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Dunkel - Hohlbein, W: Dunkel

Dunkel - Hohlbein, W: Dunkel

Titel: Dunkel - Hohlbein, W: Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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kippte nach hinten. Blut schoß aus seiner Nase, lief aber auch seinen Rachen herunter und ließ ihn qualvoll nach Luft ringen. Der Unheimliche setzte ihm nach, schlug ihm in den Nacken und holte zu einem weiteren, noch härteren Hieb aus, ließ die Hand aber dann plötzlich wieder sinken. Der nächste Schlag hätte ihm höchstwahrscheinlich das Bewußtsein geraubt, und er wollte nicht, daß er in barmherzige Ohnmacht sank. Statt dessen beugte er sich vor, drehte ihn mit einer brutalen Bewegung auf den Rücken und sorgte so dafür, daß er mit ansehen mußte, was weiter geschah. Sein Schauspiel war sinnlos, wenn es kein Publikum gab.
    Jan kämpfte verzweifelt gegen die schwarzen und roten Schleier, die seine Gedanken in den Abgrund hinabzerren wollten. Katrin. Er konnte nur noch an Katrin denken. Er mußte sie retten. Irgendwie.
    Stöhnend wälzte er sich herum, tastete blind über den Boden und bekam ein Tischbein zu fassen. Seine Kraft reichte nicht mehr, allein aufzustehen. Er zog sich an dem Tisch in die Höhe, sah eine verschwommene, schattenhafte Bewegung vor sich und wußte, daß der Dunkle wieder nach ihm schlug. Er hatte nicht mehr die Kraft, auch nur die Hand zu heben.
    Der Schlag riß ihn halbwegs in die Höhe und schleuderte ihn nach hinten auf den Tisch, dessen ohnehin gesprungene Glasplatte unter seinem Gewicht endgültig zerbrach. Jan stürzte in einem Hagel aus Glasscherben und zerborstenem Porzellan zu Boden, spürte einen neuen, brennenden Schmerz in der rechten Hand und schloß trotzdem instinktiv die Finger um die Scherbe. Seine Hand machte eine schnelle, weit ausholende Bewegung. Die rasiermesserscharfe Klinge aus Glas zischte mit einem widerwärtigen Geräusch durch Luft, groben Stoff und empfindliches weiches Fleisch.
    Der Dunkle knurrte wie ein wütender Hund und trat Jandie Scherbe aus der Hand. Dann riß er ihn in die Höhe, schüttelte ihn zornig und ließ ihn dann achtlos wieder fallen. Neue Glasscherben bohrten sich durch Jans Kleidung tief in seine Haut, und diesmal verlor er tatsächlich das Bewußtsein, wenn auch nur für eine oder zwei Sekunden.
    Als er wieder sehen konnte, hatte sich der Unheimliche herumgedreht, seine Hände waren zu Klauen geworden … Vielleicht spürte er ja, daß Jan für einen Moment bewußtlos gewesen war und ihn nicht von hinten angreifen konnte. Seine Wade blutete heftig, aber die Verletzung schien ihn nicht zu beeindrucken.
    Jan griff nach einer weiteren Glasscherbe, sprang in die Höhe und schlug blind und ohne zu zielen zu. Er traf nicht. Der Unheimliche mußte die Bewegung gespürt haben, denn er fuhr im letzten Moment herum, blockte Jans Hieb mit dem linken Arm ab und packte ihn mit der anderen Hand an der Kehle.
    Seine Kraft war furchterregend. Jan bekam keine Luft mehr, und er spürte, daß ihm der Unheimliche auch mit der gleichen Leichtigkeit den Kehlkopf zerquetschen oder gleich das Genick hätte brechen können. Statt dessen drückte er ihm nur den Atem ab und zerrte ihn so weit in die Höhe, daß seine Füße den Kontakt zum Boden verloren und seine Nackenwirbel knackten.
    Jan schlug in blinder Todesangst zu. Seine freie Hand klatschte ins Gesicht des Unheimlichen, während die andere hilflos durch die Luft fuchtelte.
    Dann war der entsetzliche Druck auf seinen Kehlkopf plötzlich verschwunden. Jan stürzte zu Boden, rollte durch Glasscherben und rang qualvoll nach Luft. Der Dunkle schrie; ein unwirklicher schriller Laut, in dem sich Schmerz, Wut und ungläubige Überraschung mischten. Er taumelte. Sein Gesicht war schmerzverzerrt. Er hatte die Hand gegen die linke Schulter gepreßt. Zwischen seinen Fingern quoll dunkles, zähflüssigesBlut hervor, und seine Kleider schienen zu … schwelen. Er schrie noch immer; hoch, schrill, in einer unmenschlichen Tonart, in der sich unerträglicher Schmerz und grenzenlose Wut zu etwas mischten, was Jan bis ins Mark erschauern ließ. Kein Zweifel – es hatte ihm weh getan. Sehr weh.
    Jan stemmte sich hoch, schwang seine improvisierte Waffe und registrierte fast beiläufig, daß er keine Glasscherbe, sondern etwas aus Metall ergriffen hatte; vielleicht ein Messer. Katrin hatte den Frühstückstisch gedeckt, bevor sie ihre Yogaübung begonnen hatte. Egal. Es war eine Waffe, und sie tat ihren Dienst. Und offensichtlich flößte sie seinem Gegenüber gehörigen Respekt ein.
    Jan hatte am eigenen Leib gespürt, wie stark und vor allem wie unvorstellbar schnell der Dunkle war. Es hätte ein Leichtes für ihn sein

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