Dungirri 01 - Schwarze Dornen
Weges wiederholte Alec in Gedanken immer wieder, als könne sie es hören: Halt aus, Bella. Wir kommen .
An einem schmalen Bachlauf hielt der Hund an und schnüffelte nahe am Wasser. Alec leuchtete hin. Dort, wo Finn stand, vermischten sich tierische und menschliche Fußspuren ununterscheidbar im Sand. Aber neben einem kleinen Felsen entdeckte er drei deutliche Schuhabdrücke -
zwei konnten von der Größe her von Bella stammen, der dritte war kleiner.
»Das sind sie, ganz eindeutig.«
Die Erleichterung war wie ein Rausch. Er kniete sich hin und ließ den Strahl der Lampe über die Steine huschen, bis in einer Spalte etwas aufblitzte. Sofort erkannte er das schmale, goldene Band. Bellas Uhr.
Er wusste, dass er eigentlich zum Asservatenbeutel greifen sollte, aber Darren Oldham war tot und würde nie vor Gericht stehen, also hob er sie mit bloßen Händen auf. Das Metall wärmte seine Finger, und fast hätte er glauben können, es sei Bellas Wärme, nicht die in dem Metall gespeicherte Hitze des Tages. Er ließ die Uhr in die Brusttasche seines Overalls gleiten, wo sie direkt über seinem Herzen ruhte.
»Braver Junge«, lobte er Finn und kraulte ihn hinter den Ohren. »Und jetzt such Bella.«
Doch die aufkeimende Hoffnung verschwand schlagartig, als sie an der Hügelflanke auf das Trümmerfeld aus frischer Erde und zerschmetterten Stützbalken trafen. Finn jaulte auf und scharrte wild, während Alec für einen Augenblick nur wie vor Angst gelähmt starren konnte. Er hatte keinen Zweifel, dass Bella und Tanya in dieser Mine steckten. Und wenn er auch kein gläubiger Mensch war, so betete er doch, sie mögen hinter diesen Tonnen an Staub und Stein verborgen sein und nicht darunter.
Sie sind beide am Leben. Noch . Aber das lag Stunden zurück. Zorn loderte in ihm auf, angefacht von seiner Angst. Zorn und pure, wilde Entschlossenheit, sich Darren Oldhams Willen nicht zu beugen.
Er entdeckte ein flaches Stück Holz unter den Trümmern, sank auf die Knie und begann, den losen Schutt
wegzuschaufeln, noch während er den anderen beiden Befehle zurief.
»Schafft den SES her. Außerdem Scheinwerfer, Generator, Grabungsgerät. In Newcastle gibt es eine Grubenwehr - Barrington soll sich mit den Behörden in Verbindung setzen und sie einfliegen lassen. Und ich will Rettungswagen und Sanitäter hier haben.«
Er hörte Adam über Funk Anweisungen geben und nickte zustimmend, als der Constable ihm mitteilte, er wolle an der Piste auf die Verstärkung warten und sie herführen, doch er hörte keinen Moment lang damit auf, sich durch den Schutt zu graben. SES, Gerät und Licht - es würde dauern, bis all das hier wäre. Und es würden im günstigsten Fall einige Stunden vergehen, bis das Rettungsteam der Grubenwehr käme. Zeit, die Bella und Tanya womöglich nicht mehr hatten.
Mark fing an, neben ihm zu graben. Er legte mit bloßen Händen Balkentrümmer frei und stapelte sie auf der Seite auf.
»Das ist keine Arbeit für Sie«, protestierte Alec der Form halber. »Es könnte gefährlich werden, und Sie sind nicht bei der Polizei oder beim SES.«
Der Politiker tat den Einwand mit einem Brummen ab und zog den nächsten Stützbalken heraus. »Ich liebe Beth wie meine Schwester. Vielleicht sogar mehr. Deshalb werde ich alles tun, damit sie Tanya zurückbekommt. Und ich habe in meiner Jugend oft mit meinem Großvater in Lightning Ridge nach Opalen geschürft, also habe ich mich wahrscheinlich schon durch mehr Minenschächte gebuddelt als Sie.«
Endlich trafen die Leute vom State Emergency Service mit Handschuhen, Schaufeln, Scheinwerfern und weiterem
Gerät ein. Alec bekam nur am Rande mit, dass um ihn herum plötzlich eifrige Betriebsamkeit herrschte, denn er war ganz auf das Gestein, die Erde und das Holz vor ihm konzentriert und wühlte sich zusammen mit Finn immer tiefer in den Hügel hinein. Direkt hinter ihm wies Mark namenlose Stimmen an, hölzerne Stützkonstruktionen zu errichten und Scheinwerfer aufzuhängen, während andere den schmalen Tunnel, den Alec grub, verbreiterten, ihn von Geröll, Schutt und Gestein befreiten und absicherten.
Stunden vergingen, doch er hätte nicht sagen können, wie viele. Er hatte seine Armbanduhr abgenommen und zu Bellas Uhr in die Brusttasche gesteckt. Seine Haare waren voller Erde, genau wie sein Mund, die Augen und selbst das Innere der Handschuhe. Vom Knien und Rutschen auf Gestein und Geröll war die Hose seines Overalls durchgescheuert. Jemand reichte ihm ein paar Müsliriegel
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