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Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Titel: Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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mit dem Unterricht beginnen? Bein- und Knieübungen. Kniebeugen! Das war doch reine Arbeitstherapie, weil Teg irgendeine unerwartete Aufgabe hatte übernehmen müssen. Wütend nahm Duncan den Verbotenen Weg zu einem Verbotenen Fenster. Sollen sie die verdammten Wachen doch bestrafen!
    Die durch das offene Fenster hereinwehenden Düfte schienen etwas in ihm wachzurufen, aber er konnte die Erinnerungen, die an den Rändern seines Bewußtseins lauerten, nicht klassifizieren. Er wußte, daß es Erinnerungen waren. Duncan fand dies zwar furchteinflößend, aber anziehend – als ginge er am Rande einer Klippe spazieren, oder als stünde er Schwangyu in einer offenen Konfrontation gegenüber, die er selbst heraufbeschworen hatte. Er war nie am Rande einer Klippe entlanggewandert, er hatte Schwangyu auch noch nie offen den Gehorsam verweigert, aber er konnte sich solche Dinge vorstellen. Und dabei verengte sich schon sein Magen, wenn er nur das Filmbuch-Holofoto eines Pfades sah, der an einer Klippe entlangführte. Und was Schwangyu anbetraf – er hatte sich schon oft vorgestellt, ihr wütend und ungehorsam gegenüberzutreten. Mit der gleichen körperlichen Reaktion.
    Irgend jemand ist in meinem Geist, dachte er.
    Nicht nur in seinem Geist – in seinem Körper. Er nahm in sich Kenntnisse wahr ... als sei er gerade erst erwacht, als hätte er im Traum Erfahrungen gemacht, an die er sich nicht mehr erinnern konnte. Diese Traumdinge bezogen sich auf ein Wissen, das er überhaupt nicht haben konnte.
    Und doch hatte er es!
    Obwohl die Namen einiger Bäume, die er dort draußen sah und roch, nicht in den Speichern der Bibliothek verzeichnet waren, wußte er, wie sie hießen.
    Dieses Verbotene Fenster war verboten, weil es sich in einer Außenmauer der Festung befand und geöffnet werden konnte. Es war meist offen – wie jetzt, aus Gründen der Ventilation. Man erreichte das Fenster von seinem Zimmer aus, indem man über ein Balkongeländer kletterte und durch den Luftschacht eines Lagerraums glitt. Er hatte dies zu tun gelernt, ohne dabei das kleinste Geräusch zu erzeugen. Er hatte ziemlich früh erfahren, daß jene, die die Bene Gesserit ausgebildet hatten, auch die schwächsten Spuren bestens zu lesen verstanden. Einige Spuren dieser Art konnte er sogar selbst lesen – dank der Lehren Tegs und Lucillas.
    Da er gut geschützt in den Schatten des oberen Korridors stand, konnte Duncan sich auf die abschüssigen Waldhänge konzentrieren, die sich gegen die aufragenden Felshänge der Berge hinzogen. Der Wald war für ihn unwiderstehlich, und die steilen Felsnadeln dahinter übten auf ihn eine fast magische Anziehungskraft aus. Es war leicht, sich vorzustellen, daß kein Mensch dieses Land je berührt hatte. Wie gut es sein würde, sich in ihm zu verlieren, nur noch man selbst zu sein, ohne sich darüber zu sorgen, daß jemand seinem Geist innewohnte. Ein Fremder.
    Duncan seufzte, machte eine Wendung und kehrte über den geheimen Weg zu seinem Zimmer zurück. Erst nach seiner Rückkehr in die Sicherheit seiner vier Wände gestand er sich ein, es schon wieder getan zu haben. Niemand würde wegen seines Vorstoßes bestraft werden.
    Strafe und Schmerz umgaben alle Orte, die ihm verboten waren, wie eine Aura und ließen Duncan stets mit äußerster Vorsicht zu Werke gehen, wenn er die Gesetze brach.
    Der Gedanke an die Schmerzen, die Schwangyu über ihn bringen würde, wenn sie ihn an einem Verbotenen Fenster entdeckte, behagte ihm nicht. Aber selbst der stärkste Schmerz würde ihn nicht zum Weinen bringen, redete er sich ein. Er hatte nicht einmal bei ihren schäbigsten Tricks geweint. In solchen Fällen sah er sie nur stumm an, nahm ihre Moralpredigt hin und haßte sie. Sämtliche Lehren, die sie ihm erteilte, hatten nur eine Auswirkung: Er verfeinerte sein Talent, unbeobachtet, ungesehen und unhörbar herumzuschleichen und keine Spur zu hinterlassen, die über seinen Weg Aufschluß geben konnte.
    In seinem Zimmer saß Duncan auf dem Rand einer Liege und musterte die Leere Wand, die sich vor ihm ausbreitete. Einmal, als er die Leere Wand angestarrt hatte, war dort ein Bild erschienen – das Bild einer jungen Frau mit bernsteinfarbenem Haar und hübschen Gesichtszügen. Sie schaute ihn aus der Wand heraus geradewegs an und lächelte. Ihre Lippen bewegten sich stumm. Duncan hatte jedoch bereits gelernt, wie man jemandem etwas von den Lippen ablas. Und er hatte ihre Worte deutlich verstanden.
    »Duncan, mein lieber Duncan.«
    War

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