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Dungirri 01 - Schwarze Dornen

Titel: Dungirri 01 - Schwarze Dornen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bronwyn Parry
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nicht … Er kann unmöglich …«
    Sie brach ab, schüttelte den Kopf, um die schwelende Furcht zu vertreiben. Sie musste klar denken.

    »Es ist höchst unwahrscheinlich, dass ein Mann von über achtzig oder neunzig Jahren für all diese Taten verantwortlich ist.«
    »Aber nicht ausgeschlossen.« Leise hatte Alec die Wahrheit ausgesprochen. »Weißt du noch, in welcher Richtung die Hütte liegt?«
    »Am Fuß der Hügelflanke, da drüben. Es müssten vier-, vielleicht fünfhundert Meter sein.« Sie sah Alec in die Augen. »Wir müssen dorthin gehen. Alle zusammen.«
    Sie konnte sehen, wie er hinter der gerunzelten Stirn rasch die verschiedenen Möglichkeiten durchspielte und schließlich zu dem gleichen Schluss gelangte wie sie. Nur gemeinsam waren sie sicher. Zu viert standen ihre Chancen weit besser, als wenn sie sich aufteilten, ganz gleich, was sie dort erwartete.
    »Richtig«, pflichtete er ihr bei. Er griff nach seiner Glock. »Alle ziehen ihre Waffen und bleiben dicht beieinander. Steve, wir gehen voran. Adam, Sie sichern nach hinten, und …«, seine Miene wurde eisig, als DCI gewährte er keinerlei Verhandlungsspielraum, »… Sie beschützen Isabelle um jeden Preis. Das ist ein direkter Befehl.«
    Sie marschierten schweigend, unterbrochen nur von den kurzen Richtungsanweisungen, die Isabelle Alec gab, und erreichten schließlich eine weitere Lichtung, die kleiner war als die erste. Dort, wo Charlies Hütte gewesen war, stand nun im unregelmäßigen Schatten einiger Zypressen ein traditioneller Schäferunterstand, eine dürftige Konstruktion aus jungen Bäumen und Rinde, gerade groß genug, dass ein Mann darin sitzen oder liegen konnte, der Boden einen halben Meter über der Erde.
    Mit bis zum Äußersten gespannten Nerven erfasste
sie die Lage auf einen Blick, bemerkte die kleine, offen stehende Tür mit dem massiven Metallriegel an der Außenseite.
    Doch ihr blieb keine Zeit, Schlüsse daraus zu ziehen, denn schon hatte sie entdeckt, was vor der Hütte auf dem Boden lag.
    Auf einem Wulst, über den eine Decke gebreitet lag, thronte ein grauer, verwitterter Schädel und schien sie mit großem zahnlückigem Kiefer anzugrinsen - der Wulst war so groß wie ein Kinderkörper, die dünne, braune Decke folgte der Krümmung eines kleinen Rückens.
    Die Welt drehte sich um sie, und plötzlich stand sie wieder auf jener Weide und starrte auf die Leiche von Jess, doch gleichzeitig war sie auch hier, und sie konnte vor beidem nicht davonlaufen, konnte sich nicht rühren, konnte nicht aufschreien, konnte kaum atmen unter dem kalten, stechenden Schmerz, der sie zerriss.

21
    S ie waren erstarrt, alle drei. Wenn es für ihn schon so war, als bohrten hundert Messer sich in seine Eingeweide, dachte Alec, wie musste es dann erst für die anderen sein? Niemand sollte so etwas je miterleben müssen und schon gar nicht zweimal.
    Bellas Augen verfinsterten sich in einer Qual, die menschliches Maß überstieg, und er verwünschte sich, hasste sich, weil er so dumm gewesen war, sie hierherzubringen.
    Er schob Steve zu ihr. »Bringen Sie Bella weg. Ich gehe rüber und …« Er brachte den Satz nicht zu Ende. Er würde einfach tun, was zu tun war.
    Steve ging zu Bella, legte ihr den Arm um die Schulter und versuchte, sie von dem Anblick abzuwenden, doch sie rührte sich nicht, reagierte nicht, starrte nur aus wilden, schmerzverzerrten Augen.
    Sie brauchte Gewissheit. Zum Teufel, sie alle brauchten Gewissheit.
    Der Anblick von Bellas Leid hatte sich in Alecs Sehnerv eingebrannt, und als er neben der Decke niederkniete, dauerte es einen Moment, bis er begriff, dass die Form auf dem Boden nicht dem entsprach, was er erwartet hatte. Trotzdem verhießen die Fliegen, die ein Loch im Stoff umschwirrten, nichts Gutes, und wenn die Sonne auch noch nicht hoch genug stand, um den Schatten der
Bäume zurückzudrängen, so war der Geruch des Todes doch unverkennbar.
    Er zwang seine Finger, nach der Decke zu greifen, hob mit bleiernem Arm vorsichtig den Saum an und machte sich darauf gefasst, einen jungen, glatten Körper ansehen zu müssen … wenn nicht Schlimmeres.
    Das Bein, das er sah, war von braunem Fell bedeckt und eindeutig nicht menschlich. Zwei Beine, langer Schwanz, kräftige Hinterläufe.
    »Sie ist es nicht.« Seine Stimme war so rau, dass er sie selbst kaum erkannte. Er riss sich vom Anblick des toten Tiers los und rief den anderen über die Lichtung zu: »Es ist nicht Tanya. Es ist ein Wallaby. Oder ein Känguru.«
    Zur Hölle,

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