Dune-Stories: Träume vom Wüstenplaneten
ungern folgen.«
»Ich verstehe«, sagte Paul.
»Sie haben mich um meinen Rat gebeten, Herr.«
»Haben Sie einen Vorschlag, wie sich das ... Wasser meines Vaters zurückholen ließe?«
»Soeben wird ein Trupp zusammengestellt, der unsere eigenen Toten in Arrakeen bergen soll. Man könnte den Leuten sagen, dass sie auch Ihren Vater holen sollen. Wenn sie Erfolg haben, würde ein symbolischer Kampf mit dem Anführer des Trupps, bei dem Sie gewinnen, alles wieder ins Lot rücken.«
»Aber das ist nicht der beste Weg«, sagte Paul.
»Nein. Der beste Weg ist, wenn Sie Ihren Vater selbst bergen.«
»Unsere Atomwaffen sind in Arrakeen«, sagte Paul. »Sie sind abgeschirmt und tief unter unserem Anwesen verborgen, genau unter dem Hauskraftwerk, sodass ihre Strahlung überdeckt wird.«
Er zögert nicht, diesem Mann alles zu erzählen, dachte Jessica. Er ist sich Kynes' Loyalität sicher. In der Tat, was für ein Imperator mein Sohn doch wäre. Sie schob den Gedanken beiseite. Ich darf mich nicht von seinem Plan anstecken lassen!
»Auf Arrakis ist das Wasser wichtiger«, sagte Kynes.
»Im Imperium sind die Atomwaffen einer Familie ebenfalls wichtig«, erwiderte Paul. »Ohne sie fehlt es einem an unausgesprochener Verhandlungsmasse.«
»Die Selbstmorddrohung«, sagte Kynes bitter. »Ich werde euren Planeten zertrümmern.«
»Ohne Atomwaffen kann man kein echtes Großes Haus sein. Doch andererseits ...« Er zeigte auf den Knauf des Crysmessers an Kynes' Hüfte, das zum Teil von seinem Mantel verdeckt wurde. »... ist ein Fremen ohne Messer ein Fremen?«
Ein Lächeln streifte Kynes' Lippen, und weiße Zähne blitzten in seinem Bart auf.
Neues Kapitel:
DIE FLUCHT VON KYNES' WÜSTENBASIS
In der Finsternis der Höhle spürte Jessica, dass ihr Leben zu Sand geworden war, der durch ein Stundenglas rieselte, immer schneller ... Es gab keine leuchtenden Pfeile mehr, die ihnen den Weg wiesen – nur noch einen Spalt im Fels, durch den sie sich mit ausgestreckten Händen tasteten. Das Brausen eines Sandsturms über ihren Köpfen und Sand, der auf ihre ausgestreckte Hand fiel, verrieten Jessica schließlich, dass der Spalt sich in die Nacht öffnete. Ihre Augen versuchten, eine Erinnerung an Licht heraufzubeschwören, aber sie fanden nur die leere Gegenwart.
»Was ist?«, fragte Paul. »Wo sind wir?«
»Am Ende des Tunnels.« Sie versuchte ruhig zu klingen, um ihm nicht den Mut zu nehmen. »Hast du den letzten Pfeil gesehen?«
»Er war mit einem Zeichen versehen«, sagte er. »Was bedeutet es?«
»Ein Quadrat im Quadrat«, sagte sie. »Das bedeutet ›Ende des Weges‹. Es ist ein Bene-Gesserit-Zeichen.« Sie fragte sich, was es mit diesem Rätsel auf sich hatte. Wie war Kynes oder wer auch immer diesen Ort geschaffen hatte darauf gekommen, hier ein Bene-Gesserit-Zeichen anzubringen? Das Ende, das zugleich ein Anfang ist.
»Was spürst du, wenn du dich mit dem Fuß vortastest?«, fragte Paul.
»Da ist eine Art Kante«, antwortete sie. »Ich finde den Boden nicht. Wenn wir kein Licht auftreiben, müssen wir bis zum Morgen warten.«
»Ich spüre Flugsand«, sagte er. »Und ich habe Staub in der Nase.«
»Wenn wir nur Schilde hätten. Ich mache Idaho Vorwürfe, weil er dir seinen Schild nicht überlassen hat.«
»Flapp-flapp-flapp-flapp!«
Ein flatterndes Geräusch, dessen Ursprung sich in der Dunkelheit nicht ausmachen ließ. Es war irgendwo da draußen. Jessica verharrte regungslos, streckte nur einen Arm aus, um die Hand auf Pauls Schulter zu legen. Klauen der Angst zerrten an ihren Nerven.
»Was ist das?«, flüsterte Paul.
»Tschiriieep!«, kam es aus der Tintenschwärze.
»Vielleicht trägt der Wind das Geräusch hierher«, sagte sie. »Sei leise und horch.«
Der Moment des Wartens war von einem Gefühl der Bewegung erfüllt. Jeder Laut hatte seine eigenen Dimensionen. Sie waren so winzig, diese kleinen Bewegungen. Begreifen durchströmte sie und drückte die Angst auf ein kontrollierbares Maß herab. Ihr unregelmäßiger Herzschlag beruhigte sich und gab der Zeit Form. Sie zwang sich zu innerer Ruhe.
»Das sind Kleintiere, vielleicht auch Vögel«, sagte sie. »Sie waren hier überall, und wir haben sie aufgeschreckt.«
Und sie begriff, dass diese Höhle den Tieren als Zuflucht vor dem Sturm gedient haben musste.
»Was war dieses andere Geräusch?«, fragte Paul.
»Ich weiß nicht«, sagte sie. »Was immer es war ... es war draußen ... ein gutes Stück entfernt.«
Sie spürte, wie Paul
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