Dungirri 01 - Schwarze Dornen
Sicherheit bist«, sagte er leise, so leise, dass nur sie es hören konnte.
Ihre unabhängige, tüchtige Seite, die hätte einwenden können, sie brauche niemanden zu ihrem Schutz, hatte keine Chance gegen das Eingeständnis, dass sie den Schutz nicht nur brauchte, sondern sich damit auch sicherer fühlte.
Aber sie hatte keine Gelegenheit, einen dieser Gedanken zu äußern, denn er war - stirnrunzelnd und besorgt - bereits wieder ganz DCI. Der Betrieb um sie herum ging weiter, und Finn kam zu ihr hergetrottet, leckte sich nach dem Frühstück das Maul und stupste ihre Hand an, um gestreichelt zu werden.
»Lässt Finn sich als Spürhund einsetzen?«, wollte Alec wissen.
»Nur wenn du jedes einzelne Känguru und Karnickel im Busch aufstöbern willst«, gestand sie ein. »In der Ausbildung hat er eine Kopfverletzung abgekriegt, die seine Konzentration beeinträchtigt - darum ist er bei mir gelandet. Ich werde ihn hierlassen, solange wir unterwegs sind.«
Alec nickte und war mit seinen Gedanken offenkundig schon wieder irgendwo anders. »Ich muss noch ein paar Anrufe erledigen, bevor wir aufbrechen. Kannst du mir die nötige Ausrüstung zusammenstellen?«
Isabelle schickte einen Polizisten ins Hotel und suchte dann Kris, die ihr den eigenen Overall lieh. Isabelle zog sich auf der Polizeistation um, schnallte den schweren Ausrüstungsgürtel um die Hüften, überprüfte die Glock und steckte sie ins Halfter. Sie verließ sich auf ihre Gründlichkeit und Aufmerksamkeit, um trotz ihrer Anspannung einen Anflug von Ruhe in sich aufrechtzuerhalten, während sie im Lagerraum der Station die Ausrüstung zusammenstellte - Wasser, Sonnenschutz, Asservatenbeutel,
Werkzeuge, Funkgerät, GPS-Empfänger, Erste-Hilfe-Sets, zusätzliche Munition - und auf zwei Rucksäcke verteilte.
Vor der Station traf sie auf Steve, der ein Hochleistungsgewehr in eine Hülle packte und im Kofferraum eines Polizeiwagens verstaute. Ein mulmiges Gefühl kroch ihr den Rücken hinauf.
»Ich hoffe, du wirst das nicht brauchen«, sagte sie.
Grimmig und düster wandte Steve sich vom Wagen ab. »Ich ebenso. Aber niemand kann sagen, auf was wir da draußen stoßen und ob Ward gefährlich ist oder nicht. Ich habe nicht vor, draußen im Busch irgendein Risiko einzugehen.«
Diese ruhig gesprochenen Worte verdeutlichten den Wandel, der mit ihm vorgegangen war. Noch vor einem Jahr hätte die bevorstehende Aufgabe ihn in einen Adrenalinrausch versetzt und tollkühn gemacht. Ein Actionheld ohne Sinn und Verstand, dafür unter einer permanenten Überdosis Energie und Testosteron. Jetzt dagegen … Jetzt stand sie einem Mann gegenüber, der sich ohne diesen Rausch wissentlich der Gefahr stellte - ein Handeln, das weit mehr Mut erforderte als sein früherer Enthusiasmus. Doch die Entschlossenheit in seinem versteinerten Gesicht verstärkte nur Isabelles Besorgnis, und fast wünschte sie sich den früheren, nervtötenden Steve zurück. Der hätte sie zumindest von ihrer eigenen Angst abgelenkt.
Sie wuchtete die beiden Rucksäcke ins Auto und ging mit Steve noch einmal alles durch, damit sie auch wirklich nichts vergaßen. Im Lauf der Jahre hatten beide so viele Suchaktionen im Busch mitgemacht, dass es im Grunde reine Routine war, aber bisher hatten sie so gut wie immer
nach vermissten Touristen und Campern gesucht; anders als jetzt, wo sie nicht wussten, ob sie nach einem Mörder, seinem Komplizen oder dem Opfer fahndeten.
Nachdem sie die Ausrüstung kontrolliert und verstaut hatten, hielt Steve inne und sah sich um. Sie waren allein, nur aus dem Gemeindesaal drang ein leises unverständliches Stimmengewirr. Er versenkte die Hände in den Hosentaschen und bohrte den Schuhabsatz in den Kies.
»Bella, wegen dir und Goddard … Ich wollte nur, dass du weißt, es freut mich für dich. Er ist ein guter Kerl.«
Das Blut schoss ihr in die Wangen. »Er ist nicht … Wir sind nicht …«
Auf einem Strommast in der Nähe stimmte ein Kookaburra seine typischen wie Gelächter klingenden Rufe an, und für einen Augenblick blitzte der frühere, neckende Steve wieder auf, als er leise in das Kichern des Vogels einfiel. »Du hast heute Nacht den Hund vor die Tür gesperrt, Bella.«
Und Steve war mit Finn rausgegangen, bevor ein anderer den Hund draußen entdecken konnte. Sie betrachtete den Kookaburra, sein gellendes Morgengelächter stand in einem völligen Kontrast zum Aufruhr ihrer Gefühle.
»Das hat keine Zukunft«, sagte sie ruhig. Die unfassbare Leere dieser
Weitere Kostenlose Bücher