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Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Titel: Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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diese Worte eine Weile auf sie einwirken, dann sagte er: »Kein Priester des Geteilten Gottes von Rakis, nicht einmal ein x-beliebiger Powindah-Scharlatan wird das hinnehmen. Nur wir wissen es, weil unser Gott ein magischer Gott ist, dessen Sprache wir sprechen.«
    »Man wird uns beschuldigen, wir hätten es geschrieben«, sagte Mirlat. Und im gleichen Moment schüttelte er heftig den Kopf. »Nein. Ich verstehe es. Ich verstehe, was du meinst!«
    Waff schwieg. Er sah, daß sie jetzt alle an ihre Sufi-Abstammung dachten und sich den Großen Glauben und die Ökumene der Zensunni in Erinnerung zurückriefen, die die Bene Tleilax ausgebrütet hatte. Sie wußten von den gottgegebenen Tatsachen ihrer Abstammung, aber Generationen der Geheimnistuerei hatten dazu geführt, daß kein Powindah von ihrem Wissen eine Ahnung hatte.
    Stumme Worte flossen durch Waffs Bewußtsein: »Annahmen, die auf Einsichten basieren, enthalten den Glauben an einen festen Grund, aus dem alle Dinge sprießen wie Pflanzen aus der Saat.«
    Und da er wußte, daß die Ratsmitglieder sich gleichermaßen an diesen Katechismus des Großen Glaubens erinnerten, wies Waff sie auf die Ermahnung der Zensunni hin: »Hinter Annahmen dieser Art liegt ein Glaube, den die Powindah nicht in Frage stellen. Nur die Shariat fragen, aber wir tun es im stillen.«
    Die Ratgeber nickten.
    Waff hob leicht den Kopf und fuhr fort: »Indem man sagt, daß es Dinge gibt, die man mit Worten nicht beschreiben kann, muß man ein Universum, in dem das Wort den höchsten Glauben bestimmt, zum Erzittern bringen.«
    »Powindah-Gift!« schrien die Ratsmitglieder.
    Nun hatte er sie. Waff versetzte seinem Sieg den letzten Schliff, indem er fragte: »Was ist das Sufi-Zensunni-Credo?«
    Sie konnten nicht sprechen, aber sie dachten es alle: Um das S'tori zu erlangen, ist kein Verständnis nötig. Das S'tori existiert ohne Worte; es hat nicht einmal einen Namen.
    Gleich darauf schauten alle auf und tauschten wissende Blicke. Mirlat nahm es auf sich, das Tleilaxu-Gelöbnis zu rezitieren.
    »Ich kann ›Gott‹ sagen, aber das ist nicht mein Gott. Es ist nur ein Laut, der nicht überzeugender ist als andere.«
    »Jetzt sehe ich«, sagte Waff, »daß ihr alle die Macht spürt, die durch dieses Dokument in unsere Hände gefallen ist. Millionen und Abermillionen Ausgaben davon kursieren bereits unter den Powindah.«
    »Wer tut dies?« fragte Mirlat.
    »Wen kümmert das?« konterte Waff. »Sollen die Powindah sich darum kümmern. Sollen sie der Quelle nachspüren und versuchen, sie zum Schweigen zu bringen. Sollen sie dagegen predigen. Mit jeder Handlung dieser Art geben sie diesen Worten neue Kraft.«
    »Sollten wir nicht auch gegen diese Worte predigen?« fragte Mirlat.
    »Nur wenn es die Lage erfordert«, sagte Waff. »Erst dann!« Er schlug das Papier gegen seine Knie. »Die Powindah haben ihren Geist völlig auf seine engste Bestimmung begrenzt, und das ist ihre Schwäche. Wir müssen dafür sorgen, daß dieses Manifest so weit verbreitet wird wie möglich.«
    »Die Magie unseres Gottes ist unsere einzige Brücke«, intonierten die Ratsmitglieder.
    Waff bemerkte, daß sie ausnahmslos zur Hauptgewißheit ihres Glaubens zurückgefunden hatten. Es hatte keiner Anstrengung bedurft. Es gab keinen Masheikh, der in der Art der dummen Powindah winselte: »Bei deiner unendlichen Gnade, Gott, warum gerade ich?« Die Powindah beschworen in einem einzigen Satz die Unendlichkeit und straften sie Lügen; sie erkannten ihre eigene Torheit nicht einmal.
    »Scytale«, sagte Waff.
    Der jüngste und am jugendlichsten aussehende Angehörige des Rates, der, wie es sich gehörte, ganz links saß, beugte sich diensteifrig vor.
    »Bewaffne die Gläubigen!« sagte Waff.
    »Es verwundert mich, daß uns ein Atreides diese Waffe gegeben hat«, sagte Mirlat. »Wie kommt es, daß die Atreides stets mit einem Ideal in Verbindung gebracht werden, das Milliarden verpflichtet, ihnen zu folgen?«
    »Es sind nicht die Atreides, es ist Gott«, sagte Waff. Dann hob er beide Arme und sprach die Worte des Abschlußrituals: »Die Masheikh haben sich im Khel getroffen und die Gegenwart ihres Gottes gespürt.«
    Waff schloß die Augen und wartete darauf, daß die anderen gingen. Masheikh! Wie gut es war, sich im Khel selbst benennen zu können und die Sprache des Islamiyat zu sprechen, derer sich kein Tleilaxu außerhalb des geheimen Rates bediente; nicht einmal die Gestaltwandler sprachen sie. Nirgendwo in der Wekht von Jandola,

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