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Dungirri 01 - Schwarze Dornen

Titel: Dungirri 01 - Schwarze Dornen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bronwyn Parry
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detailreiche Karte. Sie versuchte, sich die topografischen Linien und Eintragungen im Gelände vorzustellen, und suchte in den Erinnerungen aus der Zeit, als sie mit ihrem Vater unterwegs gewesen war, nach etwas Vertrautem. Die fragliche Gegend lag tief im Buschland, südöstlich der Stadt, wo die Ebene in uraltes, zerklüftetes Bergland überging.
    »Die Karte muss relativ neu sein. Früher, bevor das hier zum Naturschutzgebiet erklärt wurde, gab es da noch Reste eines alten Fahrwegs.« Mit dem Finger zog sie eine Linie über die Karte, mehrere Kilometer jenseits der Stelle, wo man Joes Wagen gefunden hatte, tief im Busch. »Da stand auch mal eine Farm, aber die ist schon vor sechzig, siebzig Jahren abgebrannt, und inzwischen ist nichts mehr von ihr übrig. Dad und ich haben ein paar Mal dort kampiert. Es gibt eine Quelle - ungefähr hier, glaube ich -, und dieser Abschnitt des Bachs verläuft in einer tiefen Rinne, sodass er die meiste Zeit über etwas Wasser führt. In dieser Gegend sind wir damals auch dem alten Charlie begegnet - er hat dort seit Jahren in einer Hütte aus Baumrinde gehaust und sich nur von dem ernährt, was der Busch hergibt.«
    »Der Mann, den dein Vater in einer Kurzgeschichte verewigt hat?«, fragte Alec nach. »Kann es sein, dass er noch lebt?«

    Wenn munkelnd, träumend Seelen sich entfalten … Vorgestern Nacht erst hatten sie unter den Sternen darüber gesprochen. Es schien eine Ewigkeit her.
    Sie befeuchtete sich die trockene Kehle mit einem Schluck Kaffee. »Es würde mich sehr überraschen, wenn er noch da wäre. Er kam mir damals schon sehr alt vor, und das muss an die fünfundzwanzig Jahre her sein. Er war bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs schon in der Armee, also muss er inzwischen weit über achtzig sein - wenn er nicht längst tot ist.«
    »Vor Jahren erzählten die Ältesten von einem alten Einsiedler dort im Busch«, warf Adam ein. »In letzter Zeit habe ich nichts mehr gehört, aber wir werden uns trotzdem mal umsehen.«
    »Kann es sein, dass seine Hütte noch steht? Ist es möglich, dass Joe - oder ein anderer - sie benutzt?«
    Alecs Gedanken bewegten sich in eine ähnliche Richtung wie Isabelles.
    Sie zuckte mit den Schultern. »Wer weiß? Aber so eine Rindenhütte lässt sich ganz einfach bauen. Jeder, der weiß, wie es geht, kann praktisch überall im Busch eine hinstellen, und wer nicht weiß, wo er suchen muss, wird sie nie im Leben finden. Aber diese Quelle ist die einzige Wasserstelle im Umkreis von etlichen Kilometern. Wenn jemand in der Gegend haust oder Tanya dort versteckt hält, dann muss es in der Nähe sein.«
    Alec stieß ein resigniertes Seufzen aus. »Hunderttausende Hektar - eine Nadel im Heuhaufen ist nichts dagegen. Also gut, Leute, macht euch auf den Weg, und sucht nach Ward, anschließend wird die Umgebung der Quelle durchkämmt. Wenn ihr irgendetwas findet - ganz egal was -, gebt sofort über Funk Bescheid.«

    Isabelle wartete, bis die beiden Männer die Karte an sich genommen und sich auf den Weg gemacht hatten zu den Ausrüstungskisten, die in einer Ecke standen, dann erst sah sie Alec offen an.
    »Ich gehe mit ihnen«, sagte sie ruhig.
    Was in seinen Augen aufblitzte, war nicht allein berufliche Besorgnis, und es bereitete ihr kein Vergnügen, sich ihm zu widersetzen, aber wenn es sein musste, würde sie sich bis aufs Blut mit ihm streiten.
    »Ich bin da draußen nicht weniger sicher als hier drin«, setzte sie hinzu, bevor er seine Bedenken anmelden konnte. »Und ich werde ganz bestimmt nicht untätig hier rumhocken, solange es niemanden gibt, der das Gebiet auch nur annähernd so gut kennt wie ich.«
    Ein Muskel zuckte in seiner angespannten Wange, und sie sah, wie Instinkt und Angst in ihm rangen mit den Vernunftgründen, die sie angeführt hatte. Angst um sie . Nach ein paar Augenblicken nickte er widerwillig.
    »Hast du einen Arbeitsoverall dabei? Wenn nicht, lass dir von Kris einen geben. Ich will, dass du dich in nichts von den anderen unterscheidest. Und schick jemanden los, der meinen aus dem Hotel holt.«
    »Du willst auch mit?« Der Gedanke war tröstlicher, als sie sich eingestehen wollte.
    »Ja.« Vor den Blicken der anderen durch ihre Körper verborgen, drückte er zärtlich ihre Hand, als er ihr den Hotelschlüssel gab. Es war eine federleichte Berührung, eine flüchtige, stumme Verbindung, die alles bestätigte, was in der Nacht geschehen war. »Ich werde dich nicht aus den Augen lassen, solange ich nicht weiß, dass du in

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