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Dungirri 01 - Schwarze Dornen

Titel: Dungirri 01 - Schwarze Dornen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bronwyn Parry
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Fliegengittertür huschte ein Schatten vorbei, die Bewohner waren zu vorsichtig, um die Sicherheit ihrer Häuser zu verlassen.
    Er kehrte zu Fraser zurück und gab den im Gemeindesaal Wartenden das Zeichen zur Entwarnung.
    »Gleich auf der anderen Seite vom Bach fängt das Buschland von Dungirri an«, bemerkte Fraser. »Der größte Teil ist staatlicher Besitz, manches ist aber auch Privatland. Da dürfte er untergetaucht sein, wahrscheinlich hat er den Wagen vorher irgendwo außer Hörweite stehen lassen.«
    Alec nahm die Vermutung mit einem beiläufigen Nicken zur Kenntnis und ließ den Blick über den ausgedörrten Wald schweifen. Buschland war ein guter Ausdruck dafür. Nur die wenigsten der Eukalyptusgewächse und Nadelbäume waren voll ausgewachsen, und auf dem Boden türmte sich ein Dickicht aus umgestürzten Stämmen, abgestorbenen Ästen und welkem Laub. Die Sicht reichte zwischen den Bäumen höchstens zwanzig Meter weit.
    Er versuchte, die in ihm aufsteigende Besorgnis zu verdrängen, steckte die Waffe zurück ins Halfter und betrat gefolgt von Fraser den Gemeindesaal. Isabelle stand in der Mitte des Saals und war in ein Gespräch mit Matthews vertieft. Erleichtert stellte er fest, dass sie, abgesehen von ihrem blassen Gesicht, völlig in Ordnung zu sein schien. Die zerrissene, blutgetränkte Bluse spannte sich über den dicken Schulterverband und war eine deutliche Mahnung, wie knapp sie einer Tragödie durch den Heckenschützen entronnen waren. Er überlegte kurz, ob er Matthews beauftragen sollte, sie zu der Ärztin nach Birraga zu bringen,
aber solange er das Risiko nicht besser einschätzen konnte, dürfte sie hier sicherer sein als allein mit einer einzigen Polizistin zum Schutz auf der langen, einsamen Landstraße.
    »Wir haben die Kugel gefunden, sie ist von der Wand abgeprallt.« Kris zeigte auf das Projektil, das unter einem Tisch an der Westwand lag. »Sie stammt vermutlich von einem Gewehr Kaliber.22, und die sind hier so verbreitet wie der Staub auf der Straße. Fast in jedem Haushalt dürfte es eins geben.«
    »Schicken Sie das Projektil zur Ballistik nach Sydney. Und fordern Sie einen Spurensicherungstrupp an, der umgehend den Bachlauf absucht.« Kris’ Kopfschütteln ließ ihn verstummen.
    »Tut mir leid, aber regionale Spezialteams sind nicht verfügbar - ich hab deswegen schon telefoniert. Gestern Nacht gab’s an der Grenze zu Queensland einen Doppelmord, und wir können allerfrühestens morgen mit ihnen rechnen.«
    Ungläubig starrte er sie an. Wie sollten sie eine Ermittlung durchführen, wenn sie nicht die nötigen Einsatzmittel dafür bekamen - Mittel, über die er in Sydney ganz selbstverständlich verfügte.
    »Willkommen bei der Buschpolizei«, bemerkte Isabelle trocken.
    »Keine Angst.« Kris grinste ihn an. »Hier draußen sind wir es gewohnt, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Adam kann es locker mit jedem Spurensicherungstrupp aufnehmen, und das ohne diesen ganzen Hightech-Schnickschnack.«
    Fraser schnaubte verächtlich. »Aber klar, sein Koori-Blut verleiht ihm magische Kräfte, die einer jahrelangen
wissenschaftlichen Ausbildung natürlich haushoch überlegen sind.«
    »Murri«, verbesserte Isabelle ihn mit kaltem Blick. »Die Aborigines in dieser Region bezeichnen sich als Murris, nicht Kooris. Und das richtige Spurenlesen ist eine Überlebenstechnik, die jahrelanges Beobachten und Übung erfordert - die Abstammung spielt dabei keine Rolle.«
    Isabelle eins, Fraser null. Alec verkniff es sich, ihr zu applaudieren, und hoffte gleichzeitig, dass sie ihn nie mit einem solchen Blick ansehen würde.
    »Adam ist ein erfahrener Spurensucher«, erläuterte Kris. »Er unterstützt die Stammesältesten dabei, die alten Kenntnisse weiterzugeben. Und Bella ist ihm praktisch ebenbürtig.«
    Isabelle errötete, begegnete seinem fragenden Blick aber mit trotzig gerecktem Kinn. »Was ich weiß, habe ich von meinem Vater gelernt. Er hat den größten Teil seines Lebens im Busch verbracht und von den Murri und den alten Viehhütern gelernt.«
    Alecs Neugier war geweckt, und er hätte ihr gerne weitere Fragen zu ihrem Leben gestellt. Doch es war weder die Zeit noch der Ort dafür, also nickte er nur.
    »Gut. Wir werden alle Fähigkeiten und Kenntnisse brauchen, die uns zur Verfügung stehen. Aber Sie gehen vorerst nicht ins Freie, O’Connell.« Sie kam protestierend einen Schritt auf ihn zu, aber er hob die Hand: »Nicht, solange nicht geklärt ist, ob der Schütze es ganz gezielt auf

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