Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Dungirri 01 - Schwarze Dornen

Titel: Dungirri 01 - Schwarze Dornen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bronwyn Parry
Vom Netzwerk:
Sie abgesehen hatte. Donahue soll zum Bach gehen und feststellen, ob der Täter irgendwelche Spuren hinterlassen hat.«
    Aus dem Augenwinkel bemerkte er Frasers zynische
Miene. Allmählich ging der Kerl ihm auf die Nerven. Alec kam zu dem Schluss, dass man Fraser am besten von Alleingängen abhielt, indem man ihn mit konkreten Aufgaben versorgte. Also übertrug er ihm die Verantwortung für die Befragung der Anwohner, vielleicht hatte irgendjemand den Schützen gesehen.
    Fraser und Donahue machten sich auf den Weg, und Alec ging im Kopf die anstehenden Aufgaben durch. Eine Polizistin war angeschossen worden, das musste er unverzüglich melden. Seine Vorgesetzten wären nicht erfreut, wenn sie aus den Nachrichten davon erführen.
    »Matthews, ich brauche Ihr Büro.«
    »Selbstverständlich«, entgegnete Kris. »Bella, willst du mit aufs Revier kommen? Da kannst du dich umziehen. Dein Gepäck müsste hier irgendwo rumstehen.«
    Ihre Tasche stand neben der von Alec im Foyer, und sie gingen zu dritt nach nebenan in die Polizeistation, wobei Finn wie gewohnt nicht von Isabelles Seite wich.
    Kris führte Alec in ihr Büro und verschwand dann mit Bella im rückwärtigen Aufenthaltsraum. Es dauerte nicht lange, die Meldung telefonisch durchzugeben, und als Alec auflegte, war Kris bereits zurück. Mit Wucht knallte sie eine Schublade des Aktenschranks zu, bevor sie mit verkniffenem Mund in der Bürotür stehen blieb.
    »Machen Sie sich Luft, Matthews.«
    »Gut, das tue ich«, erwiderte sie, ohne zu zögern. »Was haben Sie sich dabei gedacht, Bella hierherzubringen? Ist Ihnen nicht klar, was sie durchgemacht hat?«
    »Sie ist freiwillig mitgekommen. Ich habe sie nicht gezwungen.« Nein, er hatte sie nur gebeten, ihn zu begleiten, und darauf gebaut, dass sie eine Weigerung nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren konnte. Er brauchte keine
Kris, um zu wissen, dass das mehr oder weniger auf dasselbe hinauslief.
    Er stand auf, ging ans Fenster und sah hinaus. Was er getan hatte, lastete schwer auf seinem eigenen Gewissen. Natürlich hatte er gewusst, was ihr zugestoßen war. Er hatte es damals in den Nachrichten gehört, hatte die Diskussionen auf den Polizeifluren mitbekommen und die offiziellen Berichte gelesen. Und er hatte mehr als nur einen Abend lang versucht, den von Schuldgefühlen geplagten Barrington wieder zur Vernunft zu bringen.
    Doch das alles war nur abstraktes Wissen. Erst als er ihre Schulter entblößt und die Narben gesehen hatte, hatte er angefangen, die beängstigende Tragweite dessen, was ihr widerfahren war, wirklich zu verstehen.
    Wie durch ihre Augen sah er in seiner Vorstellung die Menschen, die sich zusammenrotteten und zu einer Meute wurden, deren Trauer und Wut sich in einer blinden, hasserfüllten Raserei entluden, die jenseits jeder Vernunft war. Sah sie über den unglücklichen Chalmers herfallen, sah Isabelles verzweifelte Versuche, ihn zu schützen. Sie hatten Chalmers mit Steinen und Stöcken und bloßen Händen ermordet, und um ein Haar hätten sie auch sie getötet.
    »Etliche von ihnen laufen hier immer noch frei herum, oder?«, erkundigte er sich.
    »Es war ein Mob. Wie sollte da irgendwer - selbst wenn er dabei war - sagen können, wer wirklich aktiv mitgemischt hat? Zwei haben ein freiwilliges Geständnis abgelegt, und aufgrund dieser Aussagen haben wir gegen einen Dritten Anklage erhoben. Alle haben sich schuldig bekannt und sitzen derzeit ihre Strafe ab.«
    »Und die anderen? Es müssen doch mindestens ein Dutzend gewesen sein - wenn nicht mehr.«

    Kris seufzte, und er drehte sich zu ihr um.
    »In den letzten zwölf Monaten gab es hier drei eindeutige und zwei wahrscheinliche Selbstmorde. Etliche Familien sind weggezogen. Vielleicht hätten wir uns bemühen sollen, noch mehr Leute vor Gericht zu bringen. Ich weiß es nicht.«
    Sie vergrub die Hände tief in den Taschen und ließ die Schultern sinken. »Für Dungirri lief es schon richtig mies, lange bevor Jess entführt wurde. In den letzten zehn Jahren ist die Bevölkerung um die Hälfte geschrumpft, und seit das Sägewerk zugemacht hat und die Viehzüchter immer weniger Leute beschäftigen, herrscht chronische Arbeitslosigkeit. Das, was letztes Jahr passiert ist - die Entführung und Ermordung von Jess, der Tod von Chalmers -, haben Sie überhaupt eine Vorstellung, was das in einer solchen Gemeinde anrichtet? Die ganze Stadt ist derart traumatisiert, dass sie kaum noch lebensfähig ist.«
    Ja, das hatte er heute selbst erfahren. Er hatte

Weitere Kostenlose Bücher