Dune - Frühe Chroniken 03 - Das Haus Corrino
überschlug sich in der Luft.
Der Mentat riss die Augen auf, und Duncan keuchte überrascht, als sich das Schwert in den schwarzen, schuppigen Hals des Stiers bohrte.
»Du hast Recht, Thufir. Ergebnisse interessieren mich mehr als große Auftritte.« Zufrieden mit sich wandte Leto sich wieder seinen Beratern zu. »Wir müssen dafür sorgen, dass das ganze Imperium versteht, was die Atreides auf Beakkal demonstriert haben. Keine Warnung. Keine Gnade. Keine Zweideutigkeit. Mit mir ist nicht zu spaßen.«
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Es gibt keine Tatsachen, sondern nur empirische Theorien in einem sich endlos erneuernden Chaos aus Vorhersagen. Der Realitätskonsens erfordert einen festen Bezugsrahmen. In einem vielschichtigen, unendlichen Universum kann es keine festen Größen geben, also gibt es auch keinen absoluten Realitätskonsens. In einem relativistischen Universum erscheint es unmöglich, die Zuverlässigkeit eines Experten daran zu überprüfen, ob er mit einem anderen Experten übereinstimmt. Beide können Recht haben, jeder innerhalb seines eigenen Trägheitssystems.
Das Buch Azhar der Bene Gesserit
In Lady Aniruls Flügel des imperialen Palasts glitt die Ehrwürdige Mutter Mohiam in Jessicas Zimmer, ohne anzuklopfen.
Jessica spürte die Anwesenheit der älteren Frau und blickte vom Schreibtisch auf, wo sie im Tagebuch aus gebundenem Pergament geschrieben hatte. Sie legte die Schreibfeder nieder und klappte das Buch zu, das sie von Anirul erhalten hatte. »Ja, Ehrwürdige Mutter?«
»Durch unsere Mitarbeiterin Tessia ist mir soeben eine neue Tatsache zu Ohren gekommen«, sagte Mohiam im Tonfall einer unzufriedenen Lehrerin, den Jessica schon häufig von der Proctor Superior gehört hatte. Mohiam konnte mitfühlend und freundlich sein, wenn sie mit ihrer Schülerin zufrieden war, aber im gegenteiligen Fall konnte sie genauso gnadenlos sein.
»Wir haben darauf gewartet, dass du gemäß deinen Anweisungen eine Atreides-Tochter zur Welt bringst. Stimmt es, dass du schon seit drei Jahren die Geliebte des Herzogs bist? In drei Jahren hättest du mehr als genügend Gelegenheiten haben müssen, schwanger zu werden! Ich kann daraus nur schlussfolgern, dass du dich absichtlich unseren Anweisungen widersetzt hast. Ich möchte gerne den Grund dafür wissen.«
Obwohl sich ihr Herzschlag beschleunigte, erwiderte Jessica Mohiams Blick, ohne unsicher zu werden. Sie hatte mit dieser Frage gerechnet, aber sie kam sich plötzlich wieder wie ein kleines Mädchen vor, das schwer unter der Enttäuschung litt, die es seiner Lehrerin zugefügt hatte. »Es tut mir Leid, Ehrwürdige Mutter.«
Als Jessica sah, wie sich die runzligen Lippen bewegten, erinnerte sie sich daran, wie Mohiam während der Prüfung mit dem tödlichen Gom Jabbar jede Bewegung ihrer Schülerin beobachtet hatte. Die Giftnadel, der Würfel, der Schmerz. Mit der Nadel an Jessicas Hals hätte Mohiam sie innerhalb eines Sekundenbruchteils töten können.
»Man hat dir befohlen, ein Kind zu empfangen. Als du das erste Mal mit ihm geschlafen hast, hättest du dich entscheiden können, schwanger zu werden.«
Es gelang Jessica, mit fester Stimme zu sprechen. »Es gab Gründe, Ehrwürdige Mutter. Der Herzog war verbittert über seine Konkubine Kailea und musste sich mit zahlreichen politischen Problemen auseinander setzen. Ein unerwartetes Kind wäre für ihn zu jener Zeit eine große Belastung gewesen. Und später trauerte er um den Tod seines Sohns Victor.«
Die ältere Frau zeigte nicht das geringste Verständnis. »War er so sehr beeinträchtigt, dass sich seine Spermienzahl verringert hat? Du bist eine Bene Gesserit. Ich dachte, ich hätte dich besser ausgebildet. Was hast du dir dabei gedacht, Kind?«
Mohiam hat es schon immer verstanden, meine Emotionen zu manipulieren. Und sie tut es auch jetzt wieder. Jessica rief sich ins Gedächtnis, dass die Schwesternschaft stolz darauf war, verstanden zu haben, was es bedeutete, menschlich zu sein. Welche Tat könnte menschlicher sein, als für den Mann, den ich liebe, ein Kind zur Welt zu bringen?
Sie wollte nicht nachgeben und antwortete auf eine Weise, die ihre alte Lehrerin zweifellos überraschen würde. »Ich bin nicht mehr Ihre Schülerin, Ehrwürdige Mutter. Also wäre ich Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mich nicht mehr auf diese herablassende Art behandelten.«
Mohiam war so verdutzt über ihre Worte, dass sie eine Weile schwieg.
»Der Herzog war noch nicht für ein neues Kind bereit, und er hat eigene
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