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Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Titel: Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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Aufzeichnungen: Dar-es-Balat)
     
     
    Taraza beobachtete vor dem silbernen Himmel eines rakisianischen Morgens ein Gestöber fallender Blütenblätter. Der Himmel wies einen Opalglanz auf, den sie – trotz aller sie vorbereitenden Erklärungen – nicht erwartet hatte. Rakis hielt viele Überraschungen für einen bereit. Hier, am Rand des Dachgartens, war der Duft von Orangen so übermächtig, daß er alle anderen Gerüche überlagerte.
    Glaube nie, daß du einen Ort vollkommen durchschaut hast – oder einen Menschen, war ihr Gedanke.
    Das Gespräch war hier draußen zu Ende gegangen, aber die Echos der ausgesprochenen Gedanken, die sie noch vor wenigen Minuten ausgetauscht hatten, verweilten noch. Alle waren jedoch der Meinung daß es Zeit zum Handeln sei. Bald würde Sheeana für sie ›einen Wurm tanzen‹ und erneut ihre Meisterschaft beweisen.
    Waff und ein neuer Vertreter der Priesterschaft würden an diesem ›heiligen Ereignis‹ Anteil haben, aber Taraza war sich sicher, daß keiner von beiden die tatsächliche Natur dessen, was sie erblickten, sehen würde. Waff würde natürlich darauf bestehen, dabeizusein. Ihn umgab noch immer die Ausstrahlung eines irritierten Unverständnisses in allem, was er sah oder hörte. Durch die Ehrfurcht, daß er sich auf Rakis befand, hegte er gemischte Gefühle. Der Katalysator war offensichtlich seine Wut über die Tatsache, daß hier Narren regierten.
    Odrade kehrte aus dem Raum zurück, in dem man sich getroffen hatte, und hielt neben Taraza an.
    »Ich bin äußerst beunruhigt über die Berichte von Gammu«, sagte Taraza. »Bringst du eine Neuigkeit?«
    »Nein. Ganz offenbar herrscht dort immer noch das Chaos.«
    »Sag mal, Dar, was, glaubst du, sollten wir tun?«
    »Ich denke ständig an das, was der Tyrann zu Chenoeh gesagt hat: ›Die Bene Gesserit sind dem, was sie sein sollten, so nah – und doch so fern.‹«
    Taraza deutete auf die offene Wüste, die sich hinter dem Qanat der Museumsstadt ausbreitete. »Er ist immer noch dort draußen, Dar. Ich bin mir dessen sicher.« Sie drehte sich um und sah Odrade an. »Und Sheeana spricht mit ihm.«
    »Er hat viele Lügen erzählt«, sagte Odrade.
    »Aber bezüglich seiner persönlichen Inkarnation hat er nicht gelogen. Erinnere dich daran, was er sagte: ›Jeder Abkömmling meines Ichs wird ein Teil meines Bewußtseins in sich tragen – eingeschlossen, verloren, hilflos. Perlen meines Ichs, die sich blind durch den Sand bewegen, in einem endlosen Traum gefangen.‹«
    »Du investierst einen Großteil deines Glaubens in die Macht dieses Traums«, sagte Odrade.
    »Wir müssen den Plan des Tyrannen aufdecken! Restlos!«
    Odrade seufzte, sagte aber nichts.
    »Unterschätze niemals die Macht einer Idee«, sagte Taraza. »Die Atreides waren in ihrer Regierungsführung stets Philosophen. Philosophie ist immer gefährlich, weil sie das Hervorbringen neuer Ideen fördert.«
    Odrade sagte immer noch nichts.
    »Der Wurm hat alles in sich, Dar! Sämtliche Kräfte, die er in Bewegung gesetzt hat, sind noch immer in ihm.«
    »Willst du mich oder dich selbst überzeugen, Tar?«
    »Ich bestrafe dich, Dar. So wie der Tyrann uns noch immer bestraft.«
    »Weil wir nicht das sind, was wir sein sollten? Ahh, da kommt Sheeana mit den anderen.«
    »Die Sprache des Wurms, Dar. Das ist das Entscheidende.«
    »Wenn du meinst, Mutter Oberin.«
    Taraza bedachte Odrade mit einem wütenden Blick, während sie auf die anderen zuging, um sie zu begrüßen. Odrade wirkte auf verwirrende Weise fatalistisch.
    Die Gegenwart Sheeanas ließ Taraza jedoch wieder an ihre Ziele denken. Diese Sheeana war ein wachsames, kleines Ding. Sehr gutes Material. Am vergangenen Abend hatte sie den Tanz vorgeführt – im großen Museumssaal, vor einem von Baldachinen verdeckten Hintergrund: ein exotischer Tanz vor einem exotischen Gewürzfaservorhang, mit Abbildern von Wüsten und Würmern. Sie war beinahe mit ihm verschmolzen und hatte gewirkt wie eine Gestalt, die sich aus den stilisierten Dünen und den fein ausgearbeiteten, sich schlängelnd dahinbewegenden Würmern heraushob. Taraza erinnerte sich daran, wie die wirbelnden Bewegungen des Tanzes Sheeanas braunes Haar in einem weichen Bogen hatten schwingen lassen. Die Beleuchtung hatte die rötliche Tönung ihres Haars noch betont. Ihre Augen waren geschlossen gewesen, aber ihr Gesicht hatte keinerlei Gelassenheit gezeigt. Der leidenschaftliche Ausdruck ihres Mundes hatte Erregung verraten, ebenso ihre bebenden

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