Dune - Frühe Chroniken 01 - Das Haus Atreides
zu gewährleisten, solange sie nicht nach dem früheren Titel ihres Hauses strebten.
»Ich würde niemals mein Einverständnis zu einer Heirat zwischen unserem Sohn und ... ihr geben«, sagte Helena. »Während du dir die Zeit mit Stierkämpfen und Paraden vertreibst, habe ich die Ohren offen gehalten. Das Haus Vernius ist in Ungnade gefallen, und daran wird sich viele Jahre nichts ändern. Ich habe es dir gesagt, aber du wolltest nicht auf mich hören.«
»Ach, Helena«, sagte Paulus in sanftem Tonfall, »deine Herkunft von den Richeses hindert dich daran, zu einem gerechten Urteil über Ix zu kommen. Vernius ist stets der Rivale deiner Familie gewesen, und du musst endlich die Tatsache akzeptieren, dass Richese den Handelskrieg verloren hat.« Trotz ihrer Meinungsverschiedenheit versuchte er ihr den Respekt entgegenzubringen, der der Lady eines Großen Hauses angemessen war, auch wenn ihnen niemand zuhörte.
»Und du musst endlich die Tatsache akzeptieren, dass Ix dem Zorn Gottes zum Opfer gefallen ist«, gab sie zurück. »Rhombur und Kailea müssen von Caladan verschwinden. Schick sie fort oder töte sie meinetwegen. Es wäre eine Gnade für sie.«
Herzog Paulus kochte innerlich. Er hatte gewusst, dass sie irgendwann auf dieses Thema zurückkommen würde. »Helena, pass auf, was du sagst!« Er starrte sie fassungslos an. »Das ist ein abscheulicher Vorschlag! Und das aus deinem Munde!«
»Warum? Ihr Haus hat die Vernichtung selbst zu verantworten, wenn sie die Regeln der Großen Revolte missachtet haben. Das Haus Vernius hat Gott mit seiner Hybris verhöhnt. Jeder konnte es sehen. Ich habe dich oft genug gewarnt, bevor Leto nach Ix ging.« Sie hielt sich an seinem Arm fest und zitterte vor Leidenschaft, als sie ihn zur Einsicht zu bringen versuchte. »Hat die Menschheit ihre Lektion denn nicht gelernt? Denk nur an die Schrecken, die wir durchgemacht haben, an die Versklavung, die drohende Ausrottung. Wir dürfen nie wieder vom rechten Weg abweichen. Ix hat versucht, die Denkmaschinen zurückzubringen. Du sollst keine Maschine nach deinem ...«
»Du brauchst mir keine Gebote zu zitieren«, schnitt er ihr das Wort ab. Wenn Helena sich für ihre Glaubensgrundsätze ereiferte, war sie für keine Argumente mehr zugänglich.
»Aber wenn du nur hören und lesen würdest«, flehte Helena. »Ich kann dir die Passagen in der Bibel zeigen ...«
»Dominic Vernius war mein Freund, Helena«, sagte Paulus. »Und das Haus Atreides hält zu seinen Freunden. Rhombur und Kailea sind meine Gäste auf Burg Caladan, und ich will von dir kein Wort zu diesem Thema mehr hören.«
Helena machte kehrt und verschwand wieder im Schlafzimmer, doch er wusste, dass sie irgendwann erneut versuchen würde, ihn zu überzeugen. Er seufzte.
Paulus stützte sich auf der Brüstung ab und blickte wieder zu den Jungen hinunter, die mit ihren Übungen fortfuhren. Es war eher eine Keilerei, in der Leto und Rhombur gegenseitig aufeinander eindroschen, lachten und herumrannten und Energie vergeudeten.
Trotz ihrer Selbstgerechtigkeit waren Helenas Einwände nicht ohne Hand und Fuß. Das war genau der Vorwand, den ihre uralten Feinde, die Harkonnens, nutzen würden, um zu versuchen, das Haus Atreides zu vernichten. Ihre juristischen Berater arbeiteten vermutlich längst an diesem Plan. Wenn das Haus Vernius tatsächlich die Butlerschen Prinzipien verletzt hatte, konnte das Haus Atreides der Mittäterschaft bezichtigt und verurteilt werden.
Aber nun waren die Würfel gefallen, und Paulus war bereit, allen Herausforderungen entgegenzutreten. Trotzdem musste er sicherstellen, dass seinem Sohn kein Ungemach widerfuhr.
Unten kämpften die Jungen spielerisch weiter, obwohl der alte Herzog wusste, dass Rhombur sich danach sehnte, seine Aggressionen an den zahlreichen gesichtslosen Feinden auszulassen, die seine Familie von ihrer Stammwelt vertrieben hatten. Doch dazu brauchten beide junge Männer eine gründliche Ausbildung – nicht nur Instruktionen im Gebrauch brutaler Waffen, sondern in den Fähigkeiten, die nötig waren, um Menschen zu führen, und in den Abstraktionen der großen Politik.
Der Herzog lächelte grimmig, denn er wusste, was zu tun war. Rhombur und Kailea waren seiner Obhut anvertraut worden. Er hatte geschworen, für ihre Sicherheit zu sorgen, hatte Dominic Vernius einen Blutschwur geleistet. Er musste ihnen die besten Chancen geben.
Er würde Rhombur und Leto zu seinem Assassinenmeister schicken, zu Thufir Hawat.
* *
Weitere Kostenlose Bücher