienen seine Verwirrung und Fassungslosigkeit zu genießen.
    Teg beruhigte sich, indem er sich klarmachte, daß keiner der beiden das Leben wirklich liebte. Er sah dies mit dem klaren Blick des Bene Gesserit-Geschulten. Die Geehrte Mater und Muzzafar hatten alles vergessen – oder, was wahrscheinlicher war: aufgegeben –, was den Überlebenswillen des glücklichen Menschen unterstützte. Wahrscheinlich waren sie nicht einmal mehr fähig, an ihrem eigenen Körper eine echte Quelle der Freude zu finden. Ihre Existenz war in erster Linie die von Voyeuren, ewigen Beobachtern, die sich stets daran erinnern mußten, wie es gewesen war, bevor aus ihnen das geworden war, was immer sie jetzt auch sein mochten. Und sogar wenn sie in einer Vorstellung dessen wateten, was einst für sie eine Befriedigung dargestellt hatte: Sie mußten jedesmal in neue Extreme verfallen, um auch nur die Außenzonen ihrer Erinnerung zu erreichen.
    Das Grinsen der Geehrten Mater wurde breiter. Sie zeigte eine Reihe blitzend weißer Zähne. »Sieh ihn dir an, Muzzafar! Er hat nicht die geringste Vorstellung von dem, was wir können.«
    Teg hörte zu – aber mit seinem Bene Gesserit-Blick nahm er auch wahr. In diesen beiden war nicht einmal mehr ein Milligramm an Unbefangenheit. Sie erwarteten keine Überraschungen mehr. Nichts war mehr wirklich neu für sie. Dennoch planten und ersannen sie weiter, hoffend, daß dieses Extrem die Erregung, an die sie sich erinnerten, hervorrufen würde. Natürlich wußten sie, daß dem nicht so war, und sie waren darauf eingestellt, daß dieses Erlebnis ihnen nur noch mehr brennende Unrast eintragen würde – bis sie für den nächsten Versuch, das Unerreichbare zu erringen, bereit waren. Das war ihr Gedankengang.
    Teg produzierte ein Lächeln für sie, in das er alle Fähigkeiten hineinlegte, die ihm die Bene Gesserit beigebracht hatten. Es war ein Lächeln voller Mitleid; ein Lächeln, das sein Verständnis und die echte Freude über seine Existenz ausdrückte. Er wußte, daß es die tödlichste Beleidigung war, die er ihnen entgegenschleudern konnte, und er sah, daß sie traf. Muzzafar stierte ihn an. Die Geehrte Mater wechselte von orangeäugiger Wut in abrupte Überraschung über, und dann, ziemlich langsam, zeigte sie allmählich Freude. Das hatte sie nicht erwartet! Es war völlig neu für sie!
    »Muzzafar«, sagte sie, während der orangefarbene Farbton aus ihren Augen verschwand, »bring die Geehrte Mater herein, die auserwählt wurde, unseren Bashar zu kennzeichnen.«
    Teg – seine verdoppelte Vision ließ ihn die Gefahr nun erkennen – verstand endlich. Er war sich seiner eigenen Zukunft bewußt. Je weiter die Wellen der Stärke in ihm zunahmen, desto weiter reichte auch sie. Die unfaßbare Veränderung fand weiter in ihm statt! Er fühlte expandierende Energien. Mit ihnen kam das Verstehen. Und die Wahl, die er hatte. Er sah sich selbst wie einen Tornado durch das Gebäude fegen. Hinter ihm: verstreut herumliegende Leichen (darunter auch Muzzafar und die Geehrte Mater). Als er ging, sah der gesamte Komplex wie ein Schlachthaus aus.
    Muß ich es tun? fragte er sich.
    Für jeden, den er umbrachte, würden noch mehr sterben müssen. Er sah die Notwendigkeit jedoch ein, ebenso, wie er endlich den Plan des Tyrannen erkannte. Der Schmerz, der ihn persönlich erwartete, brachte ihn beinahe zum Weinen, aber er hielt sich zurück.
    »Ja, bringen Sie die Geehrte Mater zu mir«, sagte er in dem Bewußtsein, daß es dann eine weniger gab, die er in diesem Gebäude aufspüren und vernichten mußte. Der Raum, der die Scanslizer-Kontrollen beherbergte, mußte als erster in Angriff genommen werden.

44
     
Oh, ihr, die ihr wißt, was wir hier erleiden, vergeßt uns nicht in euren Gebeten.
Schild auf dem Landefeld von Arrakeen
(Historische

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