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Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Titel: Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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oftmals gefährlicher als Tatsachen.
    Vorherige Reports hatten von den Kindern berichtet, die man Sheeana zum Spielen brachte. Die entstellten Geschichten, die man sich von diesen Kindern erzählte, erfuhren bei jeder weiteren Wiederholung eine neue Verzerrung, und diese verdrehten Wahrheiten hatte man pflichtgemäß an das Domstift weitergeleitet. Die beiden Gefangenen, die man in ihren neuen Kleidern in ihren Wohnbezirk zurückgebracht hatte, trugen zu dem wachsenden Mythos nur noch mehr bei. Die Schwesternschaft, wahre Künstlerin im Ersinnen von Mythen, gebot auf Rakis über eine Energie im Wartezustand. Man brauchte sie jetzt nur noch subtil zu verstärken und in eine bestimmte Richtung zu lenken.
    »Wir haben der Bevölkerung Wünsche eingeredet, die nach Erfüllung schreien«, berichtete Tamalane. Sie dachte an die von den Bene Gesserit entwickelte Phrase, als sie ihren letzten Report noch einmal durchlas.
    »Sheeana ist diejenige, die wir seit langem erwartet haben.«
    Dieses Statement war so simpel, daß seine Bedeutung verbreitet werden konnte, ohne daß es zu unannehmbaren Verdrehungen kam.
    »Das Kind Shai-Huluds kommt, um die Priester zu züchtigen!«
    Das war schon etwas komplizierter gewesen. Einige Priester hatten in dunklen Gassen ihr Leben gelassen – als Resultat völkischer Inbrunst. Jene priesterlichen Ankläger, von denen man wußte, daß sie dem Volk gegenüber ungerecht handelten, waren in höchsten Alarmzustand versetzt worden.
    Tamalane dachte an die priesterliche Delegation, die auf Grund der Uneinigkeit unter Tueks Ratsmitgliedern auf Sheeana gewartet hatte. Sieben Männer, angeführt von Stiros, waren mit einem Kind von der Straße während des Mittagsmahls bei Sheeana eingedrungen. Da Tamalane gewußt hatte, daß dies passieren würde, war sie darauf vorbereitet gewesen. Man hatte ihr eine geheime Aufzeichnung des Zwischenfalls gebracht. Jedes Wort war verständlich, jeder Ausdruck sichtbar – und was die Gedanken der Beteiligten anging, so entgingen sie dem ausgebildeten Auge einer Ehrwürdigen Mutter ebenfalls nicht.
    »Wir haben Shai-Hulud ein Opfer gebracht!« protestierte Stiros.
    »Tuek hat gesagt, du sollst darüber nicht mit mir streiten«, sagte Sheeana.
    Wie die Priesterinnen über die Zurechtweisung Stiros' und der anderen Priester lächelten!
    »Aber Shai-Hulud ...«, begann Stiros.
    »Shaitan!« korrigierte Sheeana ihn. Ihr Gesichtsausdruck war einfach zu lesen: Verstanden diese dummen Priester denn überhaupt nichts?
    »Aber wir haben immer gedacht ...«
    »Ihr habt euch geirrt!« Sheeana stampfte mit dem Fuß auf.
    Stiros tat so, als benötige er eine Belehrung. »Sollen wir glauben, daß Shai-Hulud, der Zerlegte Gott, ebenso Shaitan ist?«
    Welch ein kompletter Narr er doch war, ging es Tamalane durch den Sinn. Sogar ein kleines Mädchen konnte ihn aus der Fassung bringen, wie Sheeanas Vorgehen bewies.
    »Jedes Kind von der Straße weiß das, kaum daß es richtig laufen kann!« schimpfte Sheeana.
    Stiros sagte listig: »Woher weißt du, was Straßenkinder glauben?«
    »Du bist schlecht, wenn du daran zweifelst!« sagte Sheeana anklagend. Sie hatte gelernt, diese Antwort oft zu geben, denn sie wußte, daß Tuek davon erfahren und daß es dann Ärger geben würde.
    Stiros wußte dies nur zu gut. Er wartete mit gesenktem Blick ab, während Sheeana ihm mit geduldigen Worten – als erzähle sie einem Kleinkind eine Fabel – erklärte, daß entweder Gott oder der Teufel, wenn nicht sogar beide, einem Wüstenwurm innewohnen konnten. Menschen mußten sich damit abfinden. Es war nicht die Sache der Menschen, darüber eine Entscheidung zu treffen.
    Stiros hatte Leute in die Wüste geschickt, weil sie derartige Ketzereien verbreitet hatten. Sein Gesichtsausdruck (den man sorgfältig aufgezeichnet hatte, um ihn einer Bene Gesserit-Analyse zu unterziehen) sagte nichts anderes, als daß dergleichen haarsträubende Vorstellungen stets vom niedrigsten Abschaum der rakisianischen Randständigen aufgebracht wurden. Und jetzt das! Nun sah er sich Tueks Beharren gegenüber, daß Sheeana die reine Wahrheit sagte!
    Während Tamalane sich die Aufzeichnung ansah, glaubte sie zu erkennen, daß der Kessel nahe am Überkochen war. Auch dies berichtete sie dem Domstift. Stiros war von Zweifeln geplagt; überall herrschte der Zweifel – ausgenommen in der Bevölkerung, die Sheeana verehrte. Spitzel in Tueks unmittelbarer Nähe berichteten, er begänne sogar daran zu zweifeln, ob seine

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