Dune Legenden 03 - Die Schlacht von Corrin
ihrer Botschaft erfasste. Adrien war es fast immer gelungen, sie irgendwie zu verstehen.
Allerdings war er auch ein kühler Logiker und Pragmatiker. Er wusste, wie lange es her war, dass seine Mutter Nahrung oder Wasser zu sich genommen hatte. Ganz gleich, wie sehr sie ihn zu beruhigen versuchte oder was sie zu ihm gesagt hatte, bevor sie in den Tank gegangen war, er würde sich trotzdem Sorgen um sie machen. Dennoch zögerte er und schien darauf zu vertrauen, dass seine geniale Mutter wusste, was sie tat ... zumindest bis zu einem gewissen Grad.
Offenbar wollten seine kräftig gebauten Assistenten sie mit Gewalt aus dem Tank holen. Sie hatten schweres Werkzeug dabei, mit dem sie den Behälter auseinander nehmen oder die Scheiben einschlagen konnten. Mehrere Ärzte hatten bereits die Ansicht geäußert, dass Norma niemals so lange hätte überleben können. Wieder einmal hatte seine Mutter etwas geschafft, das niemand für möglich gehalten hätte.
Aber es hatte seinen Preis. Als er sie durch die transparente Wand betrachtete, konnte er erkennen, wie dramatisch sich ihr Körper verändert hatte, welche extreme Metamorphose ihre Gestalt durchgemacht hatte. Sie war nicht mehr menschlich.
Anscheinend reagierte Adrien mit Erschrecken auf das, was er in ihrem Gesicht sah. Mit tiefer Resignation gab er den drei Assistenten ein Zeichen, worauf sie das Werkzeug hoben. Wenn sie die Plazwände einschlugen, würde all das Gewürzgas nach draußen strömen und sie möglicherweise töten, während Norma vermutlich erstickte. Durch die getrübten Scheiben des Tanks sah sie, dass sich hinter ihnen medizinische Experten mit lebensrettender Ausrüstung bereithielten.
Bevor die Männer etwas tun konnten, hob Norma ihre seildünnen Arme, um sie zurückzuweisen. Wenn sie ihr unkluges Vorhaben in die Tat umsetzten, würden sie die strahlende Zukunft des Falt-Raumfahrtprogramms unwiederbringlich ins Chaos stürzen.
Sie analysierte Adriens Gedanken. Er hatte seine Entscheidung getroffen, weil er überzeugt war, dass er ihr damit das Leben rettete. Sie starrte ihn an, flehte stumm und appellierte an ihn, sie zu verstehen. Als er dann zum letzten Mal einen Blick in ihre Richtung warf, sah sie, wie sich seine Gesichtsmuskeln abrupt entspannten, als würde über einem stürmischen Meer eine plötzliche Flaute hereinbrechen.
Ihr dürrer, unförmiger Zeigefinger berührte die Plazscheibe, verwischte den Melange-Staub, der sich darauf abgelagert hatte. Norma versuchte sich an primitive Kommunikationsmethoden zu erinnern und malte Zeichen auf die Plaz-Oberfläche. Gerade Linien, senkrecht und waagerecht, zwei Diagonalen. Ein einfaches Wort.
NEIN.
Und Adrien sah offenbar etwas in den vergrößerten gewürzblauen Augen seiner Mutter, mit denen sie ihn durch die dicke Barriere anstarrte. Eine unheimliche, hypnotische Bewusstheit. Norma übermittelte ihren Sohn stumm eine Botschaft, voller Zuversicht in ihre Vision, und hoffte, dass er sie verstand. Er musste ihr jetzt vertrauen. Störe mich nicht. Ich bin in Sicherheit! Lass mich in Frieden.
Die Männer wollten gerade ihr Werkzeug einsetzen, als Adrien abwehrend die Hand hob und ihnen befahl, innezuhalten. Sein patrizisches Gesicht war eine Maske der Unsicherheit und widerstrebender Emotionen. Die anwesenden Ärzte versuchten seine Meinung zu ändern, aber er schickte sie fort. Dann brach er zusammen und weinte.
»Ich hoffe, ich habe mich richtig entschieden«, sagte er durch die Plazscheibe, und sie verstand ihn ohne Schwierigkeiten.
Ja, das hast du.
69
Man sagt über El'hiim, dass er weder seinen Vater noch seinen Stiefvater liebt und dass er seinem Volk gegenüber illoyal ist.
Bemerkung eines Zensunni-Ältesten,
aus zweiter Hand überliefert
Es war Ishmaels letzte Chance, den Mann zu retten, den er wie seinen Sohn aufgezogen hatte. Er hatte den Naib gebeten und ihn dann beinahe angefleht, mit ihm eine Pilgerfahrt in die tiefe Wüste zu unternehmen, die Tanzerouft. »Vor langer Zeit habe ich dich einmal vor Skorpionen gerettet«, sagte Ishmael schließlich, auch wenn es ihm nicht gefiel, eine alte Schuld einfordern zu müssen.
El'hiim reagierte mit Besorgnis auf diese Erinnerung. »Es war dumm von dir. Du hast jede Vorsicht vergessen und wärst beinahe an den vielen Stichen gestorben.«
»Diesmal werde ich für deine Sicherheit sorgen. Wenn ein Mann weiß, wie man mit der Wüste lebt, braucht er sich nicht vor dem zu fürchten, womit sie ihn
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