Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Dungirri 01 - Schwarze Dornen

Titel: Dungirri 01 - Schwarze Dornen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bronwyn Parry
Vom Netzwerk:
durch den Raum schweifen, über Wände, Boden, das grobe Mobiliar und eine halb leere Flasche Scotch, die neben dem Bett auf dem Boden lag. Ein teurer Single-Malt-Whisky. Nicht gerade Des’ Preisklasse.
    Unweit des Hauses knackten trockene Zweige unter Schritten, und sie zog wieder die Pistole, jedoch ohne Hast und Angst. Ihr innerer Alec-Radar funktionierte einwandfrei, und wie erwartet gab er sich einen Augenblick später beim Betreten der Hütte zu erkennen.
    »Draußen ist alles ruhig.«
    Sie nickte zustimmend. »Er ist sicher längst weg. Ich
schätze, Des ist gestern Nachmittag gestorben, eher spät als früh.«
    »Woraus schließt du das?«
    »Aus der Größe der Maden.«
    Alec zuckte nicht mit der Wimper. »Da verlasse ich mich ganz auf deine Einschätzung. Sonst noch was?«
    »Seine Schuhsohlen sind voller Staub, aber der Fußboden wurde gefegt und weist weder Staub noch Trittspuren auf. Ich bezweifle, dass Des das war.«
    »Ja, alles in dieser Bude deutet eher auf eine ausgeprägte Aversion gegen Hausarbeit hin. Lass uns Kris anfunken.«
    Sie hatten den Wagen im Schatten eines großen Eukalyptusbaums auf der Straße stehen lassen, und während Alec den Mord per Funk an Kris und nach Birraga durchgab, umrundete Isabelle die Hütte und ging dabei immer wieder in die Knie, um den Boden oder die Müllhaufen näher in Augenschein zu nehmen. Die kleinen Spuren - zerknicktes Laub, abgebrochene Zweige, hier und da ein Schuhabdruck im Staub - verrieten ihr nicht allzu viel.
    Sie kehrte zum Wagen zurück, als Alec gerade seine Meldungen beendete.
    »Kris ist schon auf dem Weg«, teilte er ihr mit. »Die Spurensicherung wird in spätestens einer Stunde hier eintreffen.«
    »Gut. Er hat uns nicht viel Brauchbares hinterlassen, aber ich kann erkennen, wo ein Fahrzeug stand und wo er den Dreck aus dem Haus entsorgt hat. Vielleicht kann die Spurensicherung damit etwas anfangen. Jedenfalls muss das ganze Gelände gründlich abgesucht werden - wenn das hier ein Teil des Spiels ist, dann wird es keine auffälligen Spuren geben, Fingerabdrücke oder dergleichen.
Selbst die Fußspuren im Staub vor dem Haus hat er verwischt.«
    »Der Teufel soll ihn holen.« Alecs Verwünschung war ein wütendes Seufzen. »Hatte Gillespie Familie?«
    »Einen Sohn, Morgan. Er ist etwa in meinem Alter.« Isabelle lehnte sich an den Wagen und genoss die kühlere Luft im Schatten und die aufkommende leichte Brise. »Keine Ahnung, wohin es ihn inzwischen verschlagen hat. Jeanie könnte uns eventuell weiterhelfen.«
    Alec trommelte mit den Fingern auf das Autodach, eine Angewohnheit beim Nachdenken, wie ihr auffiel. »Morgan Gillespie. Es gibt einen Kneipenwirt in Sydney, der so heißt und vom Alter her infrage käme. War früher in ziemlich schlechter Gesellschaft unterwegs. Wenn er es ist und er dich kennt und die Gegend - könnte er unser Mann sein?«
    »Morgan?« Sie ließ sich den Gedanken durch den Kopf gehen, betrachtete ihn von allen Seiten. »Kommt mir nicht sehr wahrscheinlich vor, aber es wird uns wohl nichts anderes übrig bleiben, als ihn mal unter die Lupe zu nehmen. Er und Des waren eigentlich immer allein - ich glaube, Morgan hatte es alles andere als leicht. Er war ein ziemlich kantiger Typ, bekam oft Ärger, aber …«
    Sie hielt inne, während eine ferne Erinnerung Gestalt annahm.
    »Aber?«
    »Zweimal brachte er mitten in der Nacht verwundete Tiere, die er im Busch aufgelesen hatte, zu meinem Vater. Ich weiß noch, wie er dastand, ein verwaistes Kängurubaby in die alte Jacke gewickelt, und meinen Vater anflehte, er möge sich seiner annehmen. Es war immer etwas Sanftes an ihm.«

    »Wenn man als Kind tierlieb ist, schließt das nicht aus, dass man als Erwachsener zum Mörder wird«, bemerkte Alec ruhig. »Ich wünschte, es wäre so.«
    Das Bild des kantigen, sanften Jungen löste sich auf, und die Desillusionierung vom letzten Jahr erinnerte sie deutlich daran, dass sie nicht die geringste Ahnung hatte, was aus Morgan Gillespie geworden und wozu er fähig war.
    »Nein, du hast recht«, gestand sie mit einem bitteren Geschmack im Mund ein. »Genauso wenig, wie wenn man den Weihnachtsmann auf dem Kinderfest spielt.«
    Der Gedanke daran, dass sie diese Erinnerung erst heute Morgen mit ihm geteilt hatte, hätte sie fast dazu verleitet, noch zwei Schritte auf ihn zuzugehen; doch sie tat das Gegenteil und vergrößerte den Abstand zwischen sich und der Gefahr, die er für ihr seelisches Gleichgewicht bedeutete.
    Seine Kiefermuskeln

Weitere Kostenlose Bücher