Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dune - Frühe Chroniken 02 - Das Haus Harkonnen

Dune - Frühe Chroniken 02 - Das Haus Harkonnen

Titel: Dune - Frühe Chroniken 02 - Das Haus Harkonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Herbert , Kevin J. Anderson
Vom Netzwerk:
Herzens betäubt. Trotzdem blieben ihm am Ende nur ein Kater und keine Hoffnung, seine Schwester wiederzufinden.
    In den fünf Monaten, seit Hauptmann Kryubi und die Harkonnen-Wachen sie mitgenommen hatten, waren Gurneys Schürfwunden, gebrochene Rippen und Blutergüsse geheilt. »Zähe Knochen«, hatte er sich immer wieder mit bitterem Humor gesagt.
    Am Tag nach Bheths Entführung hatte er wieder auf den Feldern gearbeitet, hatte langsam und qualvoll Gräben ausgehoben und die verfluchten Krall-Knollen gepflanzt. Die anderen hatten ihm verstohlene Blicke zugeworfen und so getan, als wäre nichts geschehen. Sie wussten, dass sie nur weitere Strafaktionen durch die Harkonnens zu erwarten hatten, wenn die Produktivität nachließ. Gurney erfuhr, dass auch andere Töchter verschwunden waren, aber die betroffenen Eltern sprachen außerhalb der Familie niemals darüber.
    Gurney sang nur noch selten im Gasthaus. Obwohl er stets sein altes Baliset dabei hatte, blieben die Saiten stumm, und keine Lieder kamen mehr über seine Lippen. Er trank sein bitteres Bier und grübelte. In den lustlosen Gesprächen seiner Kollegen ging es immer nur um die gleichen Klagen über die Arbeit, das Wetter und langweilige Ehefrauen. Gurney hörte ihnen gar nicht mehr zu.
    Obwohl es ihn zerriss, wenn er sich vorzustellen versuchte, was Bheth erdulden mochte, hoffte er, dass sie noch am Leben war ... Vermutlich hatte man sie in ein Harkonnen-Freudenhaus gesperrt, wo sie trainiert wurde, unaussprechliche Dinge zu tun. Und wenn sie Widerstand leistete oder nicht den Erwartungen entsprach, würde sie getötet. Wie die Patrouille bewiesen hatte, fanden die Harkonnens problemlos immer wieder neue Kandidatinnen für ihre stinkenden Bordelle.
    Seine Eltern hatten ihre Tochter aus dem Gedächtnis verdrängt. Wenn Gurney sich nicht aufopfernd um Bheths Garten gekümmert hätte, wäre er längst verdorrt. Seine Eltern hatten sogar eine Trauerzeremonie abgehalten und Verse aus der abgegriffenen Orange-Katholischen Bibel gelesen. Eine Zeit lang hatte Gurneys Mutter immer wieder eine Kerze entzündet und in die flackernde Flamme gestarrt, während sich ihre Lippen im stummen Gebet bewegten. Sie schnitten Callas und Gänseblümchen – Bheths Lieblingsblumen – und arrangierten ihr zu Ehren Sträuße.
    Dann hörte all das auf, und sie setzten ihr eintöniges Leben fort, ohne sie jemals wieder zu erwähnen, als hätte sie niemals existiert.
    Doch Gurney gab nicht auf.
    »Ist es euch völlig gleichgültig?«, hatte er eines Abends seinem Vater ins verhärmte Gesicht geschrien. »Wie könnt ihr zulassen, dass sie Bheth so etwas antun?«
    »Ich lasse überhaupt nichts zu!« Der Blick des älteren Mannes schien mitten durch seinen Sohn zu gehen, als bestünde er aus Glas. »Keiner von uns kann etwas dagegen tun – und wenn du weiterhin gegen die Harkonnens aufbegehrst, werden sie dich mit Blut bezahlen lassen.«
    Gurney stürmte hinaus, um in der Taverne zu grollen, aber die anderen Männer des Dorfes waren ihm auch keine Hilfe. Von Abend zu Abend widerten sie ihn mehr an. Tage, Wochen und Monate vergingen.
    Während er in sein Bier starrte, richtete sich Gurney plötzlich am Tisch auf, als ihm bewusst wurde, wohin er sich entwickelte. Jeden Morgen sah er sein abgestumpftes Gesicht im Spiegel und hatte das immer deutlichere Gefühl, nicht mehr er selbst zu sein. Er, der stets gut gelaunte, singende und lärmende Gurney Halleck, hatte versucht, die Menschen ins Leben zurückzuholen. Doch stattdessen war er wie sie geworden. Obwohl er kaum älter als zwanzig war, sah er schon fast genauso wie sein Vater aus.
    Das Raunen der humorlosen Gespräche ging weiter, und Gurney blickte auf die leeren Wände und die verschmierten Fenster. An der monotonen Routine hatte sich seit Generationen nichts geändert. Seine Hand schloss sich fest um den Bierkrug, als er eine Inventur seiner Talente und Fähigkeiten machte. Er konnte nicht mit roher Gewalt oder Waffen gegen die Harkonnens kämpfen, aber er hatte eine bessere Idee. Er konnte sich auf viel heimtückischere Weise am Baron und seinen Anhängern rächen.
    Er grinste, als er spürte, wie ihn neue Kraft durchströmte. »Ich habe ein Lied für euch, Männer – ein Lied, wie ihr es noch nie zuvor gehört habt.«
    Die Dorfbewohner lächelten unbehaglich. Gurney nahm sein Baliset, zupfte energisch die Saiten, als würde er zähes Gemüse putzen, und sang mit lauter Stimme:
     
    Wir arbeiten auf Feldern, wir schuften in

Weitere Kostenlose Bücher