Duniyas Gaben: Roman
sagte Duniya , währen d si e de n N a belbereic h de s Baby s mit Penizillincrem e einrieb , »un d manch e sin d heilbar , manche nicht.«
Da ß de r Nabe l de s Säugling s entzünde t war , hatte n all e imZimme r bemerkt , den n Somali s assoziiere n diese n Bereic h mit de m weibliche n Kamel , da s di e Elter n neugebore n en Jungen zusprechen . Somali s schnüre n di e Nabelschnu r a n beiden Ende n mi t eine m au s de m Schwan z de r geschenkten Kamelstut e gezupfte n Haa r ab . De m Namenlose n wa r kein solche s Geschen k dargebote n worden.
»Wi r könne n ih n doc h zu r Klini k bringen , ode r nicht?«
erkundigte sich Nasiiba. Sie wandte sich an B osaaso. »Du hast ei n Aut o – e s mach t di r doc h nicht s aus , un s hinzubringen, oder?«
Mataa n sagte : »Da s bring t nichts.«
»Waru m nicht? « fordert e Nasiib a ihre n Zwillingsbruder heraus.
»Wi r könne n ih n ers t hinbring e n , nachde m wi r sein e Existenz be i de r Polizeibehörd e registrier t haben« , erklärt e Bosaaso.
»Da s is t typisch e Männerlogik« , sagt e Nasiiba , »lächerlich!«
»E s lieg t i m Wese n de r Bürokratie , da ß si e sic h selbst hervorbringt« , fuh r Bosaas o fort . »Ers t mu ß de r Namenlose existieren. Um zu existieren, braucht er Papiere. Um die zu bekommen , mu ß e r Elter n haben , au f dere n Identitä t er zurückgeführ t werde n kann . Ers t dan n wir d di e Bürokrati e der Klini k sic h mi t ih m beschäftigen.«
»Wi r müsse n etwa s unternehmen« , sagt e Nasiib a un d wandte sic h bitten d a n ihr e Mutter : »Bitt e veranla ß doc h jemanden, etwas zu tun.«
»Dan n mach t euc h au f de n Weg , ih r Männer« , sagt e Duniya z u Mataa n un d Bosaaso.
Mataa n un d Bosaas o gingen . Al s Duniy a aufblickte , erkannte sie , da ß Nasiib a sic h a uch zum Gehen anschickte. Wollte sie nicht mit ihr allein sein aus Angst, daß ihr alles abgerungen würde , wa s si e vo n de m Findlin g wußte ? Duniy a fragte:
»Wohi n gehs t du , Naasi?«
»E s wir d nich t lan g dauern.«
Beinah e hätt e si e ihr e Tochte r gebeten , de r Mutt e r de s Babys ihr e beste n Wünsch e auszurichte n un d ih r z u versichern , da ß esi n gute n Hände n sei . Doc h si e sprac h nicht ; ih r Blic k wa r auf ein e Libell e fixiert , di e in s Zimme r gekomme n war . Und Nasiib a gin g hinaus . Di e Libell e flo g au s de m Fenster , z u dem s i e hereingekomme n war , abe r nicht , ohn e vorhe r dem Findlin g ihr e Reveren z z u erweisen , übe r de m si e ei n paar Augenblick e verweilt e un d desse n Stir n si e mi t de n Füßen berührte – i n segnende r Geste?
Nasiib a un d di e Libell e ware n noc h kein e Minute verschwunde n , al s de r Namenlos e s o herzergreifen d z u weinen anfing, daß Duniya sich fragte, ob er den Geruch ihrer Tochter oder die Anwesenheit des Flügelwesens vermißte. Der Findlin g schri e wi e besessen , nah m Duniya s Aufmerksamkeit i n Beschla g wi e noc h kei n Bab y zuv o r , nich t einma l eine s ihrer eigenen . E r legt e i n sein e Darbietun g alles , z u de m e r fähig war , Husten , Niesen , Rülpsen , un d macht e sic h auc h noc h naß. Zu m erste n Ma l i n ihre m Lebe n wollt e Duniy a nich t mi t einem Säuglin g allei n sein . Si e wünschte , e s wär e n o c h j e mand da, de r ih r zu r Han d gehen , ih r Lei d teilen , Zeugni s vo n dem ablege n könnte , wa s hie r geschah.
Ih r Gebe t wurd e erhört . Ein e Fra u rie f »H udi - hudi«. Duniya wiederholt e mehrmal s da s üblich e »Hodin«, aber keine Stimm e wa r lau t genug , da s leidenschaftlich e Brülle n des Findling s z u übertönen . Ein e älter e Frau , vo n de r Las t der Jahre gebeugt, trat ein. Duniya freute sich, sie zu sehen. Sie erkannt e di e Fra u al s Nachbarin , wußt e abe r gerad e nich t ihren Na m en.
Di e alt e Fra u sagte : »Hie r bis t d u also , Kleiner« , tätschelte di e tränennasse n Wange n de s Säugling s un d lächelte . »All e in de r Nachbarschaf t rede n vo n di r un d wi e großzügi g Duniy a in Anbetrach t de r Zeite n ist , i n dene n wi r leben , un d d a weinst du , w o du ga r keine n Grun d daz u hast. « De r Findling verstummt e un d lauscht e au f di e neckende n Bemerkunge n der alten Frau, als würde er jedes Wort verstehen. Da wurde es Duniya klar: Der Namenlose vermißte menschliche Stimmen, nicht den körperlichen Kontakt. War es möglich , da ß e s vom Augenblick seiner Geburt an ein ununterbrochenes Murmeln menschliche r Stimme
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