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Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Titel: Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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manche der übriggebliebenen Sietchs verbargen dem Vernehmen nach Unmengen verlorengegangener Melangereserven. Jeder Dörfler träumte von der Entdeckung eines solchen Schatzes.
    Sheeana, die einen abgeschabten Destillanzug und ein fadenscheiniges Gewand trug, ging allein nach Nordosten, auf die weit entfernte, nebelartige Luftsäule zu, die über der Großstadt Keen schwebte und davon zeugte, welcher Wasserreichtum dort einfach in die sonnenerwärmten Brisen aufstieg.
    Wer im Sand Melangestücke aufspüren wollte, tat am besten daran, seine Aufmerksamkeit ganz allein auf den Geruchssinn zu konzentrieren. Dies war eine Form der Konzentration, die nur noch einen geringen Teil des Wahrnehmungsvermögens auf den knirschenden Sand richtete, der von Shaitans Ankunft kündete. Die Beinmuskeln bewegten sich automatisch in einer unrhythmischen Gangart, die sich mit den natürlichen Geräuschen der Wüste vermischte.
    Zuerst hörte Sheeana die Schreie nicht, denn sie schienen zum ständigen Reiben des von der Luft über die Barracans, die das Dorf vor ihrem Blick abschirmten, gewehten Sandes zu passen. Langsam durchdrang das Geräusch ihr Bewußtsein, bis es schließlich all ihre Aufmerksamkeit erforderte.
    Da schrien viele Stimmen!
    Sheeana vergaß den Gedanken, daß man sich in der Wüste besser nicht von Geschehnissen am Rande ablenken ließ. So rasch sie ihre kindlichen Muskeln trugen, kletterte sie den Abhang des Barracans hinauf und hielt nach der Quelle des schrecklichen Geräusches Ausschau. Sie kam gerade zur rechten Zeit, um zu sehen, was den letzten Schrei zum Verstummen brachte.
    Der Wind und die Sandforellen hatten einen Teil der Schutzbarriere am anderen Ende des Dorfes ausgetrocknet. Sie erkannte es am Farbunterschied. Ein wilder Wurm hatte die Öffnung durchbrochen und schlängelte sich an der verbliebenen Feuchtigkeit vorbei. Sein gigantisches, flammengeschwärztes Maul wirbelte Menschen und Hütten durch die Luft, während er immer näher herankreiste.
    Sheeana sah, wie sich die letzten Überlebenden im Zentrum der Zerstörung sammelten – auf einem Platz, an dem es jetzt keine Hütten mehr gab und der mit den Überresten der Windfallen überhäuft war. Und während sie noch zusah, versuchten einige der Bewohner in die Wüste zu entkommen. Unter denen, die in panischer Eile flohen, erkannte Sheeana ihren Vater.
    Keiner entkam. Das große Maul verschluckte sie alle, bevor es sich wieder darauf konzentrierte, den Rest des Dorfes dem Erdboden gleichzumachen.
    Rauchender Sand – das war alles, was von dem kleinen Dorf übrigblieb, das es gewagt hatte, ein Stückchen von Shaitans Reich urbar zu machen. Die Stelle, an der das Dorf gestanden hatte, wies keinerlei Anzeichen einer menschlichen Gegenwart mehr auf. Alles wirkte so, wie es in jenen Zeiten gewesen war, als es hier noch keine Menschen gegeben hatte.
    Sheeana schnappte krampfhaft nach Luft. Sie inhalierte durch die Nase, um – wie jedes gute Kind der Wüste – ihre Körperflüssigkeit nicht zu verschwenden. Sie suchte den Horizont nach Anzeichen anderer Kinder ab, aber Shaitans Spur hatte auf der anderen Seite des Dorfes riesige Kurven und Schleifen hinterlassen. In ihrem Blickfeld befand sich kein Mensch. Sie rief, stieß einen schrillen Schrei aus, der in der trockenen Luft weit getragen wurde. Aber niemand antwortete ihr.
    Allein.
    Wie in Trance ging sie über den Dünenkamm auf jene Stelle zu, an der einst das Dorf gelegen hatte. Als sie sich dem Platz näherte, erfüllte starker Zimtgeruch ihre Nase. Der Wind, der immer noch die Dünenkämme abstaubte, trug ihn heran. Erst dann wurde ihr klar, was geschehen war. Das Dorf war katastrophalerweise genau auf einer Vorgewürzeruption errichtet worden. Als das riesige Reservoir zu gären angefangen hatte und die Melange explodiert war, war Shaitan gekommen. Jedes Kind wußte, daß Shaitan einer Gewürzeruption nicht widerstehen konnte.
    Allmählich wurde Sheeana von Wut und wilder Verzweiflung erfaßt. Außer sich rannte sie die Düne hinab auf Shaitan zu und tauchte hinter ihm auf, als er durch die trockene Stelle, die sein Eindringen in das Dorf ermöglicht hatte, den Rückzug antrat. Ohne darüber nachzudenken, prügelte sie auf seinen Schwanz ein, kletterte an ihm empor und rannte über den gewaltigen, zerklüfteten Rücken des Wurms nach vorn. An dem Höcker hinter seinem Maul warf sie sich auf die Knie und drosch mit den Fäusten auf die unnachgiebige Oberfläche ein.
    Der Wurm hielt an.
    Als sich

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