Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Titel: Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
Vom Netzwerk:
ihr Zorn plötzlich in Entsetzen verwandelte, hielt Sheeana mit ihren Schlägen inne. Erst jetzt wurde ihr bewußt, daß sie die ganze Zeit über geschrien hatte. Ein entsetzliches Gefühl des Ausgesetztseins überkam sie. Sie wußte nicht, wie sie hergekommen war. Sie wußte nur, wo sie war, und diese Erkenntnis versetzte sie in schreckliche Angst.
    Der Wurm blieb weiterhin reglos auf dem Sand liegen.
    Sheeana wußte nicht, was sie tun sollte. Der Wurm konnte sich jeden Augenblick zur Seite drehen und sie zermalmen. Oder er konnte in den Sand tauchen und sie an der Oberfläche zurücklassen, um irgendwann sein Spiel mit ihr zu treiben.
    Plötzlich bahnte sich ein langes Beben vom Schwanz des Wurmes einen Weg bis zu Sheeanas Position hinter seinem Maul. Der Wurm setzte sich langsam geradeaus in Bewegung. Er beschrieb einen weiten Bogen, wandte sich nach Nordosten und wurde schneller.
    Sheeana beugte sich vor und packte den Leitsaum eines Ringsegments des Wurmrückens. Sie hatte Angst davor, er könne jeden Moment in den Sand hinabtauchen. Was sollte sie dann tun? Aber Shaitan grub sich nicht ein. Als die Minuten vergingen, ohne daß er seinen direkten und raschen Kurs durch die Dünenlandschaft änderte, stellte Sheeana fest, daß ihr Geist wieder arbeitete. Sie wußte, daß man auf den Würmern reiten konnte. Die Priester des Zerlegten Gottes verboten es zwar, aber die Geschichte – sowohl die geschriebene als auch die mündlich überlieferte – behauptete, daß die Fremen in den alten Zeiten so auf ihnen geritten waren. Sie hatten sich aufrecht auf Shaitans Rücken gestellt, unterstützt von dünnen Stangen, die in Haken ausliefen. Die Priester hatten verfügt, daß dies geschehen war, bevor Leto II. seinen Geist mit dem Gott der Wüste geteilt hatte. Jetzt war alles verboten, was die zersplitterten Stückchen von Leto II. herabwürdigen konnte.
    Mit einer Geschwindigkeit, die sie erstaunte, trug der Wurm Sheeana auf den nebelverhangenen Umriß von Keen zu. Die große Stadt lag wie eine Fata Morgana am verzerrten Horizont. Sheeanas fadenscheinige Robe peitschte gegen die dünne Außenhaut ihres zerschlissenen Destillanzugs. Ihre Finger schmerzten an jenen Stellen, wo sie den Leitsaum des gewaltigen Ringsegments festhielt. Die nach Zimt, verbranntem Gestein und Ozon riechende Hitze, die der Wurm ausstrahlte, schwebte im Wind über sie hin.
    Keen nahm vor ihr allmählich Konturen an.
    Die Priester werden mich sehen und schimpfen, dachte sie.
    Sie erkannte die niedrigen Ziegelbauten, die die erste Qanat-Reihe markierten. Dahinter lag die alles umschließende Krümmung eines Oberflächen-Aquädukts. Über diesen Bauten erhoben sich die Mauern der Terrassengärten und die hochaufragenden Profile gigantischer Windfallen. Dann kam der Tempelkomplex, der eigene Wasserbarrieren aufwies.
    Ein Tagesmarsch durch die Wüste – in kaum mehr als einer Stunde!
    Ihre Eltern und Nachbarn im Dorf hatten diese Reise sehr oft gemacht, um zum Markt zu gehen oder einem Tanz beizuwohnen, aber Sheeana hatte sie nur zweimal begleitet. Sie erinnerte sich hauptsächlich an den Tanz und die Schlägerei, die sich daran angeschlossen hatte. Die Größe Keens erfüllte sie mit Ehrfurcht. So viele Gebäude! So viele Menschen! Einem Ort wie diesem konnte Shaitan gewiß nichts anhaben.
    Aber der Wurm eilte weiter, als wolle er über den Qanat und das Aquädukt hinwegfegen. Sheeana blickte auf die Stadt, die vor ihr immer höher und höher wuchs. Die Faszination unterdrückte ihr Entsetzen. Shaitan würde nicht anhalten!
    Dann kam der Wurm zum Stehen.
    Die röhrenförmige Oberfläche des Qanats war kaum mehr als fünfzig Meter von seinem klaffenden Maul entfernt. Sie roch seinen heißen Zimtatem, hörte das tiefe Grollen seines inneren Feuers.
    Endlich wurde ihr bewußt, daß die Reise nun zu Ende war. Langsam ließ Sheeana den Leitsaum los. Sie stand aufrecht und erwartete, daß der Wurm jeden Moment wieder Bewegung aufnahm. Aber nichts dergleichen geschah. Mit vorsichtigen Bewegungen glitt sie von ihrem Platz und fiel in den Sand. Sie verhielt sich ruhig. Würde er sich jetzt bewegen? Ihr kam der Gedanke, die Chance beim Schopf zu ergreifen und auf den Qanat zu zurennen, aber der Wurm faszinierte sie. Indem sie durch den aufgewühlten Sand glitt, bewegte Sheeana sich auf die Vorderseite des Wurmes zu und schaute in sein furchteinflößendes Maul. Zwischen den Kristallzähnen zuckten Flammen hin und her. Ein durchdringender Zimtgeruch hüllte sie

Weitere Kostenlose Bücher