Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Dungirri 01 - Schwarze Dornen

Titel: Dungirri 01 - Schwarze Dornen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bronwyn Parry
Vom Netzwerk:
verspannten sich, doch er blieb stehen und folgte ihr nicht, ließ ihr den Raum, den sie brauchte.
    »Ich glaube trotzdem, dass es in diesem Fall etwas anderes ist, Bella.« Da war er wieder, dieser erschöpfte, raue Unterton in seiner Stimme. »Dieser Mord geschah mit Vorsatz, kalt, kalkuliert. Der andere … So gut wie jeder Mensch könnte plötzlich völlig die Kontrolle über sich verlieren, wenn ein geliebter Mensch in Gefahr ist.«
    »Du auch?«, fuhr sie ihn an. Obwohl sie seinem Blick standhielt, um eine aufrichtige Antwort zu erzwingen, schnürte die Furcht vor dieser Antwort ihr fast den Atem ab. War es möglich? Sollte er die Kontrolle, die Selbstdisziplin verlieren können, die er in den vergangenen beiden Tagen gezeigt hatte? Konnte er sein wie die anderen, die Dan Chalmers zu Tode geprügelt hatten?

    Er stand so lange reglos da, dass man ihn für eine Statue hätte halten können, nur dass es keine Statuen gab, deren Augen sich trüben konnten.
    »Ich weiß es nicht, Bella. Ich hoffe nicht. Es ist noch nie passiert.«
    Das Jaulen einer Sirene auf der Landstraße verschaffte ihr die Gelegenheit, sich von ihm abzuwenden und sich unbeobachtet die Tränen aus den Augenwinkeln zu wischen. Sie hatte Ehrlichkeit gewollt, und die hatte sie bekommen, gleichzeitig aber hatte sie sich gewünscht, er möge die bloße Vorstellung weit von sich weisen. Wenn selbst ein so charakterfester, emotional ausgeglichener Mensch wie Alec Goddard dieser Finsternis erliegen konnte, dann hatte sie allen Grund, sich zu fürchten.

    Der Nachmittag zog sich hin, und hundert Aufgaben verlangten Alecs Aufmerksamkeit. Widerstrebend hatte er Isabelle erlaubt, mit der Spurensicherung in Gillespies Haus zu arbeiten, jedoch nicht ohne Kris und Adam mit strikten Anweisungen zu ihrem Schutz dort zurückzulassen. Dennoch machte es ihn nervös, sie nicht in Sichtweite zu wissen, und er schaute andauernd auf die Uhr, zählte ungeduldig die Minuten bis zu ihrer erwarteten Rückkehr in den Gemeindesaal.
    Unterdessen konnte Jeanie Menotti bestätigen, dass der Kneipenwirt aus Sydney, den er vom Hörensagen kannte, tatsächlich Gillespies Sohn war. Er beauftragte sein dortiges Team, den Mann vom Tod seines Vaters in Kenntnis zu setzen und dabei festzustellen, ob er womöglich etwas damit zu tun haben könnte. Er reichte die ersten erforderlichen Berichte ein, verständigte den Untersuchungsrichter, beauftragte Steve Fraser mit der
neuerlichen Befragung der Einwohner, stritt - erneut - mit seinem Vorgesetzten um mehr Einsatzkräfte und konnte ihm zumindest das kleine Zugeständnis von einem halben Dutzend uniformierten Polizisten und zwei weiteren Detectives abringen. Nicht genug, aber ein Anfang.
    Und wann immer er den Gemeindesaal betrat, folgte Finn ihm mit ein paar Schritten Abstand, seine Krallen kratzten leise auf den Holzdielen, und seine dunklen Augen waren wachsam.
    »Sie ist bald wieder da, Finn«, beruhigte er den Hund endlich - oder galt das doch eher ihm selbst? »Es sind wirklich genug Leute da, die auf sie aufpassen.«
    Dann knirschten mehrere Fahrzeuge durch den Kies vor dem Gemeindesaal, und sofort wanderte sein Blick zur offen stehenden Tür. Nicht Bella, verdammt. Das Logo eines Fernsehsenders auf einem der Wagen trug nicht zur Besserung seiner Laune bei. Dabei hatten sie noch Glück gehabt, dass die Pressemeute nicht schon früher angerückt war - wahrscheinlich, weil Dungirri derart abgelegen war. Die Kamerateams der Sender mussten riesige Gebiete abdecken. Wenn ein Sender entschieden hatte, dass die Story es wert war, ein Kamerateam loszuschicken, dann würden die anderen nicht mehr lange auf sich warten lassen, ebenso wenig die Zeitungs- und Radioreporter.
    Er schickte zwei uniformierte Polizisten zum Haus der Wilsons, um sie vor den Medien abzuschirmen, obwohl er eigentlich keinen Mann entbehren konnte. Er hatte derzeit Polizisten im Haus von Gillespie im Einsatz, andere führten zusammen mit Fraser die Befragungen durch, und wieder andere begleiteten die Freiwilligen vom State
Emergency Service auf der Suche, sodass im Gemeindesaal nur eine Handvoll ziviler Kräfte verblieben war.
    Im Laufe des Tages war eine Pressesprecherin aus Dubbo eingetroffen, die er jetzt zu sich rief.
    »Sie sind da, Alison«, eröffnete er ihr. »Sagen Sie denen, dass ich um …«, er warf einen Blick auf die Uhr, »… Viertel nach vier eine Pressekonferenz abhalten werde.«
    Die junge Frau nickte. »Guter Zeitpunkt. Falls andere Kamerateams auf

Weitere Kostenlose Bücher